Capcom hat mit Resident Evil 3 nun ein weiteres Remake der allseits beliebten Survival-Horror-Spiele veröffentlicht, nachdem Resident Evil 2 im vergangenen Jahr den Auftakt dieser neuen Remake-Reihe hingelegt hat. So mussten wir keine zwei Jahre auf den nächsten RE-Eintrag warten. Doch wie bereits beim Original gibt es beim Remake des 3. Teils einige Faktoren, die quasi (ob nun gewollt oder ungewollt) mit in die Neuzeit genommen wurden. Wir verraten euch, wieso „Resident Evil 3“ nicht mit „Resident Evil 2“ mithalten kann, es jedoch trotz allem eine vollkommen lohnenswerte Spielerfahrung für Horror-Enthusiasten und Fans des Franchises darstellt. Hinweis: Kauf ihr euch das Remake zu „Resident Evil 3“, erhaltet ihr mit Resident Evil Resistance außerdem den Online-Multiplayer-Part zum Hauptspiel kostenlos dazu, in den ihr ebenfalls noch einmal einige Spielstunden versenken könnt. Hier stehen vier Spielern im Koop einem sogenannten Mastermind gegenüber. Die Überlebende müssen ähnlich wie in „Dead by Daylight“ aus dem Szenario entkommen. Resident Evil: Nemesis, vom Spin-off zum 3. Haupteintrag Der grundlegende Rahmen ist dabei am Ende ganz einfach erklärt. „Resident Evil: Nemesis“ wurde im Grunde als Spin-off entwickelt. Es sollte also von Beginn an niemals der 3. Haupteintrag in der Spielreihe werden, was sich schlussendlich darin widerspiegelt, dass die Spielzeit im Vergleich überschaubar blieb oder gar Kulissen aus dem 2. Teil teils schlicht wiederverwertet wurden. © Capcom Denn parallel respektive nahezu kurz vor den Geschehnissen in RE2 durchlief Jill Valentine einen ähnlichen Alptraum in Raccoon City wie Leon S. Kennedy und Claire Redfield im 2. Haupteintrag. Auf dem Papier ist dies eine ganz einleuchtende Ergänzung zu der Hanldung im 2. Teil. Immerhin hatten die Entwickler beim 2. Teil die Idee, mit Leon und Claire zwei Charaktere zeitgleich durch das Zombieabenteuer zu führen, dessen Wege sich hier und da kreuzen. Das Ergebnis mündete in einem hohen Wiederspielwert und spannende Verstrickungen im Story-Geflecht, wie es Resident Evil 1 niemals hinbekam. Deshalb durchlief nahezu jeder Spieler zumindest einen 2. Run mit Leon oder Claire, den sogenannten B-Durchlauf. Denn hier gab es trotz Endszene immer noch viel zu entdecken. So verhält es sich nun ein wenig anders im 3. Teil, denn Jill befindet sich zwar ebenfalls in der Stadt und durchläuft ihren ganz eigenen Alptraum, allerdings wird lediglich ihre Sichtweise im heute bekannten 3. Teil gezeigt, während Carols Oliveira eher wie Ada Wong (bei Leon in RE2) als kurzer Zwischenabschnitt fungiert. Man könnte „Resident Evil 3: Nemesis“ fast schon ein wenig als Add-on zum 2. Teil bezeichnen, wenn nicht von Anfang an klar war, dass es eher ein ganzes Spin-off werden würde. © Capcom Doch nun hatten sich die Entwickler auf halber Strecke entschieden, aus dem Spin-off den nächsten Hauptableger in der Spielreihe zu machen – einen Hauptableger und somit ein Vollpreisspiel. Und das ist vollkommen legitim, bietet das Spiel doch immerhin ausreichend Content, um wirklich als Vollpreisspiel und Nachfolger durchzugehen. Allerdings sind die grundlegende Prämisse und der Hintergrund des Spiels in „Resident Evil 3: Nemesis“ (1999) durchaus spürbar. Es fühlt sich eben nicht an, wie ein „Resident Evil 3“, das nächste große Survial-Abenteuer in der Reihe. Es fühlt sich bestenfalls wie neuer Content an, der dem 2. Teil zuzuschreiben ist. Was als Spin-off also zumeist durchgeht in der Videospielindustrie, hat es als großer neuer Hauptableger manchmal schwer – vor allem in diesem Fall. All das trifft das Remake von „Resident Evil 3“ nun genauso deutlich wie seinerzeit das Original. Dieses Gefühl macht sich also unweigerlich genauso stark im neuen Remake breit. Resident Evil 3: kurz, knackig und kantenlos Obgleich ihr also für einen Vollpreistitel zahlt, dürft ihr nicht mehr als 4 bis 6 Stunden von diesem Spiel erwarten. Die Entwickler haben einige Challenge- und Belohnungs-Mechaniken verbaut, um euch zu zusätzlichen Runs zu animieren, doch die reine Spielzeit ist im Grunde nicht länger. Wenn ihr also keine zusätzlichen Runden mit Jill und Carlos durch Raccoon City lauft, war es das dann schon. Aber wichtig ist: das muss auch nicht sein. Denn es kommt bekanntlich nicht auf die Länge an. Die Entwickler haben ein durchweg funktionierendes Konstrukt geschaffen, das die goldene Mitte für das trifft, was es eben sein möchte. © Capcom Ihr werdet euch in den sechs Stunden das eine oder andere Mal in langsameren, atmosphärisch dichten Passagen erschrecken. Wie es zum Beispiel beim neuartig inszenierten und absolut gelungenem Krankenhaus-Abschnitt passieren kann. Capcom hat selbst in diesem actiongeladenen Blockbuster-Gerüst wichtige Ruhephasen eingebaut, die ausreichend Grusel aufbauen und diesen zum Höhepunkt bringen. Wenn ein Zombie also aus dem Schrank springt oder euch ein Hunter von hinten überrascht, dürfen auch die ganz Harten unter euch mal den Schrecken herausbrüllen. Soll bekanntlich guttun. Ebenso werdet ihr den Atem in haarsträubenden Verfolgungsjagden anhalten, in denen euch der Nemesis mit seiner Bewegungsfähigkeit wie Springen und Schnellrennen oder mit seinen Tentakeln zum Erliegen bringt. Da darf Jill zwar auf ihre neue Ausweichrolle zurückgreifen, die euch im richtigen Moment sogar einen Gegenangriff mit Bullet-Time-Moment erlaubt, allerdings möchte diese Fähigkeit wohl getimt sein. Liegt ihr zeitlich daneben, liegt Jill auf den Boden. Zumeist tot. © Capcom Diese Gefechte bauen neben den atmosphärischen Parts unweigerlich einen gewissen Spannungsbogen auf, der euch durch das Spiel begleitet. Dazu stößt der inhaltliche Rahmen, der sogar umfangreicher und ausgearbeiterer als im Original daherkommt. Erwartet hier mehr Tiefe und Einsicht in die Figuren wie Jill Valentine und Carlos Oliveira. Das zieht euch weiter in die Geheimnisse der ominösen Stadt Raccoon City und zeigt die Schandtaten von Umbrella um einiges besser auf, als es „Resident Evil 3: Nemesis“ noch seinerzeit 1999 konnte. Diesbezüglich wurde der finale Abschnitt sogar um einen spezifischen Teil erweitert, der nun etwas näher an „Resident Evil 2“ heranrückt. Die neuen Szenerien bieten heute also mehr den Abschluss eines klassischen Resident Evils, was sogar ein wenig mehr den Haupteintrag-Charakter unterstreicht. Doch auch hier heißt es, wo Neues hinzukommt, muss bei ähnlicher Spielzeit Altes weichen. So fehlen beispielsweise die Abschnitte in der Kirche mit dem Glockenturm und der Friedhof, was Veteranen ein wenig traurig stimmt. Allerdings bekommen wir Raccoon City dafür in den anfänglichen Stunden von einer ganz neuen Seite präsentiert, was das Ganze wieder ausgleicht. So dürfen wir uns zum Beispiel wie ein waschechter RPD-Mitarbeiter fühlen, wenn wir uns beim hiesigen Donut-Laden etwas Zucker, und damit einen Endgegner für jede Figur, ordern. © Capcom Das moderne RE-Technikgerüst Führt euch also vor Augen, dass das Spiel zwar ein Remake des 3. Teils ist, es in gewisser Hinsicht jedoch auch einer Neuinterpretation ähnelt, wie ihr es vielleicht schon von Final Fantasy 7 Remake (hier zum TEST) gehört habt. Das kann gefallen, muss aber nicht. Technisch hat sich augenscheinlich nicht viel zu letztem Jahr getan und auch spielerisch gibt es dasselbe Kampfsystem, Inventar-Management, etwaige Rätsel, die gelöst werden möchten und Waffen, die euren Widerstand gegen die schlurfenden, immer noch recht beeindruckend inszenierten Zombies erhöhen. Hier ist also alles beim Remake-Alten von „Resident Evil 2“ geblieben Insgesamt spielt sich der Titel also sehr kantenlos. Und all das ist auch gar kein Wunder, immerhin wurde die RE Engine verwendet, die bereits im Remake von „Resident Evil 7“ und „Resident Evil 2“ zum Tragen kommt. Jedoch setzen die Entwickler hier ebenfalls auf die neuartige Over-the-shoulder-Kamera aus dem vorangegangenen Remake und nicht auf die First-Person-Sicht. So fährt Capcom wohl zweispurig. Wenn weitere Remakes erscheinen, dürften diese ebenfalls in dieses Raster der Third-Person fallen und in Hinsicht auf die First-Person müssen wir womöglich erst noch bis zu Resident Evil 8 warten.