Es ist ein Thema, das immer stärker diskutiert wird: Repräsentation in visuellem Storytelling. Doch nicht jeder sieht mangelnde Inklusion als etwas Wichtiges an, manche sogar als etwas rein Erzwungenes. Doch wie bedeutend ist es, Charaktere darzustellen, die nicht immer der weißen Norm entsprechen? Die Antwort könnte von einer Person kommen, an die man vielleicht nicht unbedingt als erstes denken würde: Spider-Man.
Letztes Jahr feierte ein ganz bestimmter Superheld einen besonders großen Erfolg: Spider-Man! Obwohl der schwingende Spinnensuperheld nie wirklich von der Bildfläche verschwunden ist (Nach Sam Raimi’s Trilogie in den ‘00er Jahren, den sehr umstrittenen Amazing Spider-Man-Filmen und nun Tom Holland in den Avengers), durfte die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft 2018 ganz besondere Gewinne feiern.
Marvel’s Spider-Man, das von Sony Interactive Entertainment veröffentlicht und von Insomniac Games produziert wurde, wird von Fans und Kritikern gleichermaßen gefeiert. Kein Spiel zuvor brachte Peter Paker und seine Abenteuer in New York so authentisch und spannend auf den Bildschirm. Weiterhin brach das Spiel allerlei Rekorde und ist bis heute das meistverkaufte Superhelden-Spiel in der amerikanischen Geschichte und eines der erfolgreichsten PS4-Spiele bisher.
Doch Spider-Man wird momentan nicht nur in der Welt der Videospiele gefeiert. Neben Tom Hollands Spider-Man, der in den letzten beiden MCU-Filmen (Homecoming und Avengers: Infinity War) große Aufmerksamkeit gewann, erschien am 13. Dezember 2018 der animierte Film Spider-Man: A New Universe (in den USA unter dem Nebentitel: Into the Spiderverse) in den Kinos.
Hier, im Gegensatz zum PS4-Game, in dem er nur als Sidekick agiert, steht erstmals Miles Morales im Fokus. Er, Peter Parker und eine Reihe von anderen Spider-Menschen aus Paralleluniversen, nehmen es (genau wie im PS4-Spiel) mit dem gefürchteten Bösewicht King Pin auf.
Auch der Film A New Universe, der von den Machern von The Lego Movie produziert wurde, feierte weltweiten Erfolg und gewann vor einigen Tagen sogar den Golden Globe als bester animierter Film, der seit Jahren meist an Disney oder Pixar gebunden war. Doch was macht beide Spider-Man-Titel so außergewöhnlich, dass sie von Zuschauern und Kritikern gefeiert werden?
Eine Frage der Repräsentation
Wenn man beide Spider-Man Titel einmal genauer betrachtet, fällt einem eines besonders auf. In beiden Storys, die neben zahlreicher Action und emotionalen Szenen cineastisch fantastisch inszeniert sind, taucht ein gemeinsames Element immer wieder auf: Spider-Man ist mehr als nur Peter Parker hinter der Maske.
In Marvel’s Spider-Man muss sich Peter nicht alleine den Gefahren stellen, die in New York lauern. Denn ihm wird immer wieder von verschiedenen Seiten geholfen. Einmal ist da Mary-Jane Watson, die als investigative Journalistin den bösen Machenschaften von King Pin und Negative Man auf den Grund gehen will. Und auch Miles Morales, der für Fans der Comics schon ein hauseigener Name ist und als offizieller Nachfolger von Peter Parker gilt, hilft der freundlichen Superheldenspinne immer wieder aus.
Der Charakter von Miles ist allgemein ein spannendes Thema, der bei seinem erstmaligen Erscheinen im Comic Ultimate Fallout #4 (2011) auch einige Kritik einstecken musste. Denn Miles Morales ist der Sohn eines afroamerikanischen Vaters und einer puerto-ricanischen Mutter und viele waren der Meinung, dass die Autoren somit Diversität erzwingen wollten.
In den letzten Jahren tauchen die Begriffe Repräsentation und Inklusion vermehrt auf. Fans und Macher von Filmen und Spielen fragen lautstark nach Identifikationsfiguren, die sie und ihre Umgebung auch auf großer Leinwand darstellen sollen. Doch für viele ist dies ein Dorn im Auge.
Denn sowie es die große Frage nach Inklusion gibt, hört man ebenfalls einige lautstarke Aufschreie Menschen, dass sich die Filmwelt und Gaming-Community einer politischen Agenda unterwerfe, die den weißen Hetero-Mann aus dem visuellen Blickfeld der Popkultur auslöschen möchte. „Denn die Zeit von ihm sei abgelaufen!“ Das befürchtet jedenfalls diese Gruppe, die sich durch die vielen anders identifizierenden Menschen immer mehr in die Ecke gedrückt fühlt.
Doch ist das wirklich so? Wie sehr ist die Frage nach Repräsentation berechtigt und sollte sie in den Vordergrund gerückt werden?