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Resident Evil 6: Vorschau: Neuer Virus, neues Spiel

In diesem Jahr gibt es massig Entwickler, die ihr Konzept umzuwerfen scheinen und im gleichen Atemzug ihre Franchise neu erfinden wollen. So scheint es auch dem Third-Person Action-Shooter Resident Evil 6 zu ergehen. Auf der E3 in Los Angeles hat uns der Entwickler und Publisher Capcom neues Material präsentiert, das das einstige Survival-Horror-Spiel in altes, düsteres und blutiges Licht rückt. So könnte es doch zumindest teilweise wieder das klassische „Stop-and-Go“-Gameplay mit reichlich Schockmomenten geben.

Die ersten Minuten

Der Story-Modus von Resident Evil 6 besteht aus drei verschiedenen Kampagnen, die von jeweils zwei Charakteren bestritten werden. Diese können offline alleine im Einzelspieler, zu zweit im Split-Screen oder online im Coop-Modus abgeschlossen werden. Neben bekannten Gesichtern werden auch neue Mitstreiter im Kampf gegen die Untoten zur Auswahl stehen. In der ersten Mission steigen wir in der scheinbar verlassenen IVY-University in Tall Oaks direkt ins Geschehen ein. Dunkle Räume und eine zerstörte Umgebung bilden hier die unheimliche Kulisse. Begleitet von einem Mann, der seine Tochter sucht, schleichen wir uns, mit einer Pistole und einer Taschenlampe ausgerüstet, langsam durch die totenstillen Gänge voran und erwarten jederzeit einen Angriff. Hinter einer Ecke wartet dann auch schon der erste Schockmoment auf uns – eine blutverschmierte, junge Dame, die plötzlich vor unseren Augen zusammensackt. Wie sich herausstellt, ist die Verletzte die Gesuchte.

Leon S. Kennedy, bekannt aus Resident Evil 4, und die reizende Helena Harper läuten mit diesem Szenario den sechsten Teil des Horror-Shooters ein. Gemeinsam müssen die Beiden ihre Anhängsel vom Campus aus nach draußen begleiten und sie vor den lauernden Gefahren beschützen. Mit dem Aufzug soll der Weg in die Sicherheit bestritten werden, doch die Verletzte mutiert und tötet ihren Vater. In dem engen Raum müssen Leon und Helena nun versuchen nicht selbst Opfer des ersten angetroffenen Zombies zu werden. Der altbekannte Charakter wird während des Nahkampfes in die Schulter gebissen, doch er kann sich noch losreißen. Kaum ein paar Sekunden später muss Helena, auf dem Boden liegend, gegen die Angreiferin ankämpfen. Leon kann die Situation im letzten Moment retten und die Neue im Team verpasst der mutierten Tochter schlussendlich einen Kopfschuss. Dann öffnet sich die Tür des Aufzugs und das Unheil mit den Zombies nimmt seinen gewohnten Lauf.

Generell werden die spielbaren Charaktere nicht nur durch Nahkampfangriffe Schaden erleiden, denn die Gegner haben gelernt mit Knüppeln oder Stahlrohren zu schmeißen und zu allem Überfluss wissen sie auch noch Schusswaffen zu bedienen. Dafür verantwortlich ist der aktuell ausgebrochene C-Virus, der die gesamte Menschheit zu infizieren droht. Neben Leon und Helena, deren Szenario mehr den ersten Teilen der Resident Evil-Reihe nachempfunden zu sein scheint, werden Chris Redfield und Piers Nivans sowie Jake Muller und Sherry Birkin den Kampf gegen den Virus aufnehmen.

Kennedy und Co. in der verseuchten Welt

In der zweiten Kampagne wird Chris Redfield während seiner Mission in Lianshang von einem traumatischen Erlebnis heimgesucht, das seine Persönlichkeit verändert: Er wird pessimistisch und fühlt sich schuldig für den Tod unzähliger Menschen. Doch sein neuer Partner Piers Nivans, der ihm als Sniper auf dem Schlachtfeld stets unter die Arme greift, baut ihn wieder auf. In ihrem ersten gemeinsamen Einsatz sind bereits viele Menschen tot oder zu Zombies mutiert. Diese können allerdings nicht einfach mit ein paar Schüssen beseitigt werden. Wird ein Untoter zum Beispiel an seinem Bein getroffen, wachsen diesem Flügel, wodurch man sich mit einem schwer besiegbaren Flugmonster konfrontiert sieht. Diese Kreaturen anzugreifen lohnt sich nicht, da sie reine Kugelfresser sind. Trifft ein Schuss hingegen auf die Arme, so wächst ein noch viel größerer nach, der den Feind vor unserer Munition schützen kann. Auf den Kopf zielen ist hier, wie bei allen Zombies, das Patentrezept. Die wenigen Kugeln sollten lieber für mächtigere Gegner aufgespart werden. Gibt es mal keine Munition mehr oder ist der Nahkampf der letzte Ausweg, so kann sich Chris mit seinem Kampfmesser durch die Meute schlagen. Die Laufwege der Protagonisten werden nicht immer die selben sein, was bedeutet, dass es sich sogar lohnt, eine Kampagne zweimal durchzuspielen. Auf jeden Fall geht es bei Piers und Chris schon actionreicher zur Sache: Waffe raus oder an ein Geschütz stellen, zielen und schießen als gäbe es kein Morgen mehr. Manchmal kann aber auch die hektische Flucht vor den Zombies zum Gelingen einer Mission verhelfen. Hier sehen wir einen krassen Kontrast zur Geschichte um Leon und Helena. Das sorgt für Abwechslung und kann somit für die Horror- und Actionfans gleichermaßen großen Spielspaß bedeuten. In diesem Part der Story werden von den Spielern vor allem Präzision und Reaktionsschnelligkeit abverlangt.

Leicht verändertes Gameplay

Kampagne Nummer drei entführt uns zu Weskers Sohn nach Europa. Jake Muller, der dort nämlich als Söldner Geld für sich und seine Mutter verdient, ist von Beginn an gegen den C-Virus immun und wird von Sherry Birkin kontaktiert, die ihn um die Befreiung von der Katastrophe bittet. Wem die Story von Chris und Piers gefallen hat, der wird diese hier lieben. Noch mehr Action, noch mehr Nahkampf und noch schneller. In der Kanalisation treibt das Monster Ustanak sein Unwesen. Ein einstiger Mensch ist zu eben diesem riesigen und zugleich sehr schnellen Zombie mutiert und greift alles und jeden mit seiner tödlichen Metallklaue an. Unsere beiden Protagonisten haben in diesem Teil der Story zunächst keine Chance ihn zu besiegen und müssen fliehen. Sehr hektische Szenen, viele Explosionen und bewaffnete Gegner warten auf Jake und Sherry. Dank seines Jobs kann Jake die Zombies alleine durch den Einsatz seines Körpers ausschalten. Mächtige Schläge, Tritte und Würfe sind für den langjährigen Söldner kein Problem. Natürlich hat er aber, wie auch Sherry, die provisorische Pistole immer dabei. Zusammen werden sie ein nahkampforientiertes Gameplay bieten können.

Schon in der ersten Mission des Spiels zeigt sich, dass die Entwickler nicht nur an neuen Charakteren und Verhaltensweisen der Zombies gearbeitet haben, sondern auch eine authentische Umgebung mit einbauten. Gegenstände, wie zum Beispiel Kisten, die Munition, Fertigkeiten-Punkte oder Medi-Packs enthalten, können zerstört werden. Die Untoten können wir entweder mit der von Anfang an ausgerüsteten Pistole oder mit gezieltem Körpereinsatz aus dem Weg räumen. Natürlich lassen sich beim genauen Umsehen auch einige weitaus stärkere Waffen finden. Die gesamte Umgebung im neuesten Teil von Resident Evil kann mit in den Kampf eingebunden werden. So ist es für Leon und alle anderen Charaktere zum Beispiel möglich, den Feind am Kopf zu greifen und ihn an einem Pfeiler oder einer beliebigen Kante zu zerschmettern. Auch wird es möglich sein, die Gegner über Geländer in den Abgrund zu stoßen. Durch diese Neuerungen ist es nicht mehr so gefährlich in den Nahkampf zu gehen. Das lang ersehnte Feature, beim Laufen schießen zu können, verstärkt ebenso das innovative Kampferlebnis, wodurch sich das Spiel dynamischer gestalten lässt. Außerdem können die Charaktere zu allen Seiten springen, auf dem Boden landen und von dort aus ihre Munition weiter in alle Richtungen verteilen. Rolle nach links, Rolle nach rechts und in Sicherheit kriechen – alles kein Problem in Resident Evil 6.

Action, Erkunden, Überleben: alles inklusive

Bisher sieht alles nach einem steuerungstechnisch einwandfreien und revolutionären Horror-Shooter aus. Das Spiel ist nicht nur wegen des umfassenden Story-Modus fast um das Dreifache länger als sein Vorgänger, sondern besitzt auch einige ungewohnte Elemente, die einen höheren Schwierigkeitsgrad mit sich bringen. So kann der gesteuerte Charakter zum Beispiel dank der neuen Physik-Engine über die auf dem Boden liegenden Leichen stolpern und für eine kurze Zeit keinen Angriff ausführen. Doch nicht nur bereits tote Gegner können den Spieler das Leben kosten, sondern auch die Zwischensequenzen. Während dieser kann es möglich sein, dass aufblinkende Tasten blitzschnell betätigt werden müssen, um so den Erfolg zu sichern. Zusammengefasst bietet der Story-Modus neben rund 30 Stunden Spielzeit auch reichlich Abwechslung. Mal werden dunkle Ecken erforscht, dann wiederum wird die Flucht vor übermächtigen Gegnern ergriffen und an anderer Stelle führt uns der Nahkampf zum Ziel. So umfangreich und innovativ war bisher noch kein Titel der Resident Evil-Reihe. Das Spiel wird zur Freude aller ohne downloadbare Zusatzinhalte auskommen – ein Virus, ein Spiel, keine weiteren Kosten und düstere Action auf der ganzen Welt.

Redaktion PlayCentral

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