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Mit Rainbow Six: Extraction steht das Koop-Spin-off zum kultigen Taktik-Shooter Rainbow Six: Siege endlich in den Startlöchern. Wobei „endlich“ vermutlich die wenigsten gedacht haben dürften, immerhin scheint der PvE-Shooter vor dem Release niemanden wirklich interessiert zu haben. Wie viel Spaß das Game macht und warum der Titel eine positive Überraschung darstellt, klärt unser Test zu „Rainbow Six: Extraction“.
Rainbow Six: Extraction – Die Alienjagd ist eröffnet
„Rainbow Six: Extraction“ hat vor der Veröffentlichung nahezu niemanden hinter dem Ofen hervorgelockt. Ob es daran liegt, dass die kooperative Alienhatz nicht mehr viel mit dem großen Taktik-Shooter-Namen im Titel zu tun hat oder weil handfeste Infos von Ubisoft vor der Veröffentlichung nur spärlich gesät wurden, lässt sich nicht sagen.
Wohl aber, dass „Rainbow Six: Extraction“ durchaus eine positive Überraschung darstellt, denn der PvE-Ableger des über sechs Jahre alten Taktik-Shooter-Urgesteins präsentiert sich in der finalen Form deutlich spaßiger als befürchtet. Zumindest, wenn man weiß, worauf man sich einlässt.
Die Story des Spiels lässt sich in nur einem Satz zusammenfassen und dürfte für niemanden Motivation genug sein, etliche Stunden in den Shooter zu investieren.
Im Prinzip geht es darum, dass es sich eine Alienrasse namens Chimera mit vielen verschiedenen Archaeen-Typen in den USA gemütlich gemacht hat. Fortan liegt es an der Einsatztruppe REACT, den Außerirdischen Einhalt zu gebieten, Informationen über die Invasoren zu sammeln und möglichst am Leben zu bleiben.
Wählt eure Ausrüstung
Bereits die ersten Schritte im Hauptmenü machen Kennern unmissverständlich klar, dass „Rainbow Six: Extraction“ viele Parallelen zum PvP-Shooter Rainbow Six: Siege vorweist. Die Operator samt ihrer Fähigkeiten und Gadgets stammen direkt aus dem Taktik-Hit.
Auch das grundlegend eher langsame und taktische Vorgehen innerhalb der Einsätze, das Movement und Gunplay hat das Spin-off direkt aus seinem Vorbild übernommen. Ja, „Rainbow Six: Extraction“ kann man tatsächlich als PvE-Siege bezeichnen. Mit dem Unterschied, dass ihr hier gegen Außerirdische antretet.
Insgesamt 18 Operator aus Siege stehen im Spiel zur Wahl, wobei die Hälfte davon erst freigeschaltet werden will. Sie alle verfügen über eine Primär- und Sekundärwaffe, ein Gadget in Form von Granaten, Suchminen oder ähnlichem, sowie einem zweiten Helferlein wie einer Drohne, Heilspritze oder Kampfweste.
Ein Großteil aller Waffen und Items muss allerdings erst durch Stufenaufstiege oder den Abschluss von Aufgaben freigeschaltet werden. Doch in „Rainbow Six: Extraction“ geht es keineswegs primär um das Töten der Alienbedrohnung, sondern vielmehr darum, möglichst viele Informationen zu sammeln.
Dementsprechend verstehen sich die Fähigkeiten der meisten Operator, wie auch die Gadgets, auf die Datensammlung. Lion scannt mithilfe seiner EE-EINS-D-Drohne die Umgebung und erfasst sich bewegende Archaeen, während die von Ela bekannten GRZMOT-Minen den Extraterrestrischen eben keinen Schaden zufügen, sondern sie kurzzeitig betäuben und bewegungsunfähig machen.
Damit spielt sich „Rainbow Six: Extraction“ erstaunlicherweise nochmals taktischer als Siege, während die unzähligen Freischaltungen auch auf lange Sicht für Motivation sorgen dürften.
Rainbow Six: Extraction: Das erwartet euch
Stichwort Langzeitmotivation und Freischaltungen: Diese Punkte ziehen sich wie ein roter Faden durch „Rainbow Six: Extraction“. Hinsichtlich der Missionen stehen im Game mit New York City, San Francisco, Alaska und New Mexico nämlich vier große Umgebungen samt je drei kleiner Gebiete zur Wahl.
Zu Beginn könnt ihr euch allerdings nur in New York der Alienbedrohung annehmen. Alle anderen Umgebungen wollen durch Levelaufstiege ebenfalls erst freigeschaltet werden. Glücklicherweise entscheidet der Titel in schnellen Onlinepartien selbst, auf welcher der drei Karten eines Schauplatzes ihr zur Tat schreitet. Ihr seid also zu Beginn nicht immer in derselben Umgebung unterwegs.
Auf jeder Karte tretet ihr mit einem Team aus drei Operators im Online-Koop an. Eine kooperative Option an einer Konsole beziehungsweise einem PC bietet der Titel leider nicht. Allerdings dürft ihr die Missionen auf Wunsch auch allein angehen, das war vor dem Release nicht ganz klar.
Ja, „Rainbow Six: Extraction“ kann auch im Solo-Modus gespielt werden. Wirklich sinnvoll ist das aufgrund der teils knackigen Aufgaben, die oftmals Teamplay zwingend voraussetzen, jedoch nicht. Immerhin passt sich der Schwierigkeitsgrad an die Anzahl der Spieler an. Zieht ihr allein los, stellen sich euch weniger Gefahren in den Weg.
13 Missionstypen, zufällig ausgewählt
Für zusätzliche Abwechslung sorgen dabei zufällig ausgewählte Missionsarten. Insgesamt drei Ziele wollen auf jeder Karte abgeschlossen werden, die vor Spielbeginn zufällig aus 13 möglichen Varianten ausgewählt werden.
Mal gilt es, Informationen über die Aliens zu sammeln. Dann sollt ihr Alien-Nester markieren, einen hochrangigen Archaeen-Elite in eine Falle locken oder wiederum ein anderes Mal, einen gefangenen VIP in Sicherheit zu bringen.
Die wechselnden Missionsziele sorgen für spielerische Abwechslung und Spannung. Denn vor dem Start einer Partie könnt ihr euch nie sicher sein, was euch in den nächsten Minuten erwartet. Der Ansatz gefällt uns ausgesprochen gut, da sich somit selbst bekannte Umgebungen jederzeit wieder frisch anfühlen.
Risiko oder Sicherheit?
Doch aus spielerischer Sicht setzt „Rainbow Six: Extraction“ noch auf einen weiteren Clou. Denn nach jedem der drei Teilbereiche einer Karte überlässt das Spiel euch die Entscheidung, ob ihr weitermachen und die Luftschleuse in das nächste Gebiet betreten, oder lieber den Helikopter zur Extraktion aus dem Gebiet nutzen wollt.
Dieser Risiko-Belohnungs-Ansatz sorgt für zusätzliche Spannung. Macht ihr weiter, sammelt ihr natürlich mehr Erfahrungspunkte, schließt zusätzliche Aufgaben ab und steigt schneller auf. Allerdings steigt auch das Risiko, da eure Lebensenergie zwischen den Abschnitten nicht wieder aufgefüllt wird.
Stirbt ein Operator im Einsatz, gilt er zudem als vermisst und steht eurem Roster danach nicht mehr zur Verfügung. Zumindest, bis ihr ihn oder sie dann im darauffolgenden Anlauf aus einem fiesen Alienbaum befreit habt. Was gleichzeitig jedoch die knackigste Mission darstellt, die „Rainbow Six: Extraction“ zu bieten hat.
Andererseits könnt ihr euch nach einem Abschnitt allerdings auch ausfliegen lassen und die bis dorthin gesammelten Erfahrungspunkte sichern. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn im Kampf verletzte Operator müssen sich nach einer Partie erst heilen und stehen damit für die nächsten ein bis zwei Einsätze nicht zur Verfügung. Eine durchaus clevere Idee, mit der der Titel euch dazu zwingt, das gesamte Roster an Charakteren auszuprobieren.
Schnell rein, schnell raus
Was uns an „Rainbow Six: Extraction“ ebenfalls ausgesprochen gut gefällt, ist die kurze Spielzeit für jeden Einsatz, mit denen der Titel in gewisser Weise die Brücke zu Indie-Games schlägt. Denn statt euch in diesem Fall stundenlang in New York herumzutreiben, bleibt euch in jedem Level nur eine gewisse Zeit. Anfänglich sind es 15 Minuten die ihr habt, um die Ziele abzuschließen. In späteren Levels bleibt die Länge mit maximal 25 Minuten jedoch ebenfalls überschaubar.
Im Gegensatz zu den meisten Koop-Shootern setzt der Titel also auf eine angenehm kurze Zeitspanne für jede Mission, dank der selbst Kurzspieler auf ihre Kosten kommen. Kurz genug, um mal eben in einer halben Stunde ein paar Ziele abzuschließen, während alle, die länger Zeit haben, einfach mehrere Aufgaben und Gebiete aneinanderreihen.
Wie umfangreich ist Rainbow Six: Extraction? Insgesamt dauert es rund 20-30 Spielstunden, um alle Charaktere, Waffen und Gadgets freizuschalten. Der Umfang des Spiels kann sich also mehr als sehen lassen.
Das Gameplay von Rainbow Six: Extraction
Hinsichtlich des Gameplays von „Rainbow Six: Extraction“ werden sich Kenner des Hauptspiels schnell zurechtfinden. Taktisches, leises und vorsichtiges Vorgehen samt umfangreichem Einsatz der Gadgets sind unabdingbar, um zu bestehen. Zusätzlich belohnt euch das Spiel für leise Takedowns oder das unbemerkte Ausschalten mit Bonuserfahrung.
Für eine zusätzliche taktische Komponente sorgen zudem die ebenfalls aus dem Hauptspiel bekannten, zerstörbaren Wände und Deckungen. Mit einem gut platzierten Nahkampfangriff oder Schuss reißt ihr mehr oder weniger große Löcher in Holzverkleidungen, die dann einen Blick in das Innere eines Gebäudes oder Raumes offerieren.
Alternativ könnt ihr die Wände auch mit einer Metallplatte verstärken. Das ist besonders bei den Aufgaben nützlich, bei denen ihr einen bestimmten Bereich verteidigen müsst. Wie bei den Gadgets oder Spezialfähigkeiten steht euch auch hier nur ein begrenztes Kontingent an Aufladungen zur Verfügung. Das sorgt für zusätzliche Spannung.
Besonders im Online-Koop kommt mit all diesen strategischen Komponenten, Operator-Fähigkeiten und zufälligen Mutationen, die Auswirkungen auf den Schwierigkeitsgrad haben, mächtig Spannung auf. Schüchterne Spieler freuen sich zudem, dass die Kommunikation dank Ping-System auch ganz ohne Zuhilfenahme eines Headsets ausgesprochen gut funktioniert.
Auch das Gunplay der insgesamt rund 70 Schießeisen hat „Rainbow Six: Extraction“ direkt aus dem Hautspiel geerbt. Entsprechend gibt es hier nicht viel zu beanstanden, denn alle Waffen schreiten mit ordentlich Wumms zur Tat.
Lediglich das Treffer-Feedback könnte gern ein wenig befriedigender ausfallen. Auch einige KI-Aussetzer der Aliens, die manchmal einfach in Türen hängenbleiben, stößt ab und zu sauer auf.
Es mangelt an Abwechslung – Was uns nicht gefällt
Der größte Kritikpunkt von „Rainbow Six: Extraction“ besteht allerdings hinsichtlich der spielerischen Abwechslung. Und das, obwohl euch der Shooter variantenreiche Gegnertypen an den Hals hetzt und immer wieder vor wechselnde Aufgaben stellt.
Doch die 13 Missionstypen wiederholen sich relativ schnell, sodass ihr bereits nach wenigen Anläufen das Gefühl habt, nahezu alles schon gesehen zu haben. Auch die Auswahl von nur vier Umgebungen fällt zu gering aus, um über etliche Stunden hinweg zu motivieren.
Habt ihr erst einmal alle Operator und Gadgets freigeschaltet, bietet der Titel auf lange Sicht einfach zu wenig, damit ihr am Ball bleibt. Mal abgesehen von ein paar unnützen kosmetischen Freischaltungen, erwartet euch mit dem Erreichen von Stufe 16 lediglich der Engame-Modus Malstrom-Protokoll.
Der einzige Unterschied liegt jedoch darin, dass der Titel darin die Anzahl an Missionszielen pro Einsatz von drei auf neun anhebt. Es handelt sich allerdings noch immer um die bekannten Aufgaben, die Missionen fallen entsprechend also nur länger aus.
Auch aus technischer Sicht gehört „Rainbow Six: Extraction“ nicht unbedingt zu den hübschesten Spielen, wenngleich die hier verwendete AnvilNext-Engine mit düsteren, detailreichen Umgebungen und beeindruckenden Licht- und Schatteneffekten punktet. Die Animationen der Operator und Aliens sind hingegen eher Mittelmaß, während es den Gebieten zudem etwas an optischer Vielfalt mangelt. Soundtechnisch gibt es hingegen nicht viel zu beanstanden. Die bedrohliche Musik unterstreicht die dichte Atmosphäre gekonnt, während die wuchtigen Waffensounds die Action gekonnt untermalen.