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Saints Row 4: Angespielt: Crazy-Shit oder Top-Game?

Die wohl verrückteste Spiele-Serie der Geschichte geht in die nächste Runde. Wir hatten die Möglichkeit, Saints Row 4 in einer Pre-View-Version anzutesten und uns eine erste Meinung zu bilden. Diese umfasst den Inhalt der ersten Stunden der Story sowie eine 20-minütige Demo, in der wir bereits alles freigeschaltet hatten und uns in Steelport so richtig austoben konnten. Unser vorzeitiger erster Eindruck? Es wird verrückter denn je!

Wie schon im Vorgänger wird die Story eher im Hintergrund erzählt und entspricht nicht den Maßstäben, die wir von anderen AAA-Titeln gewohnt sind. Die Saints stoppen in einer fulminanten Aktion einen damaligen Kollegen, der zum Feind übergelaufen ist. Dies geschieht kurz nach Ende des dritten Ablegers, demnach knüpft die Story gewissermaßen am Vorgänger an. Das Ziel eures Widersachers ist es, die Stadt mit einer Atombombe in die Luft zu jagen. Nichts Besonderes in der Welt von Saints Row, doch muss auch diesem Bösewicht ein Strich durch die Rechnung gemacht werden. Nach einigen schlauchähnlichen Passagen, in denen wir an den Film Zero Dark Thirty erinnert werden, stellen wir den Übeltäter. Dank einigen Quicktime-Events und einem gezielten Schuss, stürzt dieser klassisch über eine Bande in eine Lava-ähnliche Flüssigkeit, natürlich nicht, ohne dass er im letzten Augenblick seine Hand gen Himmel streckt und den Zünder der Atombombe betätigt, die sich ab diesem Moment auf dem Weg nach oben befindet, um ihr Ziel auszulöschen.

In einer Sprint-Aktion gelingt es unserem Protagonisten jedoch, sich an die aufsteigende Rakete zu hängen. In diesem Augenblick erkennen wir, dass es sich um ein Saints-Row-Spiel handelt, läuft doch im Hintergrund der Song 'I don't wanna miss a thing' von Aerosmith, während wir die Rakete heraufklettern. Weiter oben angekommen, ziehen wir einige Drähte des Gerätes und setzen sie somit intakt. Nach einem kurzen Hechtsprung in die Tiefe explodiert das zerstörerische Objekt – und weil echte Männer nicht auf Explosionen schauen, gibt uns der Held den Daumen nach oben und starrt zielsicher in die Kamera.

Wer sich nun zufällig die Frage stellt, wie man Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird, dem will gesagt sein, dass man lediglich durch Zufall durch das Dach des Weißen Hauses krachen muss – in einen Sessel. Und wie es der Zufall will, endet der freie Fall unseres Helden eben natürlich genau im Chefsessel des Präsidenten statt irgendeinem Sessel. Weil es dort zudem gerade so bequem ist, nehmen wir uns der Aufgabe an, die Vereinigten Staaten zu führen. So langweilig kann das anscheinend nicht sein.

Jetzt geht es an die Erstellung unseres Charakters, die wieder so umfangreich daherkommt, wie es im Vorgänger der Fall war. Nachdem wir uns den ersten Entscheidungen eines Präsidenten gewidmet haben, geht auch schon die Post ab: Aliens greifen Steelport an und stehen scheinbar schon vor der Tür des Präsidenten. Ein nettes Klingeln oder Klopfen an jene wäre sicherlich angemessener gewesen als gleich das Dach abzureißen und die Leute einzusaugen. In einem wildem Hin und Her gelingt es dem Oberfiesling und Alienanführer Zinyak uns zu schnappen und mitzunehmen.

Er nimmt uns gefangen und steckt uns in eine virtuelle Welt, die dem typisch friedlichen Dorf in den Vereinigten Staaten entspricht. Es können keine Menschen überfahren werden, die maximale Geschwindigkeit mit dem Auto beträgt weniger als 20 km/h und fröhliche Musik wird uns in Dauerschleife eingetrichtert. Dieses Setting erinnert stark an das Klischee eines perfekten Dorfes, in dem es einfach nie Ärger gibt und alle glücklich sind – und ihr seid der Präsident. Mit eurer Karosse begebt ihr euch zu einem wichtigen Termin, der zugegebenermaßen etwas aus dem Ruder läuft. Euer Charakter fragt sich selbst, wie er in dieses Schlamassel gekommen ist, und benutzt dazu ein Schimpfwort, welches mit einem lauten *Piep* übertönt wird (Keine Sorge, alle restlichen wüsten Beschimpfungen im Spiel werden nicht zensiert).

So etwas gefällt den Anwohnern natürlich überhaupt nicht. Sie rasten kurzerhand aus und wollen euch ans Leder, verständlich. Ab diesem Zeitpunkt könnt ihr wieder tun und lassen, was ihr wollt, und nach Lust und Laune durch das kleine Dorf heizen und Schaden verursachen. Um das Chaos geht es dann am Ende auch, denn ihr werdet erst aus dieser Traumwelt erwachen, wenn ihr genug Schaden angerichtet habt, um die Idylle so zu stören, dass die Sache unglaubwürdig wird. Dazu nutzt ihr neben euren Pistolen auch einen Raketenwerfer, um Polizisten und schmucke Autos aus dem Weg zu räumen. Alle Aufgaben erledigt, landet ihr wieder in der Realität, die sich sichtbar vom Traum unterscheidet. Ihr Blick von einem riesigen UFO aus auf eure Stadt Steelport. Diese wurde um einige Wolkenkratzer gekürzt und liegt nun in der Hand der Aliens.

Nach einem kurzen Gespräch mit Anführer Zinyak werden wir wortwörtlich auf den Boden der Tatsachen geholt und landen mit einem Affenzahn auf dem harten Pflaster der Straße. Das ging doch auch sicher etwas netter. Ab diesem Zeitpunkt beginnt Saints Row 4, so wie wir es aus den Vorgängern kannten. Wir haben entweder die Möglichkeit, uns in den Straßen von Steelport auszutoben, geheime Verstecke und Objekte zu finden, die Story weiterzuspielen oder einfach nur das pure Chaos anzustellen. Die größten Neuerungen, die der Titel mit sich bringt, sind die Superkräfte. Diese beinhalten neben einem Supersprung und der unglaublichen Sprintfähigkeit auch das Fliegen und noch viele weitere Features, die uns in der Preview-Version allerdings noch vorenthalten wurden. Demnach wurden auch neue Aufgaben und Minispiele bereitgestellt. Gelüstet es euch nach einem Rennen? Oder seid ihr eher der Typ, der bei Professor Genkis verrückten Spielen mitmacht und Autos oder Menschen durch Ringe wirft? Ihr habt die freie Wahl.

Auch waffentechnisch wurde hier viel experimentiert und eingebaut. Zwar gibt es immer noch die bekannten Waffen, wie eine Pistole, ein Maschinengewehr oder eine Pumpgun, doch auch die verrücktesten Geräte haben ihren Einzug ins Spiel gefunden. Ganz vorne mit dabei ist natürlich die Dubstep-Gun, die eure Gegner das Tanzbein schwingen lässt, bis sie tot umfallen. Allein die Nutzung der Waffe und der dazugehörige Sound lässt unsere Lachmuskeln nicht mehr in Frieden und sorgt auch nach häufigem Gebrauch für spontane Lachanfälle. Doch auch mit einer futuristischen Wasserpistole oder einem Schwarzen Loch lässt es sich hier gut leben. Außerdem wurden die Upgrades der Waffen verbessert, sind diese nun individueller und umfangreicher.

Das Interface – oder vielmehr euer altes 'Smartphone', auf dem ihr Upgrades und andere Sachen kaufen oder erspielen konntet – wurde überarbeitet, wenn auch nur minimal. Hier habt ihr nun eine Kachelansicht, die nicht nur übersichtlich, sondern auch gut zu bedienen ist, so wird's richtig gemacht. Was sich im Gegensatz zum Vorgänger überhaupt nicht geändert hat, ist die Grafik des Spiels. Leider hat das auch wieder die Nebenwirkung, dass auf der Konsole der ein oder andere Frameeinbruch keine Seltenheit wird. Die nächste Neuerung besteht darin, dass man das Radio nun auch ganz ohne Auto genießen kann. Und wenn wir sagen 'genießen', dann meinen wir auch genau das. Denn wer dachte, die Liederauswahl des Vorgängers wäre nicht mehr zu toppen, der fühlt sich eines Besseren belehrt. Viele bekannte Songs, gerade aus den 80ern und 90ern, machen das Gameplay noch angenehmer als es ohnehin schon ist.

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