Im Jahr 2009 veröffentlichte Publisher Activision mit Prototype das wohl meistverkaufteste Open-World-Spiel des Jahres. Der Actionkracher, welcher von Radical Entertainment entwickelt wurde, galt für viele als Geheimhit – der endgültige Durchbruch blieb jedoch aus. Genau aus diesem Grund versucht sich das Entwicklerstudio mit Sitz in Kanada in diesem Jahr an einer Fortsetzung der Serie. In Prototype 2 ist alles dunkler, böser und zerstörter. In der Haut von James Heller haben wir ein Ziel vor Augen: Alex Mercer zu töten und die Stadt New York Zero vor dem Aus zu bewahren.
Gleich und Gleich gesellt sich gern
Vierzehn Monate sind vergangen, als das Blacklight-Virus weite Teile von Amerika befallen hat. Sgt. James Heller ist im Irak stationiert, als das bösartige Virus seine Heimatstadt New York Zero erreicht. Als wäre das noch nicht genug, erfährt er wenig später, dass Blacklight auch seine Familie brutal ermordet hat. Aus diesem Grund begibt er sich mit seinem Trupp zurück nach NYZ, wo mittlerweile Angst und Zerstörung eng beieinander liegen. Schnell wird klar: Alex Mercer treibt erneut sein Unwesen und sein Virus hat mittlerweile die Stadtgrenzen durchbrochen. Zu allem Überfluss wird Hellers Trupp bei der Rückkehr auch noch von einem Schwarm Infizierter massakriert, woraufhin der Sergeant als einziger Überlebender zur Hoffnung der gesamten Stadt mutiert. Es folgt eine Machtprobe der beiden Protagonisten, die Mercer dank seiner mörderischen Fähigkeiten für sich entscheidet. Was nun folgt soll das Schicksal von ganz New York Zero für immer verändern. Heller wird mit dem gefährlichen Blacklight-Virus infiziert und ist von nun an der Prototyp von Alex Mercer!
Brachiale Action in New York Zero
Das Spiel beginnt mit einer Art Tutorial in einem Laboratorium der Gentek-Organisation. Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, den Blacklight-Virus genauer zu untersuchen. Klar ist auf jeden Fall, dass es bei dieser Organisation nicht mit rechten Dingen zu geht. Durch Pater Guerra, der neue Begleiter von Hauptprotagonist Sgt. Heller, erfahren wir nach und nach, was es mit der Gruppierung, dem Tod unserer Familie und dem wahren Grund für Mercers Blutrausch auf sich hat. Doch erstmal zurück zum Tutorial, in dem wir die Grundlagen der neuen Bio-Fertigkeiten näher gebracht bekommen. Heller kann nun, ähnlich wie sein Mentor, die feindlichen Gestalten absorbieren und dadurch wieder Lebensenergie tanken. Der besondere Clou: Per Tastendruck kann er die Idendität des NPCs übernehmen und so die Aufmerksamkeit der Gesetzshüter abwenden. Insgesamt sicherlich keine große Neuerung, aber immerhin eine kleine Abwechslung in Sachen Outfit.
Florierende Großstadt-Metropole
Wie bereits erwähnt spielt Prototype 2 in der Stadt New York Zero – kurz NPZ. Die virtuelle Metropole, welche stark New York City ähnelt, wurde diesmal um einiges hübscher und vor allem lebendiger gestaltet. Die Passanten gehen Tätigkeiten nach, Fahrzeuge sind stets in Bewegung und man hat das Gefühl, dass die Stadt noch ein wenig Lebensenergie übrig hat und versucht, dass Beste aus der aussichtslosen Situation zu machen. Heller kann sich durch die gesamte Stadt schwingen und über die Häuser gleiten. Im Kampf gibt es diesmal die Möglichkeit, zwei verschiedene Waffen gleichzeitig zu tragen. Während sich Oberscherge Mercer im ersten Teil noch für eine Waffe entscheiden musste, kann der infizierte Sergeant seine Arm in ein Schwert und eine Klinge gleichzeitig verwandeln. Dadurch entstehen zahlreiche neue Kombinationsmöglichkeiten, die im Kampf eine wichtige Rolle spielen. Mit viel Geschick und ein bisschen Glück können Raketen oder andere Geschosse direkt an den Absender zurück geschickt werden – meist mit einem großen zerstörerischer Ergebnis. Auch wenn sich die Steuerung fast kaum vom Erstling unterscheidet, gibt es namenhafte Neuerungen. So gibt es zum Beispiel brachiale Spezialmoves, die vor allem im Nahkampf zum Einsatz kommen. Außerdem kann sich Heller ab einem bestimmten Zeitpunkt im Spiel Verstärkung durch Mutanten holen, denen der Spieler sogar Ziele zuweisen kann. Dadurch wird Prototype 2 zwar nicht zum Taktikbrett, jedoch werden die Kampfsequenzen um einiges tiefgründiger. Ausgewählt werden die verschiedenen Angriffe über ein Kreismenü am rechten Bildschirmrand.
Beschäftigungen an jeder Ecke
New York Zero ist in drei verschiedene Abschnitte unterteilt, in denen der Spieler sich frei bewegen kann. Will man eine Zone verlassen, greift Heller auf einen Hubschrauber zurück. In den einzelnen Zonen können neben Hauptmissionen auch verschiedene Nebenevents absolviert und Sammelobjekte eingesammelt werden. Zu den Nebenevents gehören Checkpoint-Rennen oder auch verschiedene Sprungherausforderungen, die zusätzlich für Abwechslung sorgen. Für den besonderen Spielspaß sorgt eine XP-Leiste, die durch alle absolvierte Haupt- & Nebenmissionen stets steigt. Dadurch können wir die Mutantenfertigkeiten von Heller verbessern. Wollen wir beispielsweise länger an Häuserfassaden entlang rennen, müssen wir das dafür vorgesehene Talent verbessern. Insgesamt verleiht der leichte Einfluss von Rollenspiel-Elementen dem Spiel mehr Tiefgang, was sich vor allem auf die Spielzeit auswirkt. Diese beläuft sich auf circa 12-16 Stunden, je nachdem wie viele Nebenevents man absolviert.
Brachial, aber nicht bombastisch
Kommen wir abschließend zur technischen Seite von Prototype 2. Diese ist, wie schon im Erstling, wirklich sehr gelungen. Story-Einzelheiten oder Missionseinleitungen werden durch hochwertige Zwischensequenzen eingeleitet, die durch eine Graustufe mit blutigen Farben ein wenig an Sin City erinnern. Das kommt vor allem der Atmosphäre zu Gute, die dadurch noch apokalyptischer rüberkommt. Besonders aufgefallen sind uns die Bluteffekte, die in der deutschen Version doch sehr abgeschwächt daherkommen. Während in der internationalen Fassung Splattereffekt an der Tagesordnung sind, müssen sich deutsche Spieler mit einer geschnittenen Fassung zufriedengeben. Jedoch hätte es Prototype 2 ohne diese Einschnitte wohl nicht auf den deutsche Markt geschafft.
Die Metropole New York Zero ist hübsch, holt aber noch lange nicht alles aus der aktuellen Generation heraus. Hierfür fehlt einfach der nötige Detailgrad. Außerdem fallen meist schwammige Texturen und leichte Popups auf, die das Spielgeschehen zwar nicht beeinflussen, jedoch eine hohe Wertung im grafischen Bereich unmöglich machen. Dafür passt die musikalische Untermalung, die durchweg gelungen und nicht zu bombastisch wirkt. Fans von englischer Synchronistation wird es freuen, dass die deutsche Fassung nur mit deutschen Untertiteln ausgestattet wurde. Technisch macht Prototype 2 eine gute, aber keine überragende Figur.