Wer verstanden hat, wie sich Steuern sparen lassen, kann eine Menge Geld für sich behalten oder sogar vom Staat zurückbekommen. Spielentwickler Rockstar North hat es aber möglicherweise leicht übertrieben.
Die Interessenvereinigung Tax Watch UK hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Steuerzahlungen von großen Firmen im Blick zu behalten und zu analysieren. Sollte irgendetwas an dem Vorgehen des entsprechenden Betriebs nicht rechtens sein oder sich herausstellen, dass man dort Lücken nutzt, um Steuergelder zu hinterziehen oder dem Steuerzahler auf der Tasche zu liegen, wird dies in Berichten veröffentlicht. Aktuell hat die Vereinigung Rockstar North im Visier.
Rockstar zahlt keine Steuern?
Rockstar North wurde 1999 gegründet und ist in letzter Zeit vor allen Dingen für ihre Arbeit an GTA 5 bekannt. Die Spielefirma hat ihren Sitz seit jeher in Edinburgh, Schottland, einem Ort, der zum Vereinigten Königreich Großbritannien gehört. Doch obwohl die Firma laut Tax Watch eine Menge Gewinn macht, soll sie seit 2009 keine Körperschaftssteuer gezahlt haben.
Der Enthüllungsreport berichtet, dass sich der Umsatz durch die Verkäufe von „Grand Theft Auto V“ auf circa sechs Milliarden US-Dollar beläuft. Von diesem Geld hat die Regierung von Großbritannien jedoch keinen Cent gesehen. Ganz im Gegenteil. Stattdessen hat sich Rockstar North 2015 für ein Steuererleichterungs-Programm qualifiziert, welches kleine und mittelgroße britische Spielentwickler unterstützen soll.
Statt also Geld zu zahlen, erhielt Rockstar North auf diese Weise ungefähr 42 Millionen Pfund, umgerechnet circa 45,8 Millionen Euro. Sollten die Zahlen so stimmen, wären das knapp 19 Prozent aller Steuervergütungen in der gesamten britischen Videospielindustrie. Der Report stellt offen die Frage, wie es sein kann, dass ein Spiel, welches in Großbritannien entwickelt wurde, Milliarden Dollar Gewinn einbringt, der Mutterkonzern, Take 2 Interactive, jedoch Steuerverluste macht und Steuerrückzahlungen von der Regierung erhält.
Take 2 und die Steuern
Doch der Report von Tax Watch UK geht noch weiter. Laut diesem hat Mutterkonzern Take 2 Interactive in den Jahren 2013 bis 2018 einen Gewinn von geschätzten fünf Milliarden US-Dollar erwirtschaftet, jedoch lediglich 47,3 Millionen Pfund angegeben. Obwohl der Profit nach Angaben von Take 2 relativ gering ausfällt, wurden trotzdem hohe Boni an die wichtigsten Mitarbeiter in den oberen Etagen gezahlt.
Laut der Interessengesellschaft habe der Konzern die Gelder so zwischen Großbritannien und den USA fließen lassen, dass die amerikanische Firma eine Menge einnehmen und gleichzeitig in Großbritannien Hilfe von der Regierung beanspruchen konnte. Hätte eine angemessene Verteilung erfolgt, wäre wesentlich mehr Profit nach Großbritannien geflossen.
In dem Fall wäre Rockstar North nicht für eine Steuergutschrift in Frage gekommen, stattdessen hätten Take 2 und die Rockstar-Unternehmen deutliche Steuerverpflichtungen gegenüber Großbritannien gehabt.
Tax Watch UK gibt jedoch an, dass es bisher keine Hinweise darauf gibt, dass die Vorgehensweise von Take 2 und Rockstar North in irgendeiner Weise illegaler Natur sei. Man fordert allerdings die britische Abteilung für die Erhebung der Steuern auf, sich den Fall dringend näher anzusehen, beziehungsweise zu untersuchen.