Am vergangenen Sonntag gab Microsoft mit der Xbox-Pressekonferenz den Startschuss für die E3 2019. Rund zwei Stunden, vollgepackt mit Neuankündigungen, Trailern und „atemberaubenden“ Momenten. Hier ist meine Meinung zur Pressekonferenz, die für mich auf hohem Niveau enttäuscht hat.
Nachdem Electronic Arts (EA Play) vorgelegt hatte, eröffnete Microsoft mit der Xbox-Pressekonferenz die E3 2019. Ja, die Redmonder haben tatsächlich abgeliefert. Warum die Pressekonferenz für mich trotzdem eine Enttäuschung auf hohem Niveau darstellt, verrate ich euch in den folgenden Zeilen.
Von zu hohen Erwartungen
Gefühlt gab es in diesem Jahr noch vor dem Start der Messe mehr Leaks als jemals zuvor. Einige davon sollten sich bewahrheiten, andere wiederum nicht. Gerade um die Xbox-Pressekonferenz rankten sich im Vorfeld viele Gerüchte, die die Erwartungshaltung für die Show in ungeahnte Höhen katapultierten.
Das ist besonders dann ärgerlich, wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden. Von einem „Fable 4“ war die Rede, möglicherweise von einem neuen „Banjo-Kazooie“, einem „Mech Assault“ und einem „Forza Motorport“ für die Xbox Scarlett. Gezeigt wurde davon nichts. Doch der Fehler liegt nicht bei Microsoft, immerhin wurden besagte Spiele zu keinem Zeitpunkt bestätigt.
Andere Gerüchte sollten sich hingegen bewahrheiten. Nehmen wir also die Pressekonferenz für das, was sie tatsächlich war und gehen wir darauf ein, was Microsoft tatsächlich gezeigt hat. Das waren vor allem etliche Third-Party-Titel – kein Wunder, nutzten die Dritthersteller doch die Abwesenheit von Sony, um ihre Spiele im großen Rahmen der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Die neuen Spiele der Microsoft Studios
Im Fokus standen zunächst die neuen Spiele der Studios, die Microsoft in den vergangenen Jahren aufgekauft hatte. The Outer Worlds präsentierte sich in einem neuen Gameplay-Trailer und erscheint bereits im Oktober. Ich selbst bin kein großer Fan von Fallout: New Vegas, doch das neue Obsidian Spiel gefällt mir wirklich gut. Kein Exklusivtitel, doch immerhin ab Release im Game Pass enthalten. Werde ich mir definitiv anschauen.
Es folgte Ninja Theory, auf die ich nach dem genialen Hellblade: Senua’s Sacrifice große Hoffnungen gesetzt hatte. Die zeigten mit Bleeding Edge ein Multiplayerspiel. Auf den ersten Blick enttäuschend, doch auf den zweiten Blick sehe ich in dem Exklusivität wirklich Potential. Eine Prise „Overwatch“ mit Nahkampf-Fokus. Könnte spannend werden. Trotzdem wäre mir ein storylastiges Spiel lieber gewesen.
Darauf folgte mit Ori and the Will of the Wisps eines der Xbox-Spiele, auf die ich mich am meisten freue. Präsentiert mit einem wunderschönen neuen Trailer und einem Soundtrack, der bei mir für Gänsehaut sorgte. Wie sehr ich mich doch auf „Ori“ freue. Allerdings hatte ich gehofft, dass der Metroidvania-Plattformer noch in diesem Jahr erscheint. Tut er nicht. Schade.
Ebenfalls ausgesprochen gut gefallen hat mit Minecraft: Dungeons und das, obwohl ich „Minecraft“ absolut gar nichts abgewinnen kann. Wird im Koop sicher lustig. Einen Tag nach dem Gameplay-Reveal gab es weitere Spielszenen aus Star Wars Jedi: Fallen Order zu sehen. Mir gefällt es, auch wenn sich aus technischer Sicht bis November noch ein wenig tun sollte. Dürfte ein Highlight für das restliche Jahr werden.
Vom „atembreraubenden“ Keanu Reeves und mehr
Mit dem neuen Trailer zu Cyberpunk 2077 und der Vorstellung von Keanu Reeves in seiner Rolle als Johnny Silverhand sicherte sich Microsoft spätestens dann DEN Moment der diesjährigen E3, als der Schauspieler die Bühne betrat und einem Fan sein mittlerweile legendäres „You’re breathtaking“ entgegenschmetterte.
„Cyberpunk 2077“ sieht fantastisch aus und dürfte eines der größten Third-Party-Spiele der kommenden Jahre darstellen. Den Release-Termin verriet CD Projekt Red ebenfalls, passt. Die erste Jahreshälfte 2020 wird verdammt heiß. Einerseits freut es mich, dass sich die Entwickler nicht mehr länger auf das Weihnachtsgeschäft versteifen, andererseits fehlen mir persönlich die Highlights für den Winter – das zog sich wie ein roter Faden durch die E3 2019.
Egal, weiter im Text. Es folgten einige wirklich schicke Indie-Games, die größtenteils ihren Weg in den Xbox Game Pass finden. Finde ich als Abonnent persönlich super, da ich so einfach mal in Spiele hineinschnuppern kann, für die ich nicht unbedingt den Geldbeutel zücken würde. Dabei habe ich zuletzt bereits einige kleine Highlights wie „Mutant Year Zero“ oder „The Gardens Between“ entdeckt.
Die Spielelandschaft verändert sich
Dann stand der Xbox Game Pass im Fokus. Zig neue Spiel wurden hinzugefügt, die PC-Variante und der Game Pass Ultimate mit einem coolen Einführungsangebot angekündigt. Flatrates drängen auf den Markt der Spielelandschaft, immerhin macht auch Ubisoft mit Uplay+ jetzt sein eigenes Ding. Ob man das mag, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt.
Ich persönlich habe kein Problem damit, zumal sich der Preis des Xbox Game Pass Ultimate wirklich sehen lassen kann. Mit aktuellen Titeln wie „Imperator: Rome“ oder Metro Exodus und allen künftigen First-Party-Titeln kann sich das Lineup wirklich sehen lassen.
Die Rückkehr des Microsoft Flight Simulator verzückt viele Fans, ließ mich jedoch komplett kalt. Konnte ich noch nie was mit anfangen, da wäre mir die Wiedergeburt manch anderer Serie deutlich lieber gewesen.
Es folgte das nächste Studios, das Microsoft aufgekauft hat. Double Fine Productions. Tim Schafer, ein großer Name in der Spielebranche und auch „Psychonauts 2“ sieht durchaus nett aus. Für mich sind die Spiele aber eine nette Rahmenerscheinung und nicht viel mehr. Mal abwarten, ein „Brütal Legend 2“ würde ich dann aber schon nehmen.
Lego Star Wars: The Skywalker Saga, 12 Minutes und Dragon Ball Z: Kakarot? Ja, nice to have. Aber wo bleiben die wirklich großen Namen? Es folgte Gears 5, das wieder einmal ein absolutes Action-Feuerwerk darstellen wird. Doch was soll das: Kein echter Gameplay-Trailer? Drei Monate vor Release? Uff. Ich freu mich auf den Koop-Modus.
Dying Light 2 wird bestimmt gut, kommt aber auch erst im nächsten Jahr. Auch hier: Kein neues Gameplay. Sehr gut gefallen hat mir wiederum die Lego-Erweiterung zu „Forza Horizon 4“. Das sieht nach einer ganzen Menge Spaß aus und die Integration der Steine in die reale Umgebung gefällt mir.
„Phantasy Star Online 2“ und „CrossfireX“ brauche ich persönlich nicht, aber ich lasse mich gerne überraschen. Wohl aber „Elden Ring“, das neue Spiel von From Software. Ein nichtssagender Trailer, aber ich hab definitiv Bock drauf.
Project xCloud und Project Scarlett
Auf die Streaming-Technologie Project xCloud bin ich wirklich gespannt. Doch dann folgte die Ankündigung, auf die wir alle gewartet haben: Die neue Konsole von Microsoft. Designt und optimiert für eine Sache: Spiele. Microsoft hat offenbar aus den eigenen Fehlern gelernt.
Project Scarlett erscheint im Weihnachtsgeschäft 2020. Wie zu erwarten war, gab es keinen Blick auf die fertige Konsole, sondern lediglich Hardwarefakten. Viermal so schnell wie die Xbox One X, eine neue SSD-Technologie und auch Microsoft sieht in der Abwärtskompatibilität ein Schlüsselfeature.
Konkrete Details waren genauso rar gesät, wie bei der Ankündigung der PlayStation 5. Auf dem Papier dürften beide Next-Gen-Konsolen nahezu gleich stark werden. 8K-Gaming, 120 FPS, Raytracing, nahezu keine Ladezeiten mehr. Aber ein paar konkretere Details und erste Spiele hätten es dann schon sein dürfen. Wir müssen uns wohl noch ein wenig gedulden.
Immerhin gab es zum Abschluss einen neuen Trailer zu Halo: Infinite. Ich bin nicht unbedingt der größte „Halo“-Fan auf diesem Planeten, obwohl ich jeden Serienteil mehrfach durchgespielt und unzählige Stunden in den Multiplayermodi verbracht habe. Aber der Auftritt des Chief und diese Musik sind Gänsehaut pur. Los geht’s pünktlich zum Start der neuen Konsole, da werden Erinnerungen an das Jahr 2002 wach.
Fazit von Philipp Briel
Für mich war die Xbox-Pressekonferenz schon eine kleine Enttäuschung und das, obwohl Microsoft wirklich abgeliefert hat. Über das Fehlen neuer Spiele kann man sich wahrlich nicht beschweren. Wohl aber darüber, dass viele davon nicht exklusiv für die Xbox-Familie erscheinen und erst im kommenden Jahr aufschlagen werden.
Ich hätte mir ein neues „Forza Motorsport“, ein „Fable 4“, die Rückkehr einiger altbekannter Marken oder ein paar gänzlich neue AAA-Titel gewünscht, doch die glänzten gänzlich durch Abwesenheit. Auf der anderen Seite waren bei dem, was Microsoft gezeigt hat, einige hochkarätige Titel dabei.
Im Endeffekt war das zum Ende der aktuellen Konsolengeneration allerdings zu erwarten und so bleibt zumindest eine Gewissheit: Das Spielejahr 2020 wird verdammt groß. Bis einschließlich Mai jagt ein Highlight das andere, während uns zum Jahresende bereits die Next-Gen-Konsolen ins Haus stehen.
Zudem hat die E3 schon seit Jahren ihren Stellenwert verloren und von daher wäre es gar nicht so unwahrscheinlich, wenn die gamescom 2019 deutlich spannender ausfällt, als die Messe in Los Angeles. Die Vorfreude auf August wächst.