Kaum jemand dürfte so viel Kloppe ausgeteilt haben, wie es Capcom zu Arcade-Zeiten getan hat, außer vielleicht die Herren Spencer und Hill in ihren Filmen. Und mit dem Capcom Beat 'em Up Bundle huldigt man dem Genre, welches Capcom über die Jahre einiges an Kleingeld eingebracht haben dürfte. In unserem Test der Switch-Version klären wir, ob das Bundle neben Nostalgie noch mehr zu bieten hat.
Sieben Klassiker in einem Set
Hach ja, das alte Verwirrspiel: In deutschen Gefilden versteht man unter dem Begriff "Beat'em-Up" typischerweise Prügelspiele, in denen 1vs1 gekämpft wird. Außerhalb Deutschlands assoziiert man damit hingegen Titel, in denen sich Spieler durch scrollende Stages bewegen und Gegner gleich in ganzen Horden vermöbeln. Das Capcom Beat 'em Up Bundle beinhaltet gleich sieben solcher Spiele. Final Fight, The King of Dragons, Captain Commando, Knights of the Round, Warriors of Fate, Armored Warriors und Battle Circuit sind darin enthalten, die beiden letztgenannten Titel sind damit erstmals auch außerhalb der Spielhalle (legal) verfügbar.
Eine Sache haben sie aber alle gemeinsam, wie ihr vielleicht schon erraten habt: Es wird viel geprügelt. Größtenteils benötigt ihr nur Richtungseingaben und jeweils einen Knopf zum Angreifen und Springen. Beide Knöpfe zusammen lösen einen Rundumschlag aus, der euch etwas Lebensenergie kostet. Das Button-Layout dürft ihr frei anpassen, auch Kombinationen verschiedener Knöpfe und Turbo-Modus lassen sich somit auf einen einzelnen Knopf legen, was je nach Controller auch zu empfehlen ist. Einzelne Joy-Cons sind mangels Start-Knopfes leider ungeeignet. Greift also besser zu einem Pro-Controller oder gleich zu einem Arcade-Stick, um Spielhallen-Stimmung aufkommen zu lassen.
Von manchen der enthaltenen Titel existieren Umsetzungen für Heimkonsolen, welche in der Regel technisch hinter den Spielhallen-Varianten hinterherhinkten. Für das Bundle hat man jedoch die Originale gewählt, die ursprünglich für verschiedene Iterationen des CPS-Boards erschienen. Die Spiele werden vertikal gestreckt in Vollbild dargestellt, für die Ränder an den Seiten stehen mehrere Artworks zur Auswahl, die sich bei Bedarf auch deaktivieren lassen. Im Gegensatz zu anderen Retro-Compilations fehlen alternative Optionen für die Grafik, wie zum Beispiel Scanlines oder ein Pixel-Perfect-Modus. An dem Seitenverhältnis oder der Grafikdarstellung lässt sich nichts ändern.
Auch nach über 25 Jahren sind die verschiedenen Spiele immer noch hübsch anzusehen, das liegt vor allem an den abwechslungsreichen Settings, die – je nach Titel – von der Vergangenheit bis in die Zukunft reichen. Teilweise angereichert mit Elementen aus Genres wie Fantasy oder SciFi. In Final Fight verdrescht ihr Punks quer durch das fiktive Metro City, in Armored Warriors steuert ihr riesige Kampfmechs oder spielt in Knights of the Round als die Ritter aus der Artus-Sage. Egal, für welchen Titel ihr euch entscheidet, es wird darin geprügelt, bis der Daumen abfällt.
Viel Kloppe, wenig Extras
Jedes Spiel liegt sowohl als US- als auch als japanisches ROM vor, zwischen denen ihr im Hauptmenü wechselt. Bis auf zum Teil veränderte Namen oder geringfügige Zensuren, wie im Intro von Final Fight, gibt es hier keine gravierenden Unterschiede. Für jede Fassung habt ihr einen Savestate zur Verfügung, von dem aus ihr eure Session zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen dürft. Auch auf Dipswitch-Settings für den Schwierigkeitsgrad und die Anzahl der Leben, mit der gestartet wird, habt ihr Zugriff. Wegen unbegrenzt vieler Continues ist es aber letzten Endes eher eine Frage eurer Geduld als euren spielerischen Könnens, ob ihr es bis zum Abspann schafft.
Sofern ihr euch nicht allzu ungeschickt anstellt, sind die sieben Klassiker in jeweils unter einer Stunde bezwungen. Spielerisch unterscheiden sich die einzelnen Titel nur geringfügig. Klar, in The King of Dragons und Battle Circuit gibt es Upgrades, mit denen ihr eure Charaktere verbessert und in Armored Warriors lassen sich die Körperteile eures Mechs auswechseln. Das ändert nichts daran, dass sie im Großen und Ganzen aber auch nichts weiter als ausgedehnte Prügelorgien sind.
Am Charme der Capcom-Prügler ändert das nichts, das Spielprinzip sorgt immer noch für "instant gratification" und abgesehen von vereinzelt flackernden Objekten ist die Emulation gelungen. Zumindest in lokalen Sessions, im Online-Multiplayer kommt es oft zu kurzen Rucklern und Aussetzern beim Sound, auch wenn ihr das Matchmaking auf eure Region begrenzt. Uns ist schleierhaft, warum es keine Leaderboards für High Scores gibt, obwohl sie eigentlich bei einem solchen Bundle fast schon dazugehören.
Mit lediglich einer Reihe hochauflösender Bilder zu den einzelnen Titeln gibt es nur wenige Extras. Zumindest einen Player mit den Musikstücken der einzelnen Titel hätten wir uns noch gewünscht. Schade, da Capcom selbst mit den Compilations zu Mega Man und Street Fighter sehr gut vorgelegt hat, was Bonusinhalte angeht. Auch sind keine Spiele enthalten, deren Lizenzen auf Filmen, Comics und TV-Serien basieren, die ebenfalls sehr kompetent von Capcom versoftet wurden. Aber bei einem Preis von knapp 20 Euro für sieben Retro-Titel kann man nicht meckern.