Unsere Filmkritik zum letzten Eintrag des „X-Men"-Universums. Ist das Finale ein würdiger Abschluss für Professor Xavier, Magneto, Cyclops und Co.?
Diese Review ist die persönliche Kritik eines Redakteurs und spiegelt nicht die Meinung des ganzen PlayNation-Teams wieder.
Nach mehreren Verschiebungen des Filmstarts, einigen Reshoots aufgrund von Parallelen mit einem anderen Marvel-Film und dem Aufkauf von 20th Century Fox durch Disney dürfen wir (vorerst) ein letztes Mal die X-Men auf der großen Leinwand bewundern. Trotz zahlreicher Probleme hinter den Kulissen bleibt den Fans die Hoffnung, dass Regisseur Simon Kinberg dem bunten Team von Superhelden das große Finale gibt, was ihnen nach so vielen Jahren zusteht.
Ein Film mit Déjà-vu-Effekt
2006 brachte uns Regisseur und Drehbuchautor Simon Kingberg das erste große Finale der beliebten „X: Men“-Trilogie, die bis dato das größte Superhelden-Franchise der Filmwelt darstellte. „X-Men – Der letzte Widerstand“, der bis heute für viele Fans der schlechteste Eintrag in der filmischen Mutantenwelt ist, probierte mit nur einem Film eine Comicbuch-Storyline zu erzählen, die sich in den 1970er Jahren über mehr als vier Jahre streckte.
Nun erhält Kinberg erneut die Chance, nach seinem kläglichen Scheitern die Phoenix-Saga ein zweites Mal auf die Leinwand zu bringen. Mit einigen neuen Ideen bestückt und einem Schauspieler-Ensemble, das locker mit dem des alten Franchises mithalten kann, hat „Dark Pheonix“ statt innovativem Storytelling leider zahlreiche Probleme.
Der Film wirkt wie eine epische Geschichte, die in unter zwei Stunden mit einigen coolen Kampfszenen und krampfhaften Dialogen eher abgehandelt als liebevoll erzählt wird. Im Vergleich zu „Der letzte Widerstand“ gibt es zu wenig Neues, alles scheint vorhersehbar und „Game Of Thrones“-Schauspielerin Sophie Turner, die eine gute Performance darlegt, lässt in ihrem (dem Vorreiter von 2006 sehr ähnlich aussehenden) roten Trenchcoat ein unangenehmes Déjà-vu hervorrufen.
Eine verpasste Gelegenheit
Doch der Film bringt auch einiges Gutes mit sich. Kann man über die übereilte Erzählstruktur von „Dark Phoenix“ hinwegsehen (ganz ehrlich: die Phoenix-Saga braucht mindestens drei Einträge), beeindruckt der Film vor allem durch seine gut choreographierten Actionsequenzen. Nach „X-Men – Days of Future Past“, der uns das erste Mal in atemberaubender Form zeigen konnte, wie die Mutanten als Team zusammenarbeiten können, hat auch „Dark Phoenix“ einige coole Superkräfte-Szenen zu bieten.
Die schauspielerische Leistung ist bei fast allen in Hochform. James McAvoy (Professor Xavier), Michael Fassbender (Magneto) und auch Jennifer Lawrence (Mystique) geben ein letztes Mal ihr Bestes, auch wenn offensichtlich ist, dass Letztere froh ist über ihren langersehnten Ausstieg. Jessica Chastain, die den Bösewicht des Films darstellt, macht schauspielerisch einen sehr guten Job. Wer ihr Charakter aber sein soll und was ihr Ziel ist, das wird im gesamten Film nicht eindeutig klar, was womöglich an den übereilten Reshoots liegt.
Aber leider wird jeglicher Spaß des Filmes durch mangelnde Charakterentwicklung übertönt. Die Handlung kann sich scheinbar nicht entscheiden, auf was sie genau hinauswill und mit dem Schatten des Aufkaufs von 20th Century Fox durch Disney im Hintergrund bleibt der übereilte Schluss der Geschichte als bitterer Nachgeschmack zurück. Da können leider auch coole Actionsequenzen und visuell beeindruckende Superhelden-Kräfte nicht viel retten.
Eine ungewisse Zukunft
Der Vorhang fällt für die X-Men, zumindest für die kommenden Jahre. Der Ableger „New Mutants“, der 2018 schon in die Kinos kommen sollte, wird wahrscheinlich auf irgendeinem Streaming-Dienst landen. Somit liegt es jetzt an Kevin Feige und den Marvel-Studios, den Mutanten ein neues Zuhause zu bieten.
Ob wir altbekannte Gesichter wiedersehen werden, ist unklar. Nur Deadpool scheint dem Gemetzel des Maushauses sicher zu sein. Wer die Charaktere des „X-Men“-Franchises seit Jahren verfolgt und einen Abend mit mäßigem Spaß im Kino verbringen möchte, der wird sich mit „Dark Phoenix“ sicherlich vergönnen. Für alle Fans der Comics und Wertschätzer einer charakterstarken Handlung, fällt „X-Men: Dark Phoenix“ leider flach.