SimCity gehört seit Jahren zu den beliebtesten Videospiel-Serien aus dem Hause Electronic Arts. Dementsprechend groß war der Ansturm, als Maxis und EA im März dieses Jahres den offiziellen, fünften Teil veröffentlichten. Die Server hielten dem Ansturm nicht stand. Mittlerweile hatten wir die Möglichkeit, den fünften Teil der SimCity-Serie ausgiebig zu spielen. In unserer ausführlichen Review erfahrt ihr nun, was unsere Redaktion vom neuesten Teil der Aufbaustrategie-Reihe hält, wie stabil die Server letztendlich laufen und ob sich der Kauf lohnt.
Ein Start mit Problemen
Bevor wir mit dem eigentlichen Test zum Spiel beginnen, gibt’s an dieser Stelle eine kleine Erklärung, wieso unsere Kritik zu SimCity mit Verspätung erscheint. Zu jeder Zeit ist das Spiel mit dem Internet verbunden. Verliert man die Verbindung – was vor allem zum Start von SimCity mehr als nur häufiger der Fall war – wird man aus der aktuellen Session geschmissen und muss warten, bis die Verbindung automatisch wieder hergestellt wird. So kam es relativ „überraschend“ zu einigen Server-Problemen zum Start des Spiels, was einige Spieler und Fans zur Verzweiflung brachte. EA und Maxis arbeiteten laut eigenen Aussagen rund um die Uhr, damit die Server dem enormen Ansturm standhalten. Nach einigen Tagen lief die Verbindung dann stabil und wir konnten SimCity erstmals in Reinkultur antesten. Deshalb gibt’s unsere Review mit einer kleinen Verspätung. Sorry dafür, aber das lag leider nicht in unseren Händen.
Willkommen im Aufbau-MMO
Nein, wir haben uns im Titel nicht vertan: SimCity ist keine Wirtschaftssimulation, wie man sie aus alten Tagen kennt, sondern ein waschechtes, wenn nicht sogar das erste Vollpreis-Wirtschafts-MMO überhaupt. Das macht sich schon beim Anblick des Hauptmenüs bemerkbar. Stets ist das Spiel mit den Online-Servern verbunden. Nachdem wir eine eigene Region erstellt und dann beansprucht haben, sind wir im Baumenü und können mit dem Versetzen erster Straßen beginnen. Schon hier die erste Enttäuschung: Wo ist der Baukasten vergangener Tage? SimCity bietet euch hier nur wenige Freiheiten. Wir dürfen nicht selbst entscheiden, wo sich ein Fluss durch die Landschaft schlängelt oder an welcher Stelle auf der Karte besonders viele Berge emporragen. Einzig und alleine die Standard-Regionen können beansprucht und anschließend auch nicht mehr verändert werden. Schade, hier hätten wir uns ein paar mehr Freiheiten in der Regionsgestaltung gewünscht. Kommen wir zurück zu unserem noch leeren Fleckchen. Jede Region besitzt verschiedene Landstriche, die man beanspruchen und darauf seine Stadt erbauen kann. Leider besitzen diese allesamt die gleiche Größe, weshalb einem nach Errichtung von Gewerbe-, Industrie- und Wohngebieten schnell mal der Platz ausgeht – doch dazu später mehr. Jedes dieser Gebiete besitzt eine Verbindung zur zentralen Autobahn. Dies ist quasi der Ausgangspunkt. Von hier aus muss der Spieler seine Straßen ziehen und besagte Gebiete bestimmen.
Die Gründung einer neuen Stadt
Gleich zu Beginn einer Stadtgründung sollte man sich jedoch im Klaren sein, in welche Richtung die spätere Großmetropole gehen soll. Möchte man eher den Tourismus anlocken oder will man eine echte Arbeiterstadt mit viel Industrie und Handel? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, seine Stadt auszubauen. Ganz wichtig: Schaut euch vor dem endgültigen Bestimmen der Gebiete unbedingt die Rohstoffkarte genauer an. Es bringt am Ende nichts, wenn ihr eine riesige Ölquelle im Untergrund habt, während sich darüber riesige Apartments türmen. Ebenfalls sinnvoll ist ein Kredit zur Stadtgründung, den ihr bei flüssigen Mitteln relativ schnell wieder zurückzahlen könnt. Wie auch schon in den Vorgängern müsst ihr als Bürgermeister dafür sorgen, dass Häuser genügend Strom und Wasser besitzen. Musste man früher noch Stromleitungen durch die Landschaft ziehen, geschieht das, wie im modernen Zeitalter, ab sofort über die Straßenverbindungen. Ähnlich wie die Wasserrohre verlegt ihr diese quasi direkt mit dem Beton. Es ist ebenfalls wichtig zu wissen, wie sehr ihr euch für die Umwelt interessiert. Setzt ihr von Beginn an auf dreckige Kohlewerke für Strom oder nutzt ihr Sonnen- beziehungsweise Windkraft zur elektrischen Versorgung eurer Bürger? Das sind alles Entscheidungen, die weit vor der Besiedelung eurer Stadt getroffen werden sollten. Wir haben mittlerweile einige Bürger in unsere Stadt gelockt und bieten ihnen Arbeit in Form von kleineren Industriegebäuden. Nach und nach beginnen die Forderungen der Menschen. Nachdem wir ein Rathaus aufgestellt haben, sammeln sich erste Protestanten vor unserer Bude. Sie wollen Schulen, Feuerwehr, Krankenhäuser und eine Polizeistation. Das sind alles Dinge, die eine Menge Geld kosten. Die logische Schlussfolgerung: Wir müssen die Steuern anpassen und unseren endgültigen Gewinn steigern, damit wir die Ausgaben für Gesundheit und Sicherheit senken können. Wirtschaftlich verlangt SimCity aber nur noch bedingtes Wissen. Wer also auf eine echte Wirtschaftssimulation hofft, der wird relativ schnell enttäuscht, da man nur wenige Anpassungsmöglichkeiten besitzt.
Tourismus, Industrie oder doch Handel?
Entwickler Maxis hat aber auch einige sinnvolle Neuerungen eingebaut. So ist es zum Beispiel möglich, alle Gebäude zu upgraden. Nicht genügend Strom? Kein Problem: Klemmt doch einfach noch ein paar mehr Windräder an das Windkraftwerk. Nicht genügend Ordnungshüter unterwegs? Dann baut einfach zusätzliche Parkplätze samt Polizeiwagen und schon ist eure Stadt ein wenig sicherer. Dies ist mit fast allen Gebäuden möglich und sinnvoll, denn je mehr Bürger eure Stadt beziehen, desto schneller macht sich Platzmangel breit. Leider ist es nicht möglich, Landerweiterungen oder dergleichen zu kaufen, weshalb die Größe der Stadt von Beginn an festgelegt ist. Auch gibt es keine verschiedenen Gebietsgrößen, wie man es aus vorherigen SimCity-Teilen kennt. Es macht Sinn, von Beginn an platzsparend und durchdacht zu bauen. Kommen wir nochmal zurück auf die Art eurer Metropole. Wer sich für eine Touristenstadt interessiert, der kann seinem Rathaus die Touristenabteilung hinzufügen. Das Rathaus kann, je nachdem, wie viele Bürger eure Stadt besiedeln, mit zusätzlichen Abteilungen versehen werden, die euch neue Baumöglichkeiten offenbaren. Hat man besagtes Touristen-Gebäude angebaut, kann man Gebäude verschiedener Touristenstufen errichten. Diese orientieren sich, wie schon in vorherigen Ablegern, an echten Wahrzeichen und Gebäuden. Darunter Bekanntheiten wie etwa das Brandenburger Tor, die niederländischen Windmühlen, der Willis Tower, das Empire State Building, die Basilius-Kathedrale oder auch der Big Ben aus London. Leider sind nicht alle Sehenswürdigkeiten im Hauptspiel enthalten. Nur wer im Besitz der Day-One-Edition ist, bekommt Zugriff auf alle Wahrzeichen. Alle anderen müssen sich bis zum Release der restlichen Wahrzeichen gedulden.
Zu Gast bei Freunden
Wie bereits erwähnt, verpasste Maxis dem neuesten Ableger der SimCity-Reihe einen dicken Hauch von MMO. Jede Region kann nicht nur von euch, sondern auch von euren Freunden und Menschen aus der ganzen Welt besiedelt werden. Schaltet ihr die Sitzung auf den Privatmodus, müsst ihr zusätzliche Bürgermeister in eure Region einladen. Lasst ihr die Landschaft öffentlich, kann jeder SimCity-Besitzer beitreten und seinen Beitrag zur florierenden Region liefern. Das ist gar nicht mal so sinnlos, denn natürlich können Städte untereinander kooperieren, womit wir auch schon beim Kernelement von SimCity im Jahr 2013 sind. Mangelt es in eurer Stadt mal an öffentlichen Versorgungen wie etwa Polizei, Feuerwehr, Gesundheit oder Müllentsorgung, könnt ihr aus Nachbarstädten Unterstützung anfordern – sofern denn eine Straßenverbindung besteht. Außerdem können Strom, Kohle, Wasser und Öl untereinander verkauft werden, was die eigene Wirtschaft ungemein ankurbelt. Voraussetzungen für den Handel mit Rohstoffen sind natürlich ein Handelsdepot sowie besonders große Straßen oder ein Frachthafen. Für Langzeitmotivierung sorgen vor allem die Großprojekte, die gesondert und abseits eurer Stadt auf einem Nebenbauplatz errichtet werden können. Bei Großprojekten handelt es sich um sehr teure, riesige Gebäude, die einige Rohstoffe voraussetzen. Ein weiterer Grund, der für Spezialisierungen im eigenen Städtchen spricht. Natürlich können die benötigten Rohstoffe der einzelnen Gemeinden zusammen geschmissen werden, um beispielsweise eine riesige Solaranlage, einen internationalen Flughafen, ein Raumfahrtzentrum oder eine Arkologie zu bauen. Leider gibt es derzeit nur vier Großprojekte. Es ist davon auszugehen, dass weitere Auswahlmöglichkeiten später per DLC nachgeliefert werden.
Technisch solides Bauwerk
Optisch hat sich SimCity im Gegensatz zum Vorgänger (SimCity 4) natürlich weiterentwickelt. Die Städte wirken optisch wirklich hübsch und man kann bis ins kleinste Detail heranzoomen. Für zusätzliche Abwechslung sorgen verschiedene Grafikfilter, die etwa einen Graufilter über eure Stadt ziehen oder ein Retro-Look, der ein wenig 80er Jahre-Stimmung verbreitet. Recht langweilig und detailarm hingegen wurde die regionale Übersicht gestaltet. Relativ eingängig hingegen ist der Soundtrack. Zwar fehlen noch ein paar mehr Stücke, um die langen Spielsessions zu versorgen, allerdings kann hier auch die eigene Playlist ein wenig aushelfen. Technisch macht SimCity einen insgesamt sehr soliden Eindruck.