Ok, mal im Ernst: Wer hat sich in Grand Theft Auto IV nicht die verrückten Kleinigkeiten aus den Vorgängern gewünscht? Als großes Paradebeispiel dient San Andreas, in dem beinah alles möglich war, selbst ein Coop-Modus. Als sich Rockstar für die realistische Schiene entschied, wurde erste Kritiken laut: Hat sich die Spieleschmiede übernommen? Auch Fans der Serie griffen eher zu anderen, verrückteren Titeln wie Saints Row. Doch eines sei vorab zu erwähnen: Beide Titel sind starke Konsolen- und PC-Games, die ihr eigenes Konzept verfolgen. Ob Saints Row: The Third als nächster Erfolgstitel aus dem Hause Volition Inc. stammt und die Konkurrenz ins pinke Nevada schickt, das erklären wir euch unter anderem in unserem Test.
Mit dem riesen Dildo durch Stillwater
Als die ersten Trailer zu Saints Row: The Third über die Bildschirme flimmerte, war klar, dass wird ein verrückter Spaß. Endlich gibt es wieder ein Titel, in dem der Spieler die Sau raus lassen kann und mit einem riesen Dildo durch die Strassen ziehen kann. So ein verrücktes, aber spaßiges Spiel, dass uns innerhalb von wenigen Sekunden an den Bildschirm fesselte. Wieso? Weil es einfach Spaß macht! Doch der Reihe nach: Die Handlung von Saints Row: The Third ist recht simpel zu verstehen. Als Mitglied der beliebten Gangster-Bande Saints geht es in der angehauchten New-York-Metropole Stillwater ordentlich zur Sache. Inzwischen sind die Mitglieder der Gruppe zu waren Kultfiguren geworden. Fans wollen Autogramme, selbst eine Modehaus-Kette namens Planet-Saints gehört den coolen Jungs und heißen Bienen, die stets einen flotten Spruch auf der Zunge haben. Doch eines Tages taucht eine feindliche Gang auf, die sich unser Territorium krallen wollen. Nicht mit den Saints! Die schwingen hinters Lenkrad ihrer Flitzer und brechen nach Steelport auf, um ordentlich Krawall zu machen. Der Knall war so laut, dass selbst die Senatorin von Stillwater auf die Gangs aufmerksam geworden ist und kurzerhand die Elite-Einheit STAG auf die Strasse schickt, welche für Recht und Ordnung sorgen soll.
Eine explosive, verrückte und waghalsige Reise durch abwechslungsreiche und – entschuldigt für die Wortwahl – bescheuerten Missionen beginnt. Doch bevor der Spaß los geht und wir die ersten Aufgaben absolvieren können, dürfen wir unseren Charakter erstellen. Ob Gewicht, Schminke, Hautfarbe, die Größe des Glieds oder Gesichtszüge, der Spieler kann sich im Editor kreativ ausleben und seinen Helden (mehr oder weniger) erstellen. In unserem Fall kreierten wir einen fetten Typen, welcher Silber glänzte und ein Blut verschmiertes Gesicht hatte. Herrlich! Lacher sind garantiert!
Genau solche Momente sind perfekt in Szene gesetzt. Saints Row: The Third ist als ein großer Witz zu beschreiben, welcher alles auf den Arm nimmt, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Als Beispiel sei eines der ersten Missionen zu erwähnen: Während ihr aus einem Flugzeug springt, werden im freien Fall Gegner vermöbelt und abgeknallt. Im nächsten Moment jagt ihr binnen weniger Sekunden ein Flugzeug in die Luft, während ihr durch die Frontscheibe des Vogels springt und durch den gesamten Jet fliegt. Wahnsinn!
Doofe KI zum spaßigen Spiel
Das Missionsdesign in Saints Row: The Third ist abwechlsungsreich gestaltet und bietet ständig neue Höhepunkte, bei dem sich der Spieler ablachen kann. Doch auch die Auswahl der Nebenmissionen ist gewaltig. Unter anderem müsst ihr einen lebenden Tiger in einem Caprio durch die Stadt kutschieren, während dieser euch beinah die Augen auskratzt. Wiederum wartet ein Panzer darauf, durch die Stadt gefahren zu werden, mit dem ihr alles plättet, was euch in die Quere kommt. Die wohl beste und verrückteste Nebenmission ist jedoch folgende: Ihr schmeißt euch vor Autos, um eine Versicherungsprämie abzusahnen. Die Entwickler von Volition Inc. haben sich ordentlich ins Zeug gelegt und enorm viel Quatsch zusammengepfeffert.
Wer jedoch zur Abwechslung eine Runde Bowlen möchte, sich sinnlos besaufen oder einen Freund besuchen will, der wird enttäuscht. Solche Nebenmissionen wie in Grand Theft Auto IV sind nicht mit von der Partie.
Doch eure ständigen Begleiter sorgen für die perfekte Unterhaltung und geben euch ständig Zunder. Wer Nähe zu anderen Charakteren sucht, der bekommt diese in der Saints-Gang geboten. Sollte es mal ordentlich zur Sache gehen, bekomm der Spieler es nicht nur mit befreundeten Mitstreitern zutun, sondern auch mit einer verblödeten KI, die euch zwar ab und an eins auf die Nase gibt, allerdings eher gegen die Mauer rennen würde, als euch umzumorksen. Auch in Punkto Deckung sind beispielsweise feindliche KI-Gegner nur halbherzig dabei und verfügen anscheinend nur über 20 Prozent an Gehirnmasse. Schade!
Apropos verkloppen: Das Nahkampf-System in Saints Row: The Third kann sich sehen lassen. Wenn ihr mal einen Gegner nicht als lebendiges Schutzschild verwendet, könnt ihr diesen mit einigen Tasten-Kombinationen ordentlich vermöbeln. Dabei kommen verschiedene Moves zum Einsatz, welche schick in Szene gesetzt sind. Wollt ihr Gegner lieber mit heißen Eisen ins Jenseits schicken, so gibt es zahlreiche Waffen zur Auswahl. Unter anderem der legendäre riesen Dildo, eine Steuerkonsole, mit der andere Autos ferngesteuert werden sowie das übliche Arsenal wie MPs, Sturmgewhere, Schrotflinten, Granaten oder Pistolen.
Muss sich die Konkurrenz warm anziehen?
Wer sich Trailer und Screenshots zu Saints Row: The Third angesehen hat, dem dürfte der farbenfrohe Look aufgefallen sein. Der Titel, welcher über THQ auf den Markt gebracht wurde, sieht zwar an einigen Stellen schick aus, doch die Optik ist keine Revolution. Eher gesagt gibt es optische Fehlpässe. Autos tauchen aus dem Nichts auf, einige Texturen sind unscharf und die Gesichtszüge der Charaktere alles andere als detailliert. Dafür sind die Animationen gut gelungen. Technisch gesehen könnte der nächste Ableger von Saints Row im grafischen Aspekt ordentlich dazulegen. Was ebenfalls für Frust sorgt, ist das fehlende Deckungssystem. Wer eins' auf die Rübe bekommt und von mehreren Gegnern attackiert wird, der kann nur die Beine in die Hand nehmen und davon rennen.
Dafür ist die Steuerung, der gute Einstieg und das Sound-Design gelungen. Die Dialoge sind witzig und gut umgesetzt, wenn auch nicht in der deutschen Sprache. Die Songs im Stillwater-Radio rocken ebenfalls und unterstreichen die farbfrohe Atmosphäre.