Es war die große Überraschung auf der Star Wars Celebration: Der Nachfolger von Battlefront aus dem Hause EA wurde angekündigt, der den erfolgreichen Reboot des Shooters in eine glorreiche Zukunft führen soll. Schaut man sich die Kritiken des ersten Ablegers an, scheint eine derartige Verbesserung auch bitter nötig: Die Community hatte zwar hervorhebend gelobt, dass Star Wars Battlefront eine unvergleichbare Atmosphäre bereithält, gleichzeitig jedoch nicht in der Lage sei die Spieler über einen längeren Zeitraum an den Titel zu fesseln.
Blickt man parallel in die Kommentare vieler Artikel und Postings scheint zur gleichen Zeit ein ganz anderer Titel unaufhörlich zu begeistern: Das alte Star Wars Battlefront 2 aus dem Jahre 2005. Für viele Fans des „Star Wars“-Franchise handelt es sich dabei immer noch um den unangefochtenen Vorreiter der intergalaktischen Games.
Wie kann es also sein, dass ein Titel aus dem Jahr 2005 immer noch derartig fasziniert, obwohl das Produkt sowohl optisch als auch technisch weit hinter den aktuellen Standards liegt. An dieser Stelle wagen wir eine kleine Analyse und versuchen die Frage zu beantworten, wie es zu diesem andauernden Hype kommt und ob das Spielunternehmen EA überhaupt eine Chance hat die Fans vom eigenen Produkt zu überzeugen und somit ein Meisterwerk zu produzieren.
Die prekäre Situation für EA
Wagen wir einen kurzen Sprung in die Vergangenheit: Im Jahr 2005 erscheint Star Wars Battlefront II und setzt somit den eher fehlgeschlagenen ersten Teil der Reihe fort. Obwohl auch dieser Shooter in der Veröffentlichungsphase eher mittelmäßige Kritiken absahnte, scheint der Titel etwas an sich zu haben, dass in der Lage ist Spieler bis heute in seinen Bann zu ziehen. Tatsächlich handelt es sich bei diesem Titel um einen der wenigen alten Games, bei dem man sich in den Multiplayer einloggen kann und immer noch prall gefüllte Server vorfindet. Neben dieser relativ hohen Zahl an aktiven Spielern des Multiplayers, scheint es abseits dessen auch noch unzählige Spieler zu geben, die dem Game eine positive Reputation zusprechen.
Dem gegenüber steht das Spielunternehmen EA, das im Jahr 2015 ein Reboot der Battlefront-Reihe auf den Markt gebracht hat. Obwohl dieser Titel im technischen Vergleich zum Vorgänger deutlich besser abschneidet, scheint EA nicht in der Lage zu sein, dieses Gefühl zu reproduzieren, welches Battlefront II bis heute hervorbringt – aber woran liegt das?
Battlefront II – ein Dauerbrenner?
Auf den ersten Blickt scheint die ganze Situation irgendwie widersprüchlich: Der Multiplayer des alten Battlefront wimmelt förmlich vor Cheatern, die sich in Wänden und Böden verbuggen, um auf unfaire Art und Weise gegen faire Spieler anzugehen. Ganz klar, dass dieser Umstand auf mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten der Vergangenheit zurückzuführen ist, aber obwohl dieser Umstand pures Gift für eine aktive Community sein müsste, scheint die Euphorie nicht abzubrechen. Auch grafisch hinkt Battefront II deutlich hinterher – natürlich macht Grafik kein ganzes Spiel aus, jedoch kann eben diese sekundären Einfluss auf den Erfolg eines Projekts nehmen.
Das bedeutendste Argument, welches für den Klassiker spielt, stellt selbstverständlich die Tatsache dar, dass viele Spieler unbezahlbare Kindheitserinnerungen mit dem Titel verbinden. Bis heute finden teilweise epische LAN-Partys statt und würde man einen aktiven Gamer fragen, wie viele Stunden er in den Titel versenkt hat, würde die Ziffer wahrscheinlich vierstellig ausfallen.
In gewisser Hinsicht ließe sich hier möglicherweise auch festhalten, dass das Videospiel-Business im Jahr 2005 noch deutlich anders ausgesehen hat, als es aktuell der Fall ist. Der finanzielle Druck mit Projekten erfolgreich zu werden, steigt ununterbrochen an – wo damals noch deutlich mehr herumexperimentiert wurde, scheinen viele Unternehmen nun jegliches Risiko zu scheuern, um sichere Einnahmen zu generieren. Dieser Umstand resultiert in Produkten, die auf altbewährte Konzepte setzen und somit den Anschein erwecken, dass sie nicht primär für die Fans produziert werden. Im direkten Vergleich zu 2005 scheinen die Unternehmen viel mehr auf kreative Inhalte gesetzt zu haben – dies hatte den Fans von Star Wars einen Titel beschert, der die Spieler auf unzählige Planeten geschickt hat und sie eigentlich in jede erdenkliche Heldenrolle schlüpfen lies. Ganz klar, dass es eine derartige Vielfalt innerhalb des Videospiel-Universums von Star Wars noch nicht gegeben hat.
Darüber hinaus hatten die Spieler der PC-Version bereits relativ früh die Möglichkeit das Spielgefühl beziehungsweise die Inhalte in Form von Mods zu erweitern – im Jahr 2005 war das keine derartige Selbstverständlichkeit, wie es heutzutage der Fall ist. Eine spielerreiche Community hatte es sich demzufolge zur Aufgabe gemacht das Projekt Battlefront II voranzutreiben und die Spielerfahrung umso intensiver zu machen – und wurde damit erfolgreich.
Kann EA da überhaupt erfolgreich sein?
An dieser Stelle lässt sich also festhalten, dass sich EA in einer deutlich komplizierten Situation befindet. Man muss betonen, dass dem Unternehmen mit Battlefront ein wirklich solider Start gelungen ist – Kritiker lobten die beeindruckende Atmosphäre, die der Titel eingefangen hat und mit den Mechaniken anderer Titel wie Battlefield hat man ein wirklich beeindruckendes Endergebnis geschaffen. Genau in diesen Punkten verbirgt sich aber auch die Krux, der sich EA konfrontiert sieht:
Angefangen mit der Tatsache, dass unzählige Spieler nicht das Gefühl losgeworden sind, dass es sich bei Battlefront um ein Nebenprodukt von Battlefield handelt – viele Animationen und Mechaniken ähneln den Elementen des Flaggschiffs von EA und auch während des Spielens hatte man eigentlich stets diesen faden Beigeschmack, dass das Unternehmen mit diesem Reboot absolut keine Risiken eingehen wollte. Klar, altbewährte Planeten wie Hoth und Tatooine funktionieren problemlos, aber wenn man nicht bereit ist auch über diesen sicheren Tellerrand zu blicken und wirklich überraschende Inhalte zu präsentieren, wird der langbleibende Erfolg erneut ausbleiben.
Diese Risikoversion hat dementsprechend auch langfristig Auswirkungen: Das alte Battlefront hat frischen Wind ins „Star Wars“-Genre gebracht und somit ein einzigartiges Spielgefühl kreiert. Im Jahr 2017 befinden wir uns in einem Spielmarkt, in dem es unfassbar schwer ist ein solches Gefühl zu reproduzieren – der Shooter-Markt ist gesättigt und EA müsste somit umso mehr Input leisten, um die Spieler „emotional“ an das eigene Produkt zu binden.
Genau darin besteht also die meisterliche Aufgabe von EA: Man darf kein Produkt entwickeln, welches einzig und allein darin ausgelegt ist sichere Einnahmen zu generieren, obwohl dies dem unternehmerischen Denken eines Unternehmers entspricht. Vielmehr sollte oberste Prämisse sein, ein eigenständiges, für sich alleine stehendes, Produkt zu produzieren, damit die Spieler wirklich diese Erkenntnis haben, dass es sich auch lohnt derart viel Zeit zu versenken, wie sie es beispielsweise bei Battlefront II getan haben. Die Erfolgsformel heißt schlichtweg: Emotionale Bindung (inklusive Euphorie) führen zu dauerhaften Einnahmen und langfristigem Erfolg.
Daher unser persönlicher Appell an EA: Entfernt euch von altbewährten Strukturen, wie ihr sie beim ersten Ableger angewendet habt. Der Spieler darf nicht das Gefühl haben, dass er Battlefield spielt – er soll Battlefront 2 spielen! Daneben gehört experimentieren dazu – präsentiert uns Inhalte, die wir von anderen Star Wars-Games noch nicht kennen. Lasst uns in epische Schlachten springen, in denen Kylo Ren auf Malak trifft, denn genau diese „Wow“-Momente sind es, die den Spieler auch über die reguläre Spielzeit hinaus an die Konsole oder den PC locken wird. Wir wünschen uns schlichtweg, dass ihr ein Game für Fans und nicht für das Geld macht – vielleicht kommt dann auch ein Titel heraus, der einen derartig legendären Status innehält, wie es Battlefront 2 aus dem Jahre 2005 gerade vormacht.