Ehemalige Mitarbeiter von Rockstar Games beklagen sich über angebliche fürchterliche Arbeitsbedingungen. Viele seien zu einer Vielzahl an Überstunden gezwungen worden, einige hätten gesundheitliche Schäden davongetragen. Es ist nicht das erste Mal, dass Rockstar deswegen im Kreuzfeuer der Kritik steht.
„An alle, die sich dafür interessieren könnten,
Als Reaktion auf die unglücklichen Umstände haben sich einige Ehefrauen von Rockstar San Diego-Mitarbeitern zusammengetan, um ihre Bedenken geltend zu machen und eine notwendige Erwiderung in Form einer sofortigen Aktion zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen aller Mitarbeiter zu verkünden.“
So fing ein im Januar 2010 veröffentlichter Brief an, der von Angehörigen des für Red Dead Redemption zuständigen Studios Rockstar San Diego veröffentlicht wurde.
Mehr als 14 Monate lang sollen Mitarbeiter im Crunch-Modus gefangen gewesen sein, all das auf Anweisung von ganz oben. Sechs Arbeitstage die Woche, 12 Arbeitsstunden am Tag, sinkende Bonuszahlungen, nur geringfügig steigende Löhne – das alles gehörte zum Alltag.
Mehrere Mitarbeiter bestätigten die Vorwürfe. Rockstar bestritt sie.
Vorwürfe flammen erneut auf: Arbeitsbedingungen bei Rockstar
8 Jahre später und die Situation scheint sich kaum bis gar nicht verbessert zu haben, wenn man einigen ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern glauben mag. Erneut sind unmenschliche Arbeitszeiten der Gegenstand der Debatte und abermals bestreitet Rockstar jegliche Anschuldigungen.
Anstoß der aktuellen Diskussion war allerdings Rockstar selbst – oder, um genauer zu sein, dessen Gründer Dan Houser. In einem Interview erklärte er, dass das Studio in diesem Jahr mehrfach 100-Stunden-Wochen geschoben habe, um den Release einhalten zu können.
Laut Houser handelte es sich dabei nur um ein Missverständnis, da sich die Aussage lediglich auf leitende Mitarbeiter bezog, die dies freiwillig machen würden. Rockstar glaube, dass man „sich um seine Mitarbeiter kümmert“, weshalb das Unternehmen ein „großartiger Arbeitgeber“ sei.
Ehemalige Mitarbeiter von Rockstar Games stellen sich gegen diese Aussage und behaupten, dass derartige fürchterliche Arbeitsbedingungen Alltag gewesen seien.
Nervenzusammenbrüche und ewiger Crunch
Roisi Proven, bis 2009 für die Qualitätskontrolle bei Rockstar North zuständig, wirft dem Studio vor, sie zu einem Nervenzusammenbruch getrieben zu haben:
„Ich habe [wöchentlich] 80 Stunden bei Rockstar gearbeitet, bis ich einen Nervenzusammenbruch erlitt. Hätte ich das nicht getan, wäre mein Vertrag gekündigt worden. Es gibt viele Möglichkeiten, eine Person zu etwas zu zwingen, fick dich [Dan Houser].“
„An einem Punkt lebten drei Leute in meiner Einbettwohnung und arbeiteten in drei verschiedenen Schichten. Weil QA [Quality Assurance = Qualitätskontrolle] 24/7 arbeiten musste. Wir haben abwechselnd geschlafen.“
„Wir alle waren damals auf monatlicher Vertragsbasis ohne Kündigungsfrist angestellt. Sie hätten also einfach sagen können, dass sie mich nicht brauchen würden, und mich zur Tür hinaus geführt.“
„Das war vor einem Jahrzehnt, aber ich vermute, dass sich nicht viel geändert hat. Dieser Ort ist eine Sauerei und ich bin endlich weit genug davon entfernt, um keine Angst mehr davor zu haben, dies zu sagen.“
„Das wird niemals enden, solange die Leute so viel Angst haben, wie ich sie hatte.“
Dylan Wildman, bis 2014 bei Rockstar Games tätig, war unter anderem an GTA 5 beteiligt. Auch er berichtet von chaotischen Zuständen:
„Ich bin ein Überlebender des GTA 5-Crunchs. Es war die Hölle.“
„Wir arbeiteten wahrscheinlich 12 bis 14 Stunden am Tag, 6 Tage die Woche. Manchmal hatten wir die Wahl, welchen Wochentag wir frei haben wollten. Das Ganze dauerte etwa ein Jahr, da die Crunch-Stunden nach der Veröffentlichung weitergehen, um Updates und DLC nach Release sicherzustellen.“
„Man wird dafür bezahlt, was zumindest besser ist als in manchen Studios (Telltale zum Beispiel). Das Problem ist, dass die Gehälter für die Spieleindustrie immer noch weit unter einem akzeptablen Niveau liegen. Du kannst einen Job als Entwickler / QA in irgendeiner generischen Software-Firma bekommen und wirst fünf Mal besser bezahlt.“
Weitere Mitarbeiter, die lieber anonym bleiben möchten, berichten auf Portalen wie Glassdoor, dass Überstunden zum Alltag gehören. Es wird von „schlechtem Management“, einer „Angstkultur“, „Schlafmangel“ und „Burnout“ geredet.
Der Journalist Jason Schreier erklärte auf Twitter, dass er bereits mehrfach von entsprechenden Zuständen gehört hätte. Er arbeite bereits seit einiger Zeit an einem Artikel zu den Arbeitsbedingungen bei Rockstar Games. Der soll schon in Bälde veröffentlicht werden.
Wie viel an den Vorwürfen dran ist, wissen nur die Mitarbeiter selbst. Rockstar hält sich traditionell bedeckt.