Falls ihr auf der Suche nach einem Spiel mit realistischer Story, einigen glaubwürdigen Charakteren und guter Handlung seid, dann müssen wir euch leider mitteilen, dass ihr hier komplett falsch seid. Denn Saints Row 4 übertrifft nicht nur den Vorgänger mit seinem Humor, sondern setzt der Sache noch die Krone der Verrücktheit auf. Bislang haben wir in der Redaktion keinen bekloppteren Titel angespielt, als das Meisterwerk von Deep Silver.
Aber fangen wir doch von ganz vorne an. Der Anfang von Saints Row 4 spielt sich zwar ähnlich wie der des Vorgängers, jedoch wurde hier noch eine Schippe draufgelegt. Anstatt einen riesigen Tresor aus einem Hochhaus zu reißen, finden wir uns in einer Terroristen-Basis wider, welche stark an den Film „Zero Dark Thirty“ erinnert. Auch unsere Kleidung mit dem Namen „Zero Dark Saints“ deutet stark auf eine Parodie hin. Im weiteren Verlauf des Spiels werdet ihr im Übrigen noch die eine oder andere Anspielung auf bekannte Filme und Spiele entdecken. Vorerst gilt es aber den Start einer Atomrakete zu verhindern, die geradewegs auf Steelport zusteuern wird.
Einige Terroristen ausgelöscht, da befinden wir uns schon in einem Kampf gegen ein Ex-Mitglied der Saints, welchen wir leider nur im Stile von Quick-Time-Events absolvieren dürfen. Nach wenigen gut getimten Anschlägen auf unseren Controller muss sich unser Gegenspieler mit dem Tod in brühender Lava abfinden – wäre er doch besser bei uns geblieben. Doch kurz bevor er in der tödlichen Brühe versinkt, aktiviert er den Auslöser für die Rakete, die unmittelbar nach der Betätigung ihren Weg nach oben sucht. Und da wir der Held in diesem Spiel sind, liegt es natürlich an uns, dieses Ungetüm zu stoppen und Steelport zu retten.
Im letzten Augenblick heften wir uns an das Unterteil der Rakete und arbeiten uns langsam aber sicher im Höhenflug nach oben. Die stimmige Musik von Aerosmith rundet diese Aktion von einigen weiteren Quick-Time-Events noch weiter ab. Nachdem wir einige Kabel in der Rakete mit roher Gewalt herausgerissen haben, wird uns per Funk mitgeteilt, dass der Kurs der Bombe durch die Unruhen geändert wurde und es jeden Augenblick zur Detonation kommen kann. Stilsicher springen wir beherzt von dem Metallkörper und segeln Richtung Boden, natürlich nicht, bevor die Rakete hinter uns explodiert und wir den Daumen nach oben drücken. Wie es der Zufall will, landen wir im Weißen Haus, oder besser gesagt direkt im Präsidentensessel. Und da dieser so bequem ist, werden wir sogleich ins Amt genommen und entscheiden ab sofort über die Zukunft der Vereinigten Staaten.
Ab hier fängt das Spiel erst teilweise richtig an, können wir uns endlich unseren Charakter erstellen. Und ja, wieder einmal gibt es unzählige verrückte Möglichkeiten, sich seinen Protagonisten zusammenzubasteln. Entweder als muskulöser Action-Held, als missgebildetes Alien oder ihr wählt euch eine weibliche Spielerin mit enormem Vorbau aus. Im weiteren Verlauf des Spiels könnt ihr euren Charakter mit Kleidung, Tattoos und Waffen ausrüsten. Bei letzteren habt ihr sogar die Möglichkeit, das Design anzupassen sowie die Ladezeiten, Magazingröße und Schussstärke zu bestimmen. Auch den Körperbau und alle spezifischen Merkmale können beim Schönheitschirurgen eures Vertrauens geändert werden. Über den weiteren Story-Verlauf des Spieles hüllen wir aber lieber den Mantel des Schweigens, denn diese Erfahrung sollte jeder Spieler selber machen. Nur so viel: Aliens greifen die Erde an und ihr müsst ihnen in ihren intergalaktischen Hintern treten.
Die Steuerung sowie das Gameplay haben sich im Gegensatz zum Vorgänger nicht geändert. Zu großen Teilen wurden die selben Animationen übernommen und auch vom Interface wird man so einige Merkmale wiedererkennen. Doch diese wenigen Kopien bestätigen, dass es sich hierbei um ein waschechtes Saints Row handelt, denn der Rest ist vollkommenes Neuland für den Spieler. Im Laufe des Spiels schaltet der Held diverse Fähigkeiten frei, welche es ihm erlauben, schneller zu rennen, höher zu springen oder besondere Elementar-Angriffe zu vollführen. Je höher euer Level ist, desto bessere Superkräfte schaltet ihr frei. Doch um sich diese leisten zu können, wird kein schnödes Geld aus Steelport ausreichen. Vielmehr müsst ihr Energie-Punkte sammeln, die auf der ganzen Karte verstreut sind. An besonderen Stellen erhaltet ihr gleich mehrere von den wertvollen Energie-Daten, von denen es über 1.000 Stück gibt.
Sammler werden hier auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen, wenn man neben der Story noch allerlei Nebenmissionen und versteckte Gegenstände finden kann. Auch sind in der Stadt überall Türme, die bestiegen werden können, sowie Basis-Punkte, welche von fiesen Aliens zu befreien sind, platziert. Langeweile kommt demnach keine auf. Was ebenfalls vom Vorgänger übernommen wurde, ist das Menü, mit dem ihr unter anderem die Karte und Missionen aufrufen könnt, auch wenn dieses grafisch ein wenig überarbeitet wurde. Eine große Umstellung werden die Spieler des dritten Teiles also nicht haben, denn selbst die Stadt wurde fast 1:1 übernommen, auch wenn das Ganze nur in der Nacht spielt. Dasselbe gilt auch für die Grafik, die nicht überarbeitet wurde, was jedoch kein Kritikpunkt ist, da diese zwar schlicht, aber flüssig daherkommt.