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Rust: DayZ trifft Minecraft – unsere Vorschau

Mit Rust brachten die Indie-Entwickler bei Facepunch Studios ein interessantes Survival-Abenteuer im Stil von DayZ auf den Markt, das bereits in der Alpha über eine Million Mal bei Steam verkauft wurde. Ein voller Erfolg! Dicht gefolgt von Nachahmer-Vorwürfen weiß Rust dank einiger interessanter Neuerungen zum Zombiespiel von Dean Hall trotzdem zu begeistern. Anstatt die Welt zu durchforsten, finden wir uns auf einer großen Insel wieder und können uns unsere Umgebung zunutze machen. Damit setzt Rust auf kreative Ansätze, die seinerzeit schon Minecraft in den Olymp erhoben haben. Wir haben uns durch die Wälder der Insel gekämpft und zeigen euch in diesem Artikel, warum Rust mehr als nur ein billiger Klon ist.

Kein Ideenklau, sondern wirklich frischer Wind?

Zugegeben, nach dem Erfolg der Zombie-Survival-Mod DayZ für die Militär-Simulation ARMA 2 brach eine wahre Welle an Klonen los. Allen voran das unglückliche The War Z (nun Infestation: Survivor Stories), das vor allem zu seiner Markteinführung etliche Ohrfeigen kassiert hat. Da liegt es natürlich nahe, dass viele Fans des Survival-Genres von Rust anfangs nicht viel gehalten haben. Wieder nur eine Kopierkatze ohne Seele und nur zur Geldbeschaffung gedacht? In keinster Weise, denn hinter Rust verbirgt sich ein sehr interessantes Konzept, das sicher aus der Menge hervorzustechen weiß.

Geschaffen wird Rust von den Indie-Entwicklern bei Facepunch Studios. Das Spiel kann derzeit in einer Early-Access-Alpha auf Steam erworben werden und strotzt noch vor Fehlern. Nichts Neues heutzutage, wo jedes dritte Game bereits in einem frühen Stadium der Entwicklung auf die Masse losgelassen wird. Dabei verfolgt der Titel grundlegend das gleiche Konzept wie viele seiner Artgenossen: In einer postapokalyptischen Welt streifen wir blind umher und haben nur ein Ziel: Überleben. Hunger, Kälte und vor allem andere Überlebende machen uns hier die Existenz schwer. Willkommen auf Rust Island!

Das Abenteuer beginnt mit einem Stein

Eine wirkliche Geschichte verfolgt Rust nicht. Wir starten abgelegen auf einer Insel und tragen nur einen Stein, zwei Bandagen und eine Fackel bei uns. Nach kurzer Begutachtung der Umgebung beginnen wir damit uns sprichwörtlich zurück in die Steinzeit zu versetzen. Mit dem Stein in der Hand schlagen wir auf Bäume und Felsen ein. So erhalten wir wichtige Ressourcen, die wir schnell dank vorgegebener Rezepte weiterverarbeiten können. Aus Steinresten und Holz machen wir uns eine erste Axt, mit der neue Rohstoffe noch schneller abgebaut werden können. In kurzer Zeit haben wir eine beachtliche Menge Baustoffe angesammelt und beginnen damit erste Holzwände herzustellen, um ein Lager für die Nacht zu errichten. Die bricht nämlich schnell über uns herein und auch unsere Fackel hält nicht ewig. Ein Lagerfeuer ist ebenfalls eine gute Idee, vor allem, da wir von Hunger geplagt werden.

Mit der Axt in der Hand erlegen wir flott ein paar Tiere, essen ihr rohes Fleisch und vergiften uns damit: Das war keine gute Idee. Besser ist es, die Nahrung über dem Feuer zu grillen. Wenn der Tag hereinbricht, geht die Arbeit weiter. Das Leben in Rust führt uns zurück in die Zeit der Jäger und Sammler. Unsere ganze Umwelt ist nutzbar, um unser neues Leben als Einsiedler zu beginnen. Trügerische Ruhe? Auf jeden Fall, denn überall warten Gefahren auf uns. Neben wilden Tieren wie Bären oder Wölfen, denen wir mit einer simplen Axt noch recht hilflos gegenüberstehen, sind vor allem andere Spieler unser größter Feind. Rust setzt nämlich komplett auf PvP. Da hilft es, in Gruppen unterwegs zu sein und sich so vor Banditen zu schützen. Mehrere Hundert Spieler passen auf einen Server und alleine hat man oft keine Chance.

Crafting ist, was zählt

Neben dem PvP setzt Rust auf ein simples aber dennoch umfangreiches Crafting-System. In unserem Inventar finden wir verschiedene Rezepte, um die gefundenen Rohstoffe weiterzuverarbeiten. Neben simplen Gegenständen wie Wänden, Spitzhacken oder eben einer Axt, sind auch richtige Schusswaffen möglich. Zwar finden sich in ehemaligen Siedlungen auch einige nützliche Sachen, aber das Meiste craften wir selbst. Dabei ähnelt die Idee dem Konzept von Minecraft: Alles ist irgendwie nützlich. Ein Ofen zum Beispiel, um Erze zu schmelzen oder Essen zu kochen. Auch das eigene Heim kann immer weiter ausgebaut und abgesichert werden. Spitze Holzbarrikaden schützen euch vor diebischen Spielern. Die Tür zum Domizil kann via Pin-Code abgesichert werden. Auch Kleidung und andere Helferlein können hergestellt werden.

Das Leben in Rust ist auch kreativer Natur. Zu Beginn ist unsere Rezeptliste noch überschaubar, später finden wir immer mehr Blaupausen und Anleitungen. Aus unserer anfangs noch kleinen Hütte wird eine riesige Festung, wir schließen uns mit anderen Spielern zusammen, bilden eine Kommune und so wird unser Leben auf der Insel von Tag zu Tag spannender. Spannend vor allem, weil ständig alles vorbei sein kann. Denn trotz aller Vorsicht ist der komplette Schutz vor bösen Buben nie gänzlich gegeben. Lauert ein Bandit euch auf, schlägt er zu, sobald ihr die Tür zu euren Gemächern öffnet, meuchelt euch und raubt alles, was ihr besitzt – beginnt das Abenteuer von vorne.

Das zweite Leben auf dem Server

Ein weiterer großer Unterschied zu DayZ liegt darin, dass ihr euch für einen Server entscheiden müsst. Euer Hab und Gut ist nämlich nicht global, sondern immer nur in der Welt, in der ihr gerade spielt, gespeichert. Wechselt ihr also den Server, beginnt ihr von vorne – wobei euer „Speicherstand“ nie gelöscht wird. Das Ganze geht sogar soweit, dass ihr nicht ausloggen könnt. Zwar verlässt man beim Beenden das Spiel, aber der Charakter bleibt in der Welt und schläft. Auch hier liegt die Spannung, ob beim nächsten Einwählen noch alles vorhanden ist oder man einem fiesen Schurken zum Opfer fiel. Es ist also mehr als ratsam, sich eine sichere Stelle zum Aufhören zu suchen. Wahlweise verbarrikadiert im eigenen Haus.

Tipp: Näht euch einen Schlafsack, dann spawnt ihr – ähnlich wie in Minecraft – immer dort, wenn ihr sterbt.

Natürlich ist selbst das Leben hinter Holzwänden nicht sicher, da diese zerstörbar sind. Es dauert zwar eine ganze Weile, aber eifrige Banditen können sich durch jede Wand durchhacken. Damit erhöht sich aber auch die Atmosphäre, da man nie weiß, ob man wirklich sicher ist. Gleiches gilt natürlich auch für uns. Immer wieder treffen wir andere Spieler und probieren unser Glück sie zu überrumpeln. Besonders spaßig wird es, Unvorsichtige im Schlaf zu erwischen. Immerhin ist PvP ja keine Einbahnstraße. Man tötet und wird getötet.

Radioaktive Spielwelt

Die Karte von Rust ist riesig und es dauert seine Zeit, bis man alles erkundet hat. Dabei trifft man immer wieder auf Hinterlassenschaften aus der alten Welt. Häuser und Fabrikanlagen, in denen wir nützliche Gegenstände und sogar Waffen samt Munition finden könnt. Aber auch hier gilt Vorsicht, denn nicht jede Ecke der Insel ist bewohnbar. Radioaktive Strahlung sorgt für ein schnelles Ableben, wenn wir uns ihr zulange aussetzen. Damit erahnt man auch ein wenig die Hintergründe von Rust, nach einem nuklearen Holocaust zu spielen.

Leider mangelt es der Spielwelt noch an Abwechslung. Die Grafik ist dank der Unity Engine zwar sehr ansehnlich, doch wiederholen sich die Settings zu oft und wir haben kaum Unterschiede in der Beschaffenheit und der Vegetation. Das macht vor allem die Orientierung schwer, da es wenig feste Punkte gibt, die man ausmachen kann. Kurzum: Fast alles sieht irgendwie gleich aus. Hier müssen die Entwickler unbedingt kreativ zur Tat schreiten.

Zombies und Spielschwächen

Facepunch Studios machen keinen Hehl daraus, dass Rust ursprünglich als DayZ-Klon angedacht war. Allerdings will man sich nun von diesem Ruf lösen und hat erst kürzlich alle Zombies aus der Welt entfernt. Damit unterstreicht man noch mehr den PvP-Fokus des Games, der in Zusammenhang mit dem Crafting schon ein wenig frischen Wind in diese Gefilde trägt. Allerdings ist man mit der Alpha noch weit vom Langzeitspaß entfernt. Neben der sich zu sehr wiederholenden Spielwelt ist auch der Content noch in einem frühen Stadium seiner Evolution. So looten wir aus jedem Tier Geflügelfleisch, was zugegeben noch recht witzig ist, aber auf die Dauer auch etwas eintönig wird. Zwar gibt es noch Dosenfutter als Alternative, aber auch hier muss Abwechslung her.

Die Animation der Charaktere lässt ebenfalls zu wünschen übrig und sieht teilweise grauenhaft aus. Auch mehr Baumöglichkeiten wären eine schöne Neuerung, ebenso wie eine größere Auswahl der Fauna. Natürlich ist dies keine harsche Kritik am Spiel, denn immerhin befinden wir uns noch in der Early-Access-Alpha. Dennoch sind auch hier endlose Lobeshymnen fehl am Platz, zumal das Spiel für glatt 18,99 Euro auch etwas in die Geldtasche fällt. Dass Rust noch von kruden Bugs geplagt wird, sollte aus dem Status Alpha ebenfalls hervorgehen.

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