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Resident Evil: Welcome To Raccoon City – Im Vergleich zur Vorlage
Wer verhindern möchte, dass das Kinoerlebnis durch Spoiler ruiniert wird, sollte an dieser Stelle das Lesen einstellen und unsere Filmkritik als abgeschlossen betrachten. Wer aber wissen möchte, ob das Reboot sich wirklich lobenswert an die Vorlage hält, bekommt hier nun die Antwort auf diese Frage: jein.
Man merkt dem Film durchaus an, dass sich Roberts bemüht hat, „Resident Evil“ und „Resident Evil 2“ in einer Geschichte zu vereinen, und gerade in dieser Hinsicht ist ihm das relativ gut gelungen. Außerdem wurden viele Szenen aus den Videospielen beinahe exakt übernommen, was immer wieder für Gefühle der Nostalgie sorgt.
Die Stadt und ihre Gebäude sehen der Vorlage zudem sehr ähnlich und die Wahl der wichtigsten Schauplätze stimmt auch weitgehend, doch gibt es trotzdem viele Abweichungen, die das Erlebnis für einen Fan deutlich trüben können.
So haben sich die Macher*innen von „Welcome To Raccoon City“ eher darauf versteift, Anspielungen und Easter Eggs zu priorisieren, anstatt die Figuren und die Handlung ordentlich auszuarbeiten oder die Vorlage auf eine Weise zu adaptieren, die ein Wiedererkennen einfach macht.
Gerade die bereits erwähnten Charaktere, die allesamt aus den Vorlagen entnommen wurden, präsentieren sich sowohl optisch als auch in der Ausarbeitung stark differenziert von ihren Originalen, teilweise bis zu einem Grad, bei dem lediglich der Name übrig geblieben ist.
- Claire Redfield ähnelt ihrer Vorlage nur noch im Ansatz. Große Teile ihrer Hintergrundgeschichte wurden abgeändert, was zu mehreren Logiklücken führt.
- Leon Kennedy ist in diesem Film kein taffer Polizeineuling mit einem starken Sinn für Gerechtigkeit, sondern ein tölpelhafter Anfänger mit wenig Charisma, der sich dauernd retten lassen muss.
- Albert Wesker, der Antagonist über viele Teile der „Resident Evil“-Reihe, genialer Wissenschaftler sowie ernstzunehmender Gegner, ist in „Welcome To Raccoon City“ nur ein ahnungsloser Polizist, der lediglich durch Zufall mit Umbrella zu tun hat.
- Chris Redfield stellt sich in dem Reboot nicht selten tölpelhaft an und lässt Ähnlichkeiten zu seiner Vorlage oftmals vermissen. Seine Hintergrundgeschichte wurde nur in kleinen Teilen beibehalten, genau wie seine Persönlichkeit.
- Lisa Trevor, die im Resident-Evil-Remake von 2002 für die Hintergründe der Tragödie äußerst wichtig ist, hat im Film quasi keine Daseinsberechtigung und weicht in Sachen Persönlichkeit stark von der Vorlage ab. Sie ist für die Handlung weitgehend überflüssig und ihre Person wird auch nie näher beleuchtet.
- Jill Valentine: Diese Angehörige von S.T.A.R.S. hat sich hauptsächlich optisch stark verändert, doch auch ihre Persönlichkeit weicht in einigen Bereichen vom Original ab. Für die Handlung ist sie sowieso irrelevant.
- Brian Irons: Schwer zu sagen, ob man sich darüber freuen soll, dass der korrupte Chief der Polizei nicht so pervers ist wie seiner Vorlage, oder ob seine neue Form nicht sogar schlimmer ist. Vielleicht der am schwersten ertragbare Charakter im Film.
Es bleibt für uns unverständlich, wieso man sich auf der einen Seite so stark den Vorlagen nähert, und sich auf der Anderen quasi komplett davon distanziert und lediglich die Namen beibehält. Das Ergebnis ist nicht einmal gut gemacht, sondern höchstens gut gemeint.