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GTA 5: Das Rockstar-Epos im Test

Über fünf Jahre mussten Fans von Grand Theft Auto auf einen neuen Teil der beliebten Open-World-Reihe warten. Nach dem bombastischen Western-Abenteuer von John Marston in „Red Dead Redemption“ und einem soliden, aber nicht überzeugenden „L.A. Noire“ mit Officer Cole Phelps war es im September diesen Jahres endlich soweit: Die reguläre GTA-Serie ging in die fünfte Runde. Und wie!

Hunderte Möglichkeiten, drei Charaktere und mit San Andreas ein riesiges Gebiet, unterteilt in drei verschiedene Gebiete. In unserer Review zu GTA 5 verraten wir euch, warum Grand Theft Auto 5 nicht nur das Spiel des Jahres ist, sondern auch was uns am hochgelobten Titel weniger gut gefallen hat.

Franklin – der brave Ghetto-Boy

Beginnen wir gleich zu Anfang unseres Test-Artikels zu „GTA 5“ mit der vielleicht größten und innovativsten Neuerung: Drei Charaktere! Erstmals in der GTA-Serie bekommen wir nicht einen, nicht zwei, sondern gleich drei Hauptprotagonisten vor die Nase gesetzt, welche wir durch die virtuellen Gebiete von San Andreas steuern dürfen. Das bekommen wir gleich zu Beginn des Spiels nähergebracht. Während eines Überfalls in einer Bank wechseln wir gleich mehrmals zwischen den Protagonisten.

Während Michael und Trevor bereits früher gemeinsame Raubzüge durchlebt haben, stößt Franklin erst später dazu. Wir wollen an dieser Stelle keine Story-Spoiler niederschreiben, da die Art und Weise, wie alle drei Charaktere später zueinander kommen, von jedem Selbst gespielt werden sollte.

Fakt ist jedoch: Zu Beginn von Grand Theft Auto 5 sind nicht alle drei Charaktere verfügbar. Unsere ersten Schritte in Los Santos beginnen wir mit Franklin. Der Getto-Gangster erinnert aufgrund seiner Herkunft stark an Carl Johnson aus „GTA: San Andreas“ – nur eben mit anderen Hintergründen. Er will die große Karriere starten und das „Shit-Life“ bestehend aus Bandenkriegen, Drogen und Armut endlich hinter sich lassen. Ein Dorn im Auge ist ihm vor allem sein Arbeitgeber Simeon, durch welchen er wenig später zu einem der anderen Hauptcharaktere stößt. Wie bereits erwähnt wollen wir an dieser Stelle nicht verraten wie es dazu kam.

© Rockstar Games

Michael – der reiche Renten-Räuber

Der zweite Hauptcharakter im Bunde ist Michael. Wie bereits erwähnt war er schon früher der absolute Räuber. Sein Haus, sein Auto und all seine anderen Errungenschaften wurden durch gestohlenes und gewaschenes Geld finanziert, welches er über die Jahre angespart hat. Schließlich setzte er sich in den Rockford Hills mit seiner Familie – Tochter Tracy, Sohn Jimmy und Frau Amanda – zur Ruhe.

Eigentlich wollte er sein schönes Leben genießen, doch wie es der Zufall so will, zerstörte er das vermeintliche Anwesen des Tennislehrers seiner Frau. Wie sich jedoch herausstellte, gehörte das Gebäude gar nicht dem Tennislehrer, weshalb er über mehrere Millionen Euro schulden bei einem doch sehr einflussreichen Mann in Los Santos hat. Da gibt es nur eine Möglichkeit: Zurück in das Leben eines Räubers!

Tipps, Tricks und Mythen bei uns im Special – die fünf coolsten Sachen, die ihr in „GTA 5“ machen könnt! 

Trevor – der harte Wüsten-Hund

Der dritte und damit letzte Protagonist in Grand Theft Auto 5 ist Trevor – einer der vielleicht verrücktesten und durchgeknalltesten Charaktere in der gesamten Videospiel-Geschichte. Der Haudegen, welcher sein Leben nach all den Raubzügen in der Vergangenheit in Sandy Shores führte, stößt zu Michael und Franklin, als er von einem neuerlichen Raubzug in Los Santos erfuhr.

Nachdem er eine aus „GTA 5“ bekannte Bande komplett auslöschte und in Sandy Shores für Unruhe sorgte, verlässt er das Kaff, um in die Großstadt zu ziehen. Es ist sein Wunsch, Michael De Santa aufzuspüren. Wenn schon Action, dann will er auch etwas vom Kuchen ab haben – eben wie in den guten, alten Zeiten! Insgesamt könnten die drei Hauptcharaktere von „GTA 5“ nicht unterschiedlicher sein. Hinzu kommen aber außerdem bekannte Gesichter, welche man aus anderen Teilen der Grand Theft Auto-Serie kennt. Welche genau verraten wir aber auch an dieser Stelle nicht.

Räuber wechsel Dich

Der ein oder andere war vor dem Release von Grand Theft Auto 5 unsicher: Wie funktioniert die Integrierung gleich dreier Charaktere? Auch Rockstar Games zerbrach sich mehrfach den Kopf, wie man dies letztendlich löst. Herausgekommen ist eines der vielleicht revolutionärsten Features in einem Open-World-Spiel. Per Knopfdruck können wir zu jeder Zeit – sofern die Charaktere aufgrund einer HEIST-Mission nicht untergetaucht sind – wechseln.

Das geschieht dynamisch, bedeutet: Ein kurzer Rundflug über die Stadt und schon befinden wir uns in der Haut eines anderen Charakters. Die Clou: Die Charaktere stehen nicht einfach steif in der Gegend herum, sondern gehen zumeist einer normalen Tagesaktivität nach.

Michael zum Beispiel liegt gerade an seinem Pool und genießt einen Drink, Franklin geht mit seinem Hund Chop um die Häuser und Trevor hockt gerade auf dem Pott‘ und kuriert den Rausch der letzten Nacht aus. Es gibt dutzende dieser Szenen, exakt zugeschnitten auf die Persönlichkeit des jeweiligen Charakters. Und genau das macht das Wechseln der Charaktere so besonders.

Es ist allerdings wichtig zu erwähnen: Während den Hauptmissionen können die Charaktere nicht einfach so gewechselt werden. Das Spiel schreibt dem Spieler, wann ein Wechsel vonnöten ist und wann nicht. Außerdem gibt es in ganz San Andreas für jeden der drei Charaktere bestimmte Missionen und Aktivitäten, die auch nur von der jeweiligen Person gestartet werden können. Gekennzeichnet sind diese mit verschiedenen Farben.

Die Missionen

Wo wir gerade bei Missionen sind: Auch diese spielen in „GTA 5“ wieder eine wichtige Rolle. Zwar schalten wir innerhalb der 69 Missionen diesmal keine Brücken in die neue Regionen oder dergleichen frei, jedoch gilt es, in den Missionen verschiedene Aktivitäten und Immobilien freizuschalten. Erst mit einem bestimmten Fortschritt lassen sich alle Möglichkeiten in San Andreas komplett ausschöpfen.

Wir können euch jedoch beruhigen: Das Spiel muss nicht durchgehetzt werden, um alles sehen oder spielen zu können. Das Missionsdesign ist spaßig und abwechslungsreich zugleich. Mal brennen wir mit Trevor ein Meth-Labor in Sandy Shores nieder oder überfallen in den so genannten „HEIST“-Missionen mit unserer Crew einen Juwelier.

Die HEIST-Missionen sind quasi eure Haupteinnahmequelle. Vorher geplant und vorbereitet gibt es schließlich zwei Wege, wie wir die jeweiligen Geschäfte ausrauben können: Durchdacht oder offensiv. Wählen wir die durchdachte Variante, gehen wir ohne größere Einwirkung von Gewalt vor. Die offensivere Variante hingegen ist ein direkter Überfall, bei dem es durchaus zu einer Schießerei mit der Polizei oder anderen Sicherheitskräften kommen kann. Je nach unserer Wahl in Sachen Vorgehen müssen wir dann unsere Crew zusammenstellen.

© Rockstar Games

Heist-Missionen und Crews

Zwar lässt euch „GTA 5“ keine größere Freiheit, jedoch gibt es verschiedene Mitglieder mit verschiedenen Fertigkeiten. Mit jedem Überfall verbessern sie sich in den einzelnen Kategorien, wodurch jedoch auch ihr Anteil am erbeuteten Raubgut steigt. Nachdem die Ware geklaut, verkauft und das erwirtschaftete Geld dann gewaschen wurde, bekommen wir direkt eine Überweisung auf das Konto aller Teilnehmer.

Das Geld kann dann von allen drei Hauptcharakteren in Immobilien, Geschäfte oder Garagen investiert werden, welche ebenfalls wieder wöchentliche Einnahmen generieren. Und wem das noch nicht genug ist: Es gibt auch ein durchdachtes Aktiensystem in „GTA 5“, welches je nach Fortschritt in Missionen fällt oder steigt. Haben wir eine Hauptmission abgeschlossen, erhalten wir neben einer prozentualen Bewertung auch eine Medaille bestehend aus Bronze, Silber oder Gold. Wer besonders ehrgeizig ist, alle Mission mit der besten Wertung abzuschließen, kann jeder der 69 Hauptmissionen über das Hauptmenü erneut spielen. Insgesamt sehr durchdacht und motivierend das Missionsdesign!

Willkommen San Andreas

Kommen wir nun zum – neben den Charakteren und Missionen – wichtigsten Teil eines jeden Grand Theft Auto-Ablegers: Die Spielwelt. Nachdem wir in „GTA 5“ einen weiteren Ausflug nach Liberty City erleben durften, geht es in Grand Theft Auto 5 erneut nach San Andreas. Anders als im namensgebenden Spin-Off aus dem Jahr 2005 besteht die Region „San Andreas“ in „GTA 5“ „nur“ aus einer großen Insel.

Aufgeteilt in die drei Gebiete Los Santos – Innenstadt, inspiriert von Los Angeles, Blaine County – Berglandschaft mit mehreren kleineren Siedlungen  und Sandy Shores – Wüstenstaat mit viel Flachland, bietet der reguläre, fünfte Teil von Rockstars Open-World-Epos drei riesige Abschnitte. Hinzu kommen viele kleine Randgebiete mit allerlei Möglichkeiten zum Entdecken. Doch beginnen wir in Los Santos.

Der Großstadt-Abschnitt von San Andreas ist lebendig und stellt quasi das Zentrum der Hauptstory. Gleich zwei Hauptcharaktere – Franklin und Michael – stammen aus Los Santos. Außerdem lassen sich durch HEIST-Missionen die meisten Einnahmen in den Edelläden der Stadt generieren.

Doch Los Santos bietet noch mehr: Neben dem Industriegebiet gibt es außerdem die Rockford Hills. Hierbei handelt es sich um eine fast exakte Nachbildung von Beverly Hills. Und wer keine Lust auf stressiges Stadtleben hat, der lässt es sich auf der Shopping-Meile in der Innenstadt oder auch am Vespucci Beach gut gehen.

© Rockstar Games

Zwischen Blaine County und Los Santos liegt noch das kleine, verschlafene Dorf Sandy Shores. Mit einer kleinen Zahl an Einwohnern und noch nicht mal richtigen Häusern ist Sandy Shores nur bedingt als richtige Stadt zu bezeichnen. Die Wüstenregion dient mehr oder weniger als Verbindung zwischen Blaine County und Los Santos, bietet mit mehreren Motels, Offroad-Rennen und einem Militärstützpunkt sowie zwei kleinen Landeplätzen aber gleich mehrere Grundlagen für spaßige Zeitvertreibe.

Wer es besonders waghalsig oder auch besonders entspannend mag, der greift auf die Freizeitaktivitäten in Blaine County zurück. Egal ob Kunstflüge oder Bungee-Jumping, Bergsteigen oder eine Partie Golf – auch Blaine County bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, wenn man abseits des räuberischen Alltags mal ein wenig Abwechslung braucht.

Nichts ist unmöglich

Wie bereits schon erwähnt bietet San Andreas eine Vielzahl an Möglichkeiten abseits der Hauptstory. Neben zahlreichen kleinen Zwischenaufgaben, welche dynamisch während einer Rundfahrt durch die Landschaft passieren können (Handtaschendiebstahl, Geiselnahme usw.), gibt es außerdem erneut die „Fremde & Freaks“-Missionen. Hierbei handelt es sich ebenfalls um kleinere Nebenaufgaben mit verschiedenen Personen. So müssen wir zum Beispiel einen Paparazzo mit dem Motorrad kutschieren, Abschleppmissionen für den drogenabhängigen Freund absolvieren oder auch ein wenig Scharfschützen-Action in Sandy Shores betreiben.

Und wer darin noch nicht genug Abwechslung sieht, der besucht einen Strip-Club, ein Kino, eine Autowaschanlage die Flugschule, die Rennbahn, erledigt Kopfgeldmissionen, spielt Golf, Tennis, nimmt an einem Triathlon teil, bestreitet ein Fahrradrennen, motzt seine Kiste in der Werkstatt auf oder kauft sich im AmmuNation Waffen-Modifikationen zum teuren Preis. Die Möglichkeiten in San Andreas sind nahezu grenzenlos und es gibt an allen Ecken und Enden immer wieder neues zu entdecken. Beschreiben lässt sich das ganz gut mit einem Werbespruch einer führenden Auto-Marke: Nichts ist unmöglich…

© Rockstar Games

Technik mit Kinderkrankheiten

Kommen wir abschließend noch zur Technik und damit auch zum eigentlich größten Kritikpunkt von „GTA 5“ . Leicht erklärt wäre das Kantenflimmern sowie auch die einbrechende Framerate natürlich mit dem Alter der Releaseplattformen. Xbox 360 und PlayStation 3 sind längst nicht mehr die jüngsten Konsolen. Mit dem Wissen, was die neueren Plattformen Xbox One und PlayStation 4 beherrschen, wirken die beiden angesprochenen Problem(chen) natürlich irgendwie vermeidbar. Ständig ist man hin- und hergerissen von der optischen Qualität des Spiels.

Fährt man in den Sonnenuntergang über den Highway oder bei Nacht durch die Straßen von Los Santos wirkt „GTA 5“ fast schon wie ein Titel der nächsten Generation. Schaut man sich bei Tag jedoch die Umgebung ein wenig genauer an, erkennt man hier und da matschige Texturen und unsaubere Kanten, was durchaus auf den hohen Detailgrad und die Fülle an Möglichkeiten zurückzuführen ist. Schade nur, dass darunter die Technik ein wenig leidet. Sehr positiv hingegen fiel uns die Auswahl der Radio-Songs sowie die gute Synchronisation des Titels auf.

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