Ödland bleibt Ödland, auch mit mehr Abwechslung
Bot der Vorgänger noch einzelne, relativ weitläufige Areale, könnt ihr das Ödland von „Rage 2“ tatsächlich vollkommen frei erkunden und das sogar ganz ohne Ladezeiten. Tatsächlich hat sich im Ödland in den vergangenen 30 Jahren eine Menge verändert. So wartet die Welt mit abwechslungsreichen Biomen auf. Von einem riesigen Wald über einen gruseligen Sumpf bis hin zu den obligatorischen Felswüsten, ist in der Welt des Shooters nahezu alles vorhanden.
Allerdings verlaufen die auf der Karte verzeichneten Grenzen dabei offenbar so starr, dass die Biome diese nicht überqueren können. Anders können wir uns die abrupten Wechsel der Szenerien nicht erklären. Trotzdem sorgen die abwechslungsreichen Umgebungen für einige wirklich schöne Endzeit-Panoramen, die ihr im umfangreichen Fotomodus festhalten könnt.
Immerhin sieht „Rage 2“ tatsächlich größtenteils hervorragend aus. Die Umgebungen und die Weitsicht, die die APEX Engine auf den Bildschirm zaubert, können sich allesamt sehen lassen. Auch Gegnermodelle und Effekte sorgen dafür, dass das Spiel wirklich hübsch anzusehen ist. Da fallen ein paar Clippingfehler oder unscharfe Texturen kaum ins Gewicht.
Doch was nützt all die grafische Opulenz, wenn die Welt leb- und lieblos wirkt? Ein Wettersystem glänzt vollständig durch Abwesenheit und mal abgesehen von ein paar herumstreunenden Banditen, Fahrzeug-Konvois sowie einer Handvoll Vogelschwärme und Büffel ist in der Welt tote Hose angesagt.
Deutlich besser machen es da schon die kleineren Ortschaften, die dank zahlreicher NPCs wirklich lebendig wirken. Mal abgesehen von den obligatorischen Händlern laden die Städtchen leider nicht zum Verweilen ein, denn die aus dem Vorgänger bekannten Minispiele wie Five-Finger-Fillet, Strum oder Tombstones, wurden ersatzlos gestrichen.
Glücklicherweise werden einige liebevoll platzierte Details oder Anspielungen auf den ersten Serienteil für ein Grinsen auf eurem Gesicht sorgen, das sich beim allgemein vorherrschenden, abgedrehten Humor nur noch ausbreitet.
Rage 2 und die Open World
Tut „Rage 2“ der Sprung in die Open World also gut? Leider nicht, denn an die Qualität eines „Far Cry: New Dawn“ oder „Borderlands 2“ reicht die postapokalyptische Welt des Shooters zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise heran.
Ein Banditenunterschlupf hier, ein Heißluftballon mit Loot dort. Das haben wir alles schon zur Genüge gesehen und zwar in deutlich besserer Form. Auch das Design der Nebenaufgaben geht nicht über die gängigen Genrestandards hinaus.
Meistens bestehen die Aufgaben lediglich daraus, ein bestimmtes Gebiet von Gegnern zu säubern. Ab und zu wirft „Rage 2“ dabei mal einen coolen Miniboss ins Getümmel, das war es dann aber schon mit der Abwechslung.
Da helfen leider auch der Phönix – Walkers aufrüstbarer Geländewagen – und die anderen Fahrzeuge nicht viel. Die meiste Zeit fahrt ihr damit nur von Punkt A zu Punkt B und das, ohne auf den vier Kilometern dorthin auch nur eine Menschen- oder Mutantenseele zu treffen. Dass sich die Fahrzeuge dabei zusätzlich noch äußerst schwammig steuern lassen, macht die Sache nicht unbedingt besser.
Mal abgesehen von ein paar optionalen Autorennen, die immer gleich ablaufen, sind höchstens die bewaffneten Konvois von Interesse. Die sind nämlich tatsächlich ziemlich herausfordernd ausgefallen und locken dazu mit zusätzlichen Talentpunkten.
Immerhin dürft ihr euch hinter das Lenkrad nahezu aller Maschinen klemmen, die ihr in der Spielwelt finden könnt. Gerade mit den fetten Monstertrucks ein paar Banditen platt zu walzen, entpuppt sich als recht spaßiger Zeitvertreib.
Wer übrigens irgendwann keinen Bock mehr auf die Nebenaufgaben hat oder im Affenzahn durch die Hauptquest hetzt, ist in knapp zehn Stunden durch. Wer wirklich alles erledigen will, ist gut 30 Stunden mit „Rage 2“ beschäftigt.