Mittlerweile ist die DC-Comicfigur Batman so etwas ähnliches wie James Bond geworden: Ein Held, der sich zwar stets ein wenig verändert und der Zeit angepasst wird, in seinem Kern aber gleich bleibt und regelmäßig mit neuen Filmen in die Lichtspielhäuser zurückkehrt.
Dieses Mal ist es der Regisseur Matt Reeves, der dem dunklen Rächer mit dem Cape einen frischen Anstrich verpasst und dafür hauptsächlich Schwarztöne und ein paar Graustufen verwendet hat. Das höchst düstere Ergebnis dürft ihr ab dem 03. März 2022 bewundern, wenn The Batman in die deutschen Kinos kommt.
Bis es soweit ist, verraten wir euch in unserer spoilerfreien Filmkritik, ob der Film mit Robert Pattinson in der Hauptrolle wirklich sehenswert ist und inwieweit sich dieser Batman von seinen Vorgängern unterscheidet.
The Batman: Eine Kritik
Die gute Nachricht direkt vorneweg: „The Batman“ spielt zwar in einer frühen Phase der Verbrechensbekämpferkarriere des Helden, erspart euch aber die typische Origingeschichte mit toten Eltern in der Gasse und einer Höhle voller Fledermäuse. Stattdessen setzt das Werk auf die Verwandlung von einem unnahbaren Rächer zu einem Hoffnungsträger für die Unterdrückten.
Dennoch ist es gut möglich, die Handlung auch ohne Vorkenntnisse zu genießen, falls es nach all den Jahren mit dem maskierten Rächer in Hollywood überhaupt noch Zuschauer*innen gibt, die noch nichts von Marthas Perlenkette wissen.
Und selbst Fans der vielen Kinoadaptionen, Comics und Trickfilme sowie -serien können in Reeves‘ Film noch überrascht werden, denn einen Batman wie hier gab es bisher erst sehr selten zu sehen. Pattinsons‘ Version des weltbekannten Charakters ist melancholisch, düster und verschlossen. Ein wortkarger Held, der sich eher als Rachewerkzeug versteht.
Dazu passend ist der Erzählstil von „The Batman“ sehr langsam, die Atmosphäre ist bedrückend und die Welt und die Figuren die sie bewohnen sind deutlich realistischer und bodenständiger als wir es von den Comicvorlagen gewohnt sind. Man kann das Ergebnis wohl als Noir-Thriller bezeichnen, ein Besuch in der Hoffnungslosigkeit.
Entsprechend arbeiten die Schöpfer*innen dieses Werks mit vielen dunklen Bildern, wenig Licht, jeder Menge Regen, gebrochenen Persönlichkeiten und einer ganzen Wadenladung an Korruption, Gräueltaten und Sittenverfall. Der hier dargestellte Batman ist ein Ergebnis dieser Welt und begegnet ihr dazu passend als mitleidloser Dampfhammer der Gerechtigkeit.
Diese weitgehend realistische Version von Batman setzt zwar ebenfalls auf das Ergebnis von jahrelangem Training und einer Ausrüstung, die sich wohl nur ein Milliardär leisten kann, doch seine Art, seine Möglichkeiten einzusetzen, war noch nie glaubwürdiger als es hier dargestellt wird.
The Batman: Verbrecherjagd ohne Zeitdruck
Trotz der überwältigenden Laufzeit von fast drei Stunden beklagt das Werk keine Leerläufe, ganz im Gegenteil. Es gibt keine unnötigen Szenen und nur wenige Einstellungen sind einen Tick zu lang geraten. Die Handlung wirkt wie aus einem Guss und die Atmosphäre ist packend und voller Schwermut, aber nie unnötig aufgesetzt.
Hinzu kommt, dass zumindest die wichtigsten Figuren sehr gut und vielschichtig ausgearbeitet wurden und von den entsprechenden Darsteller*innen passend in Szene gesetzt werden. Batman beziehungsweise Bruce Wayne macht eine nachvollziehbare und sinnige Charakterentwicklung durch, was dem kompletten Werk einen gehörigen Mehrwert verpasst.
Doch auch in anderen Punkten überzeugt „The Batman“, beispielsweise bei der subtilen Bildsprache und der meist stimmigen sowie unterzeichnenden Musik. Logikfehler gibt es quasi keine, denn der Film ist in sich schlüssig und die losen Fäden werden zum Ende hin alle miteinander verknüpft oder zumindest anständig verknotet.
Wer sich jedoch auf eine geballte Ladung Action gefreut hat, wird hier wohl eher enttäuscht werden. Zwar verfügt der Film von Reeves über einige Kampf- sowie Verfolgungsszenen, jedoch sind diese vergleichsweise selten und eher zweckdienlich, nichtsdestoweniger gut in Szene gesetzt und überdurchschnittlich gut choreografiert.
Pro:
- Packende Atmosphäre
- Gut ausgearbeitete Figuren
- Spannende Handlung
- Gelungener Noir-Flair
- Exzellente Bildsprache
- Überzeugender Hauptcharakter
- Keine Leerläufe
- Technisch hochwertig
Kontra:
- Mit fast drei Stunden sehr lang
- Wenige schwächelnde Nebendarsteller*innen
Matt Reeves‘ Version von Batman entspricht gewissen Comicvorlagen, was bedeutet, dass ihr eine solche Version des maskierten Rächers wohl noch nie auf der großen Leinwand zu sehen bekommen habt. Mehr Thriller als Actionfilm ist dieses Werk näher an Todd Phillips Joker als an Christopher Nolans Trilogie.