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Seit 13 Jahren gehört „Gears of War“ zu den wichtigsten Exklusivtiteln der Microsoft-Konsolen. Mit dem fünften Hauptteil der Reihe beweist Entwickler The Coalition erneut, dass der Third-Person-Shooter noch lange nicht zum alten Eisen gehört. In unserem Test zu „Gears 5“ verraten wir euch, warum die Kettensägen nach wie vor nicht abgestumpft sind.
Es gibt Spiele-Serien, die erfinden sich im Laufe der Zeit immer wieder neu, entfernen sich mitunter weit von ihren Ursprüngen – und es gibt „Gears of War“. Seit dem Debüt im Jahr 2006 wissen wir genau, was uns bei einem Ableger der Reihe erwartet uns das ist beim neuesten Serienteil Gears 5 nicht anders.
Obwohl die Serie, die einstmals bei Epic Games entstand, seit nunmehr vier Jahren fest in der Hand von Entwickler The Coalition liegt, hat sich an der grundlegenden Formel kaum etwas geändert. Im fünften Teil stehen schnörkellose Daueraction mit Koop-Ansatz, coole One-Liner und intensive Multiplayer-Schlachten erneut auf der Tagesordnung. Trotzdem gelingt es „Gears 5“ an genau den richtigen Stellen mit frischen Ideen für die nötige Abwechslung zu sorgen. Doch dazu später mehr.
Mehr als nur stumpfe Popcorn-Action
Mit „Gears of War 4“ wechselte die Shooter-Reihe im Jahr 2016 das Entwicklerstudio. The Coalition schneiderte dem Deckungsshooter eine packende Handlung auf den Leib, die langjährige Fans und Neulinge gleichermaßen überzeugen konnte.
25 Jahre nach den Geschehnissen des Vorgängers machte uns der vierte Hauptteil mit JD Fenix und seinem Team bekannt, während Papa Marcus Fenix – Protagonist der ersten drei Ableger – die illustre Truppe begleitete. Der Generationswechsel war geglückt.
„Gears 5“ knüpft direkt an die Geschehnisse des Vorgängers an, in dem Kait Diaz mit der Suche nach ihrer Mutter noch eine Nebenrolle einnahm. Diesmal schlüpfen wir allerdings selbst in die Haut der ehemaligen Kolonie-Außenseiterin, zumindest ab dem zweiten der insgesamt vier Akte.
Im testosterongeschwängerten Spieluniversum voller muskelbepackter Fleischberge und jeder Menge überschwänglicher Bromance entfernt sich „Gears 5“ mit einer weiblichen Hauptfigur immer weiter von dem Kitsch, der die ersten drei Serienteile ausgezeichnet hat.
Bereits der Vorgänger überzeugte mit charmanten Unterhaltungen der Hauptfiguren, die die enge Freundschaft der Truppe hervorragend wiederspiegelten. „Gears 5“ geht dabei noch einen Schritt weiter und schafft es besonders in den ruhigeren Momenten, uns emotional zu berühren und Mitgefühl für Kait, JD und Co zu entwickeln.
Kait tut Gears 5 gut
Erstmals in der Historie der Reihe vermittelt das Spiel die Emotionen der Protagonistin in Visionen und Erinnerungen. Kait ist eine geplagte Seele, die in ihrem Leben schon viel miterlebt hat und noch immer versucht, die Geschichte ihrer Familie nachzuvollziehen.
Die charakterliche Entwicklung der Hauptfigur nimmt in „Gears 5“ einen hohen Stellenwert ein und präsentiert sich dabei stets glaubhaft, ohne in überspitzte Klischees zu verfallen. Aus Spoilergründen wollen wir jedoch nicht weiter auf die Hintergründe eingehen. Wer „Gears of War“ bisher nicht gespielt hat, kann sich übrigens mit Hilfe eines ausführlichen Recap-Videos zu Beginn des Abenteuers über die wichtigsten Geschehnisse informieren.
Wer jetzt ein weichgespültes Abenteuer erwartet, das die Stärken der Reihe vermissen lässt, darf beruhigt sein: Aus spielerischer Sicht bleibt in „Gears 5“ weitestgehend alles beim Alten. Brachiale Daueraction, literweise Blut und jede Menge fiese Gegner geben sich wiederholt die Klinke in der Hand.
Durch die vielschichtige Handlung erstreckt sich das Spiel aber weit darüber hinaus. Die emotionale und wendungsreiche Story sorgt für eine intensive Atmosphäre, die seltsamerweise in einem abrupten Ende gipfelt. Das große Finale fällt deutlich kürzer als die vorangegangenen Spielabschnitte aus. Es wirkt fast so, als wäre The Coalition die Entwicklungszeit ausgegangen.
„Gears 5“ gelingt es genau jedoch zur richtigen Zeit, seine brachial inszenierte Bombast-Action zu entschleunigen, uns abzuholen und durch seine wunderschönen und abwechslungsreichen Umgebung ein ums andere Mal ins Staunen zu versetzen.
Das wird bereits zu Beginn des Spiels deutlich, wenn sich unsere Gruppe in einen malerischen Cenote abseilt. Um uns herum kristallklares Wasser, während altertümliche Ruinen von einer längst vergessenen Zeit erzählen. Optisch und atmosphärisch erinnert das stark an „Uncharted 2“, zumindest, bis wir auf die ersten Locust-Schergen treffen.