Am 15. Dezember 2021 kommt Spider-Man 3: No Way Home in die deutschen Kinos und es darf wohl behauptet werden, dass kein anderer Film des Marvel Cinematic Universe es je geschafft hat, die Gerüchteküche bereits Monate vor dem offiziellen Start so heiß brodeln zu lassen.
Die Fragen danach, welcher ehemalige Spider-Man-Darsteller vielleicht oder vielleicht auch nicht einen Auftritt hat, wie groß das angekündigte Multiversum denn nun wirklich sein wird und welche Bösewichte aus der Vergangenheit erneut auftauchen, haben im ganzen Internet zu angeregten Diskussionen und Erwartungen seitens der Fans geführt.
In dieser Kritik werden wir auf solche Spekulationen nicht eingehen und euch auch abseits davon keine Spoiler zu dem Film zumuten, damit ihr das Werk komplett frei von jeglichem ungewollten Vorwissen genießen könnt. Stattdessen legen wir unseren Fokus zu 100 Prozent auf die Qualität des dritten Spider-Man-Abenteuers.
Spider-Man 3: No Way Home – Eine Kritik
Bevor ihr darüber nachdenkt, euch Kinotickets zu sichern und mit Popcorn und Limonade bewaffnet in den Vorführsaal zu rennen, solltet ihr vielleicht wissen, dass „Spider-Man 3: No Way Home“ nicht losgelöst von den vorangegangenen Filmen funktioniert. Das Werk baut auf seinen Vorgängern auf und setzt in Sachen Handlung direkt am Ende von Spider-Man: Far From Home an.
Außerdem wird es schwierig, die Handlung des über zweieinhalb Stunden langen Films zu begreifen, wenn man die dazugehörigen Abenteuer der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft aus den Avengers-Filmen nicht kennt. Wer diese Produktionen jedoch gesehen hat und vielleicht sogar die älteren Werke von Sony kennt, kommt in Sachen Fanservice definitiv auf seine/ihre Kosten.
Aber auch abgesehen von den vielen Querverweisen und den nostalgischen Momenten hat Watts‘ Film einiges zu bieten. Denn im Gegensatz zu anderen MCU-Filmen, die in 2021 veröffentlicht wurden, setzt „Spider-Man 3“ nicht auf Schema F, sondern geht einen ganz eigenen Weg, der nicht nur spannend, sondern teilweise auch überraschend kühn anmutet.
Dies gilt in erster Linie für die interessante Prämisse, die das Gesicht des MCU wahrscheinlich für immer nachhaltig verändern wird, aber auch für den hochwertigen, gefühlvollen Erzählstil und den wunderbar funktionierenden Mix aus Humor, Action und Drama. Gerade hier gab es jedoch eine wichtige Veränderung, die „Spider-Man 3“ einige Alleinstellungsmerkmale einbringt.
Im direkten Vergleich zu den beiden Vorgängerfilmen hat der neue Streifen nämlich einen stärkeren Fokus auf die Charakterentwicklung des Helden, was eine Steigerung des dramatischen Anteils zur Folge hat sowie einige entscheidende Richtungswechsel in der Story. Das Ergebnis ist eine neue Version des Helden, mit dem sich Zuschauer*innen eher identifizieren können und vielleicht auch wollen.
Trotz dieser Verschiebung in der Gewichtung halten sich die humorvollen Passagen zusammen mit den Actioneinlagen und dem Drama weitgehend die Waage, ergänzen sich in einigen Szenen sogar und fließen nicht selten ineinander. Dadurch wirken gewisse, für die Handlung essentielle Passagen deutlich weniger aufgedrängt und wirken im gleichen Atemzug glaubhafter.
Spider-Man 3: No Way Home – Das MCU in Höchstform
Aus technischer Sicht, in Sachen CGI und in beinahe allen anderen Bereichen erlaubt sich „Spider-Man 3“ nur sehr wenige, absolut verschmerzbare Fehler. Das Niveau ist auf allen Ebenen durchgehend hoch und negative Kritik lässt sich meistens nur dort anbringen, wo das Gezeigte den persönlichen Geschmack treffen muss.
Der Film ist in sich und seinen eigenen Regeln folgend stimmig und wenn es eine Szene gibt, die einfach keinen Sinn ergeben möchte, dann ist es wohl der erneute und immer noch schrecklich uninspirierte Versuch, Marvels Spider-Man mit Sonys Venom zu verknüpfen. Da es sich hierbei aber um eine einzelne Abnormalität handelt, wollen wir diesen Punkt einfach mal unter den Teppich kehren.
Die Schauspielleistung aller Beteiligter ist überdurchschnittlich gut und bei wenigen Schauspieler*innen sogar exzellent. Zwar gibt es zwei hochkarätige Darsteller, von denen wir uns etwas mehr Leistung gewünscht hätten, da diese aber eine wunderbare Chemie mit ihren Kollegen und Kolleginnen unter Beweis stellen, ist dies mehr als akzeptabel.
Das Finale wird wohl nicht jedem Kinofan gefallen, dennoch behaupten wir an dieser Stelle, dass es sich dabei um einen gelungen Spagat zwischen der Hoffnung, es könnte doch noch einen vierten Film mit Tom Holland geben, und der Befürchtung, dass Sony nun die Kontrolle wieder an sich reißt, handelt.
Zwar ist bereits bekannt gegeben worden, dass der talentierte Schauspieler noch einmal das Spider-Man-Kostüm in einem anderen MCU-Film anziehen wird, doch ein weiterer Solofilm gilt beinahe als ausgeschlossen, da Sony immer stärker darauf drängt, nun endlich ihre eigenen Werke mit Holland zu produzieren.
Was definitiv schade wäre, denn „Spider-Man 3: No Way Home“ ist zweifelsohne einer der besten MCU-Filme aller Zeiten und der unanfechtbare Beweis dafür, dass den Schöpfer*innen dieser Werke noch nicht die Ideen ausgegangen sind. Für Anhänger der Vorlage und Fans der ersten beiden Filme eine klare Empfehlung unsererseits.