Trotz seines mehr als ungewöhnlichen Namens (oder gerade deswegen) zählt Guybrush Threepwood zu den bekanntesten Serienhelden überhaupt. Sein Debüt feierte der blond-gemähnte Möchtegernpirat bereits im Jahr 1990 in The Secret of Monkey Island und kehrte inklusive Telltale Games' 2009 veröffentlichter Episoden-Fortsetzung Tales of Monkey Island in gleich vier weiteren Abenteuern zurück. Nintendo Switch OLED kaufen (Amazon) Nintendo Switch OLED kaufen (Saturn) Nintendo Switch OLED kaufen (Otto.de) Nintendo Switch OLED kaufen (MediaMarkt) Seither herrschte Funkstille – bis jetzt! Für PC und Nintendo Switch erscheint nun nämlich die Fortsetzung Return to Monkey Island, entwickelt von Serienschöpfer Ron Gilbert persönlich. Wir haben Guybrushs neues Abenteuer für euch auf Switch durchgespielt und verraten, weshalb die erneute Rückkehr zur Affeninsel in erster Linie was für die Fans der legendäre Reihe ist. https://www.youtube.com/watch?v=p3mxq44HhnU Echtes Sequel statt tabula rasa Manche Serien-Freund*innen mögen sich gewünscht haben, dass Ron Gilbert in Return to Monkey Island seine Vision des „wahren Monkey Island 3“ umsetzt. Immerhin hat der US-Entwickler, dem Genre-Fans unter anderem Adventure-Klassiker wie Maniac Mansion oder das 2017 veröffentlichte Thimbleweed Park zu verdanken haben, Guybrush Threepwood erfunden, war selbst aber nur an den beiden ersten Teilen direkt beteiligt. Gilbert hat sich allerdings anders entschieden, denn „Return to Monkey Island“ ist eine reguläre Fortsetzung, die alle bislang veröffentlichten Abenteuer Guybrushs als Teil des Serienkanons begreift. Die ehemalige Gouverneurin Elaine Marley hat den tollpatschigen Möchtegernpirat, wie vom Ende von The Curse of Monkey Island bekannt, tatsächlich geheiratet. Und auch nach Teil 2 eingeführte Charaktere wie der sprechende Totenschädel Murray feiern in „Return to Monkey Island“ ihre Rückkehr. Dennoch spielen die Ereignisse aus späteren Serienteilen insgesamt nur eine untergeordnete Rolle. Von gänzlich neuen Schauplätzen wie der eiskalten Karbik-Insel Brrr Muda (sic!) abgesehen, besucht ihr in „Return to Monkey Island“ ausnahmslos Handlungsorte, die auch in den ersten beiden Serienteilen auftauchen. © Devolver/Lucasfilm Games Konkret beginnt eure Reise auf Booty Island, scheinbar mit dem bei Fans bis heute umstrittenen Ende von Monkey Island 2: LeChuck's Revenge. Tatsächlich aber spielen Guybrushs Sohn und dessen Kumpel Chuckie diese Szene lediglich nach. Ihr selbst trefft am Ende des Prologs auf den echten, leicht gealterten Guybrush, der seinem Nachwuchs die Geschichte erzählt, wie er das Geheimnis von Monkey Island aufgedeckt hat, das in bislang keinem Serienteil aufgeklärt wurde. Ihr spielt die Ereignisse also sozusagen in Rückblenden nach, die auf Mêlée Island und damit dem Startschauplatz des ersten Teils beginnen. Eine Referenz jagt die nächste Selbstverständlich möchten wir euch nicht unnötig spoilern und halten uns deshalb mit Details zum weiteren Storyverlauf zurück. So viel sei aber noch gesagt: da ihr zu Beginn des Spiels kein eigenes Schiff besitzt und auch keins auftreiben könnt, kommt ihr nicht umhin, als Crew-Mitglied bei LeChuck anzuheuern. Dessen Kahn liegt anfangs vor Mêlée Island vor Anker, an Bord gelangt ihr aber nur, wenn ihr euch als jemand anders tarnt. Auf dem Weg dorthin erkundet ihr die Insel und besucht eine Reihe bekannter Orte. Die Gouverneurs-Villa etwa, in der nun Schwertmeisterin Carla residiert. Oder auch die Scumm-Bar am Hafen, in der ihr hofft, auf die „mächtig wichtigen Piraten“ aus Teil 1 zu treffen, die von einem neuen, noch weniger hilfreichen Trio ersetzt wurden. © Devolver/Lucasfilm Games Natürlich existiert noch der Laden der Voodoo-Lady, bei der ihr erstmals die Gelegenheit habt, sie nach ihrem Namen zu fragen oder danach, ob das „Geschäftsaufgabe-Schild“ wirklich von einem endgültigen Ausverkauf zeugt oder eher der Verkaufsmasche eines orientalischen Teppichgeschäfts entspricht. Es gibt zwar auch neue, veränderte oder nicht mehr vorhandene Orte. So fehlt auf Mêlée Island etwa die Hütte von Guybrushs Ex-Crew-Mitglied Meathook, während im Haus von Captain Smirk, der Guybrush in Teil 1 in die Kunst des Beledigungsfechtens einführte, nun ein gänzlich neuer Charakter ein Museum betreibt. Überall aber wimmelt es von Referenzen auf frühere Teile von „Monkey Island“. Otis, der für die Handlung an sich keine Rolle spielt, sitzt wieder mal im Knast und glaubt, ein Opfer der Justiz zu sein. In besagtem Museum wird etwa der Sarg nebst Ruder ausgestellt, mit dem Guybrush in Teil 2 durch den Sumpf zur Voodoo Lady gelangte, oder auch ein Teil der Karte, die zum ebenfalls in „Monkey Island 2“ gesuchten Schatz Big Whoop führte. © Devolver/Lucasfilm Games Natürlich haben Guybrush und der Museumsleiter, der quasi zu sämtlichen Objekten eine falsche Geschichte erzählt, dazu einiges zu sagen. Außer den Kennern der Reihe kann damit aber niemand allzu viel anfangen. Diese Referenzen und die Nostalgieschübe, die sie auslösen, finden sich sogar in vielen der Rätsel wieder, auf die wir später noch näher eingehen werden. Für Fans ist das super, und mitunter sogar bei der Lösung hilfreich. Wer die Vorgänger nicht (näher) kennt, zuckt aber wohl oft eher mit den Schultern. Dieses „Problem“ zieht sich quer durch das gesamte Spiel. Wir wollen damit keineswegs sagen, dass Serienunkundige dadurch gar nichts mit „Return to Monkey Island“ anfangen könnten. Die Anspielungen insbesondere auf die ersten beiden Teile sind jedoch so zentral fürs Spielerlebnis, dass für Serieneinsteiger ein nicht unerheblicher Teil des Reizes verloren geht beziehungsweise sich dieser für sie in vielen Situationen gar nicht erst erschließt. Anders gesagt: „Monkey Island“-Unbefleckte haben mit hoher Wahrscheinlichkeit weniger Spaß, zumal selbst bei Seriekenner*innen nicht jede Anspielung und jeder der teils recht flachen Gags zünden dürfte. © Devolver/Lucasfilm Games Starkes Rätseldesign, hoher Komfort Beinahe alles richtig macht „Return to Monkey Island“ dafür beim allgemeinen Spiel- und Rätseldesign. Ähnlich wie in den meisten Vorgängern habt ihr selten nur ein einziges Ziel vor Augen, sondern kümmert euch parallel um gleich mehrere Aufgaben, die oft eng miteinander verzahnt sind. So gilt es auf Mêlée Island beispielsweise sowohl eine Verkleidung zu finden, um an Bord von LeChucks Schiff zu gelangen, als auch ein bestimmtes Objekt aufzutreiben, ohne das die Verkleidung allein nutzlos wäre. Beides könnt ihr in beliebiger Reihenfolge erlangen. Selbst, wenn ihr also bei einer der Aufgaben zunächst nicht weiterkommen solltet, gibt es immer noch Raum für Fortschritte. Auch dieses, nicht zuletzt aus „Monkey Island 2“ bekannte Prinzip findet später immer wieder Anwendung. Hier müsst ihr fünf goldene Schlüssel finden, dort müsst ihr die Mitglieder von LeChucks Crew davon überzeugen, bei einer Abstimmung in eurem Sinne zu entscheiden. Und wie immer könnt ihr die Reihenfolge mehr oder weniger frei selbst bestimmen. © Devolver/Lucasfilm Games Noch häufiger sind diese mehrteiligen Aufgaben mit weiteren Zielen verknüpft, wodurch noch weniger Leerlauf und noch weniger Potenzial für die in Adventures üblichen Hänger vorhanden ist. Aber auch andere Funktionen helfen euch, falls ihr doch mal auf dem Schlauch stehen solltet oder Rätsel eh nicht euer Ding sind. So gibt es zunächst einmal einen „leichten“ und einen „schweren“ Modus, wobei im leichten schlicht weniger oder nicht ganz so anspruchsvolle Rätsel vorhanden sind. Unabhängig von der gewählten Schwierigkeitsstufe gibt es zudem ein Quest-Log, konkret eine „To-do-Liste“, und vor allem ein Hintbook, das euch die Voodoo Lady bei eurem ersten Aufeinandertreffen überreicht. Darüber könnt ihr in mehreren Stufen Tipps abrufen, die euch in die richtige Richtung lotsen oder auf Wunsch sogar wie eine spielinterne Komplettlösung funktionieren. Eine zeitliche Begrenzung zum Abrufen der Hinweise wie etwa in Baphomets Fluch 5 gibt es dabei indes nicht. Ihr könnt lediglich einzelne Schritte logischerweise nicht überspringen. Müsst ihr also beispielsweise einem der NPCs ein bestimmtes Objekt zeigen, um überhaupt an eine weiterführende Info zu gelangen, müsst ihr diese Aktion zunächst absolvieren, bevor ein weiterer Tipp abgerufen werden kann. Klar sind solche Hilfen „gefährlich“. Denn die Verlockung ist groß, sie nach der ersten Nutzung wieder und wieder in Anspruch zu nehmen. Gerade deshalb ist die Entscheidung, die Tipps nicht groß an Voraussetzungen oder mit einer „Cooldown-Phase“ zu verknüpfen, mutig. Denn normalerweise könnt ihr im „schweren“ Modus mit grob zehn bis zwölf Stunden Spielzeit rechnen, den aus unserer Sicht angemessenen und für ein Adventure wirklichen ordentlichen Umfang aber theoretisch schon im ersten Durchgang locker auf die Hälfte drücken. © Devolver/Lucasfilm Games Aber da muss man eben einfach ein wenig Disziplin mitbringen, zumal man mit den Hilfen zwar schneller durchkommt, sich damit aber gleichzeitig einem zentralen Element des Genres beraubt. Wir finden es trotzdem gut, dass die Entwickler*innen diese Möglichkeit anbieten. Übrigens ist der Komfort auch abseits dessen recht groß. Zumindest auf Switch, die PC-Version lag uns zum Testzeitpunkt nicht vor (wir hätten sie anstelle der Switch-Fassung aber haben können!), werden je nach Standort und Blickrichtung in den einzelnen Szenen sämtliche Hotspots automatisch markiert. Ihr könnt dann komfortabel mit dem rechten Stick zwischen ihnen wechseln, ohne Guybrush anders positionieren zu müssen. Nintendo Switch OLED kaufen (Amazon) Nintendo Switch OLED kaufen (Saturn) Nintendo Switch OLED kaufen (Otto.de) Nintendo Switch OLED kaufen (MediaMarkt) Es gibt dabei nur maximal zwei Standard-Aktionen: betrachten und eine aktive Option, also etwa benutzen, ansprechen, aufnehmen und so weiter. Das funktioniert simpel und auch mit dem Gamepad ohne Probleme. Zudem könnt ihr per Knopfdruck rennen, wodurch sich die ohnehin relativ kurzen Laufwege zusätzlich beschleunigen lassen. Ebenfalls per Knopfdruck könnt ihr aber auch jederzeit auf die Inselkarte zurückkehren, ohne erst zu einem regulären Ausgang latschen zu müssen. Auf dieser Übersichtskarte lauft ihr dann wie in den alten Serienteilen als Mini-Guybrush über Mêlée Island, Terror Island und Co., um schneller zu einer bestimmten Location zu gelangen. Genauso funktioniert das mit der Seekarte, über die ihr in Kapitel 3 zwischen verschiedenen Inseln und sonstigen Schauplätzen hin und her reist. Abseits des dritten Akts hält sich die Anzahl einzelner, parallel verfügbaren Locations indes in Grenzen. Auch das trägt trotz der im Vergleich mit vielen anderen aktuellen Adventures hohen Komplexität des Rätseldesigns zu einer guten Spielbarkeit bei. © Devolver/Lucasfilm Games Guter Sound, spaltender Grafikstil Wir wollen uns an dieser Stelle gar nicht so ausführlich mit der Grafik von „Return to Monkey Island“ beschäftigen. Fest steht aber, dass der Stil nicht jedermanns Sache ist. Bezogen auf die Hintergründe ist die Stilfrage wohl weit weniger kritisch als mit Hinblick auf die Charaktere. Denn allen voran Guybrush mit seinem angedeuteten Drei-Tage-Bart und der rötlichen Nase, die nach Erkältung oder Suff aussieht – eher Erkältung, denn Guybrush verträgt den Grog bekanntlich schlechter als ein Sextaner –, kann die Gemüter spalten. Vielleicht hat bei uns irgendwann einfach der Gewöhnungsfaktor gezogen oder wir hatten, obwohl wir uns einen schöneren Stil hätten vorstellen können, einfach nie wirklich ein Problem damit. Aber wir überlassen es eh am liebsten eurem eigenen Urteil, ob ihr die Grafik nun mögt, akzeptabel oder vielleicht einfach nur hässlich findet. © Devolver/Lucasfilm Games Weniger zwiespältig betrachten muss man hingegen den Sound. Die teils aus den Vorgängern bekannten Melodien, neu arrangiert vom Original-Komponisten Michael Land, dürften jedem Serienfan Freude machen. Sehr gut gelungen ist auch die Sprachausgabe, bei der unter anderem mit Dominic Armato Guybrushs englischer Stammsprecher zum Einsatz kommt. Die deutsche Textübersetzung ist gut, obgleich sie etwa nicht immer die deutschen Bezeichnungen verwendet, die Boris Schneider-Johne einst in den ersten beiden Teilen von „Monkey Island“ nutzte. Aber so gut, nicht perfekt, die englische Sprachausgabe auch sein mag, im Adventure-Land Deutschland finden wir es bei einem neuen Teil von „Monkey Island“ schon fragwürdig, weshalb es nicht auch ein deutschsprachiges Voiceover gibt. Aber vielleicht kommt das ja noch im Nachgang...