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RaiderZ: Die Monsterjagd im Test

Am 15. November 2012 veröffentlichte Gameforge Berlin nach geraumer Testzeit das Action-MMORPG RaiderZ, welches von MAIET Entertainment entwickelt wird. Obwohl das Spiel vom Umfang her deutlich geringer ausfällt als seine Kollegen, hat sich RaiderZ innerhalb der MMO-Szene zu einem kleinen Geheimtipp entwickelt. Das Spielkonzept, welches sehr an die erfolgreiche Monster-Hunter-Reihe angelehnt ist, findet in der breiten Masse sehr viel Zuspruch und so konnten auch wir es uns nicht nehmen lassen, einen Blick in das Königreich Rendel zu werfen. Vorweg können wir schon verraten, dass RaiderZ mehr zu bieten hat, als das Spiel auf den ersten Blick vermuten lässt, und einen eigenen Charme besitzt. Wie unser Testlauf in RaiderZ ausgefallen ist, verraten wir euch auf den nächsten Seiten.

Ein schneller Anfang

Im Königreich Rendel ist sprichwörtlich die Hölle los. Fiese Monster tauchen überall auf und versetzen die Einwohner dieses Landes in Angst und Schrecken. Eine ideale, wenn auch etwas ideenarme, Voraussetzung für uns Spieler, hier für Frieden und Ordnung zu sorgen. Im Charaktermenü erwartet uns eine üppige, wenn auch nicht bahnbrechende Charaktererstellung mit durchschnittlichen Möglichkeiten. In RaiderZ gibt es zwar viele verschiedene Rassen, aber nur eine steht uns davon zur Auswahl: die Menschen. Wir suchen uns ein Geschlecht aus, passen unser Aussehen an und haben dann die Wahl zwischen vier stereotypen Klassen, die auch alle Funktionen abdecken, die ein klassisches MMORPG braucht. Der Verteidiger tankt, der Magier richtet Schaden aus der Ferne an, der Kleriker heilt und der Berserker gibt im Nahkampf den Ton an. Die Anpassungsmöglichkeiten unseres Alter Ego sind nicht überwältigend, aber immerhin ausreichend. Einige Gesichtsbehaarungen und verschiedene Körpertypen könnten der Auswahl gut tun. Ein bisschen zu viel Einheitsbrei, unserer Meinung nach. Dank der Engine sehen die Charaktere immerhin durchweg gut aus und können optisch überzeugen.

 

Ein simples Prinzip

 

Obwohl wir gerade erst in der Welt gelandet sind, geht es direkt in die Vollen. Wir sollen es mit finsteren Echsenmenschen aufnehmen, die hier in der Gegend für Unruhe sorgen. Diese sind obendrein auch noch schwer bewaffnet, was uns als angehenden Helden allerdings wenig juckt. Obwohl diese Dinger fast einen Kopf größer sind als wir, liegen sie nach wenigen Schlägen schnell im Dreck. Freudig nehmen wir aber zur Kenntnis, dass wir es hier gleich mit richtigen Gegnern zu tun bekommen und nicht wie in anderen Spielen erst mal gegen Pilze antreten müssen. Das Prinzip von RaiderZ ist eigentlich recht simpel und rasch erklärt: Große Monster verprügeln, Beute einsammeln, daraus neue Ausrüstung herstellen und dann noch größere Monster verprügeln. Das klingt recht einfach, macht aber einen Riesenspaß. Man bekommt von den Gegnern Grundmaterialien, aus denen man dann bei diversen NPCs neue Rüstungen, Waffen und Veredelungen herstellen kann. Komplette Gegenstände lassen die Monster nicht fallen. RaiderZ setzt sehr stark auf PvE, wobei es eben immer nur darum geht, Zutaten für bessere Items zu bekommen. Dies erinnert schon sehr stark an die beliebte Monster-Hunter-Reihe, die als Offline-Rollenspiel selbiges Konzept verfolgt. Das bedeutet nun aber nicht, dass RaiderZ eine Komplettumsetzung dieser Idee ist. Die Entwickler von MAIET Entertainment haben das Onlinespiel natürlich noch um einige soziale Features und MMO-Standards erweitert.

Ein actionreiches Kampfsystem

Ähnlich wie TERA setzt auch RaiderZ auf ein direktes Hack'n Slay-Kampfsystem, bei dem man den Gegner nicht mehr anklicken muss, sondern einfach seine Attacken in die Runde wirft und damit alles trifft, was sich in diesem Radius befindet. Zusätzlich gibt es noch die Möglichkeit, Angriffe abzublocken, was einen Teil des Schadens absorbiert, oder sich via Ausweichbewegungen aus dem Zielfeld des Gegners zu flüchten. Das braucht zwar ein bisschen Übung, wenn man dieses Prinzip aber verstanden hat, lernt man dessen Nützlichkeit schnell zu schätzen. Während eines Kampfes kommt es auch gerne mal vor, dass Gegner einen Teil ihrer Rüstung oder Stärkungszauber fallen lassen. Diese kann der Spieler dann sofort benutzen, was ihm zum Beispiel einen kurzzeitigen Kraftschub, bessere Verteidigung oder etwas Heilung verschafft. Bei einigen Gegnern ist es auch möglich, nach dem Kampf deren Waffe aufzuheben und für eine kurze Zeit zu benutzen. Das alles macht die Kämpfe in RaiderZ überaus dynamisch und sorgt für Erfrischung. Es macht einfach Spaß, hordenweise Angreifer mit seinen Hieben oder Zaubern zu bearbeiten. In diesem Bereich punktet das Spiel auf voller Länge.

Hybride Klassen

Eure gewählte Klasse in RaiderZ könnt ihr nach bewährtem Prinzip ausbauen. Jede Stufe bekommt ihr einen Talentpunkt, den ihr dann für neue Fähigkeiten oder für die Entwicklung einer bereits erlernten benutzen könnt. Die Talentbäume sind in mehrere Ausbaustufen eingeteilt und sobald ihr einen Tier vollendet habt, gibt es eine oder mehrere passive Fähigkeiten gratis mit dazu. Allerdings habt ihr auch die Möglichkeit, ab Level 10 Skills der anderen Klassen zu lernen und damit eure eigene, hybride Klasse zu erstellen. Wer also schon immer als Tank auch mit Zaubern um sich werfen wollte, kann dies in RaiderZ nun tun. Allerdings hat so viel Freiheit auch ihren Preis. Durch die fehlenden Punkte erreicht ihr nie die Endfähigkeiten eurer Klasse und kommt deren Rolle im PvE damit nicht mehr 100% nach. Für Freunde des Ausprobierens bietet sich hier ein Spielplatz voller Möglichkeiten, die einzelnen Begabungen miteinander zu kombinieren. Anfängern empfehlen wir aber, sich erst mal nur auf die Grundklasse zu konzentrieren, da man vergebene Punkte nämlich nicht so einfach rückgängig machen kann. Dies geht nur mit Einsatz eines speziellen Items aus dem CoinZ Echtgeld-Shop.

Eure Skills bekommt ihr direkt über den Talentbaum, wodurch nervige Wege zum Lehrer gespart werden. Die Animationen der Fähigkeiten sind dank der modernen Engine sehr gut in Szene gesetzt und ein echter Hingucker für Grafikfans.

Wenig Content ist manchmal mehr

 

Man könnte nun mit böser Zunge RaiderZ als einen Grinder bezeichnen, was sogar zutreffen würde. Allerdings macht das Spiel eine Sache beim Grinden richtig, die sonst eben eher für eine negative Haltung sorgt: Das Grinden hat einen Sinn und geht schnell. Es gibt circa 400 Quests im Spiel, die auch (je nach Spielweise) bis zum derzeitigen Maxlevel 35 ausreichen. Man hat immer was zu tun, vor allem da die Gegner fast nie unsinnige Beute hinterlassen. Alles kann für spätere Items verwendet werden. Man merkt zwar anhand der wenigen Gebiete im Spiel, dass es noch nicht so viel zu entdecken gibt, aber dennoch hat man kontinuierlichen Spielspaß. Hinzukommt, dass die Gebiete alle unterschiedlich und sehr liebevoll gestaltet sind. Man bekommt immer ein anderes Szenario gezeigt. Von grüner Graslandschaft, über mit Schnee bedeckte Berge, bis hin zu einem düsteren Friedhof ist alles dabei. Dabei richtet sich das Spiel allerdings an eine durchschnittliche Zielgruppe. Wirklich Gruseliges gibt es nicht zu sehen.

 

Ganz interessant sind aber die Boss-Monster im Spiel, welche ja immerhin eines der Hauptfeatures sind. Einige stehen einfach so in der Welt herum, für andere muss man sich in Dungeons begeben. Diese speziellen Gegner sind um einiges größer als der Spieler und haben ausgeklügelte Fähigkeiten in der Hinterhand. Da fühlt man sich gleich wie in einem Endgamekampf. Bei solchen Gegnern muss man vor allem schnell ausweichen können, damit einen die mächtigen und gut animierten Attacken nicht erwischen. Wir reden hier im Übrigen von Bossen, die einem bis Level 10 schon begegnen. Diese müssen meist in der Gruppe erledigt werden. Es lohnt sich auch, die wiederholbaren Quests für eben jene Biester anzunehmen, um weitere Belohnungen zu erhalten. Auch wenn man im Spiel bereits mit Level 4 den ersten Dungeon betritt, wird dies erst ab Stufe 17 spannend. Hier trifft man nämlich auf den ersten Gruppen-Dungeon. Wie der Name schon sagt, wird auch hier eine Gruppe benötigt, was bei den dort hausenden Monstern auch nötig ist. Instanzen können entweder auf Normal oder ab Stufe 34 auch auf Episch gemeistert werden. Wobei man bei Episch natürlich deutlich bessere Beute, es aber auch mit extrem knackigen Monstern zu tun bekommt.

Zu diesem Zeitpunkt ist das Spiel noch recht klein und die Stufengrenze schnell erreicht. Je nach Spielaufwand benötigt man ungefähr zwei Wochen, bis man Level 35 erreicht hat. Etwas negativ fällt auf, dass RaiderZ keine komplett offene Welt hat und die einzelnen Gebiete instanziert sind. Allerdings versprach Publisher Gameforge, bereits im ersten Quartal 2013 ein umfangreiches Inhaltsupdate zu veröffentlichen und die Maximalstufe zu erhöhen.

Wie ist das nun mit dem Crafting?

 

Da die Herstellung von Items komplett von den NPCs übernommen wird, gibt es in RaiderZ kein direktes Crafting mehr. Die Aufgabe des Spielers ist es immer nur, die benötigten Zutaten zu beschaffen. Dies gestaltet sich aber recht erfrischend. Per Knopfdruck bekommt man das benötigte Rezept im Questfenster angezeigt und kann so immer sehen, was noch alles erforderlich ist. Auf Wunsch zeigt einem der NPC auch direkt an, welche Gegner die gewünschten Rohstoffe fallen lassen. Nun macht man sich auf in die Welt und sammelt alles zusammen. Je nach Qualität des Items ist dies unterschiedlich schwer. Normale Waffen und Rüstungen hat man ziemlich schnell zusammen. Wenn man aber auf ein hochwertiges Stück hinaus will, muss man schon einen Dungeon besuchen oder Boss-Monster in der offenen Welt jagen gehen. Da man für so was oft in einer Gruppe unterwegs ist, braucht es auch ein wenig Glück, bis man das Rezept zusammengesammelt hat. Gerade an den Endgame-Gegenständen sitzt man so eine ganze Weile. Macht aber nix, ein kleiner Anspruch sollte ja schon bestehen. Neben Waffen und Rüstungen kann man aber auch Schmuck oder Essen herstellen, um den Charakter noch stärker und besser werden zu lassen. Auch Aufwertungen, in Form von Edelsteinen, können so erlangt werden. Diese Verbesserungen sind im Endgame auch bitter nötig, damit man gegen die schwersten Bosse bestehen kann. Sogar das eigene Mount erhält man über das Crafting. Die Moa genannten Reitvögel sehen ein bisschen so aus, wie die Chocobos aus Final Fantasy und können schon recht früh im Spiel erworben werden. Auch hier benötigt es neben etwas Gold auch einige Rohstoffe. Dafür gehört der Gefährte dann voll und ganz euch und kann sogar, auch wieder über das Crafting, aufgewertet werden. Für die letzten Stufen benötigt man allerdings spezielle Gegenstände, die man nur in den epischen Dungeons oder über PvP bekommt.

Richtige Berufe gibt es bei RaiderZ nicht. Man hat zwar die Möglichkeit, einige Rohstoffe, wie zum Beispiel Erze, selbst abzubauen, allerdings macht dies nur einen kleinen Teil des Craftings aus, weshalb Spieler, die gerne und lange mit der Axt durch den Wald laufen, daran keine Freude haben werden. Wem es allerdings gefällt, seine Items selbst herzustellen und den Sammlertrieb liebt, kommt hier voll auf seine Kosten. Interessant ist auch das Umwertungs-System. Viele niedrige Gegenstände können in hochwertigere umgewandelt werden. So gibt es quasi niemals sinnlose Beute und man sollte wirklich immer alles mitnehmen. Mit 80 Plätzen ist die eigene Tasche dafür auch mehr als groß genug.

Was ist denn nun mit PvP?

 

RaiderZ sieht sich selbst als PvE-MMORPG, weswegen der Spieler-gegen-Spieler-Anteil sehr gering ist. Man hat natürlich die Möglichkeit, sich mit anderen Spielern zu duellieren und zwei PvP-Zonen zu besuchen, in denen es dann in bester Kill-the-King-Manier zu Sache geht. Allerdings fehlt für Langzeit-PvP-Freude etwas die Motivation, wobei Gameforge bereits angekündigt hat, hier in Zukunft mehr Inhalte zu liefern. Wer PvP nur nebenher machen will, hat hier einige Möglichkeiten, sich mit anderen Spielern zu messen. Wer in diesem Feature aber voll aufgehen will, kommt schnell an seine Grenzen. Wobei man auch mit dazu sagen muss, dass es auf dem MMO-Markt mehr als genug Titel mit PvP-Endgame gibt und es gerade für PvE-Freunde mehr als erfrischend ist, wenn dieser Faktor mehr im Vordergrund steht.

Der Item-Shop

 

Als Gratis-MMORPG finanziert sich RaiderZ wie üblich über einen sogenannten Echtgeld-Shop, der im Spiel CoinZ-Shop genannt wird. Die dort benötigte Währung kann nur über echtes Geld erworben werden, was dem Ganzen auch seinen Namen gibt. Allerdings können wir direkt Entwarnung geben. Zum Zeitpunkt unseres Tests war dieser Shop beängstigend leer. Nicht mal EP-Boosts, die das Spiel auch eigentlich gar nicht braucht, waren enthalten. Uns fiel aber auf, dass der Aufbau des Shops schon einige wertvolle Gegenstände zulassen würde, was darauf schließen lässt, dass Gameforge den CoinZ-Shop in Zukunft noch erweitern wird. Wir können nur hoffen, dass man bei RaiderZ nicht den Fehler macht und Items über Micropayment zur Verfügung stellt, die den Käufer im Spiel stark bevorteilen und die gute Balance zwischen Gratis- und Bezahlspieler nachhaltig verändern.

Technik

 

RaiderZ basiert auf der RealSpace 3.0 Engine, was dem Spiel einige optische Eigenheiten  beschert. Obwohl die Landschaft recht kantig daherkommt, sind die Charaktere extrem detailreich und plump gesagt sehr schön gestaltet. Die Animationen der Fähigkeiten und Bewegungen sind modern. Licht- und Schatteneffekte sowie die reichliche Vegetation lassen die Welt sehr lebendig aussehen. Damit gehört RaiderZ auf jeden Fall zu den schöneren free-2-play MMOs, kann zwar Grafikbrettern wie TERA nicht das Wasser reichen, aber in der oberen Liga mitspielen. Qualität hat aber ihren Preis. Damit das Spiel bei euch in guter Optik läuft, solltet ihr schon einen modernen Prozessor, zwei Gigabyte Arbeitsspeicher (RAM) und eine anspruchsvolle Grafikkarte besitzen. Alte Mittelklasse PCs könnten mit RaiderZ ihre Probleme haben. Es gibt zwar die Option, im Spiel auf Minimalgrafik umzustellen, aber damit verliert RaiderZ all seine Pracht, was auch dem Spaß negativ entgegen wirkt.

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