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Star Wars Outlaws im TEST – Ein überraschend gelungener Einstieg ins Franchise

Star Wars Outlaws ist das erste Star Wars-Spiel, das in Zusammenarbeit mit Ubisoft, Massive Entertainment und Lucasfilm Games entsteht, nachdem der Megadeal zwischen Disney und EA in zeitlicher Hinsicht offiziell beendet ist. Nach dieser exklusiven Blockade dürfen nun auch endlich wieder andere Publisher für Disney an die Marke und eigene Spiele produzieren.

Und das wurde auch höchste Zeit, wenn ihr mich fragt. Disney hat mit Lucasfilm Games immer ein Wörtchen mitzureden. Doch es ist eine echte Hausnummer, dass Ubisofts ehemaliges „The Division“-Studio Massive Entertainment nun ein ganz eigenes Star Wars produziert.

Alle Augen sind deshalb auf Ubisoft gerichtet. Star Wars Outlaws kommt mit einer stattlichen Prämisse daher. Sie wollen das erste Heist-Game produzieren, das es so in der Form in der Welt von Star Wars noch nie gegeben hat. Aber ist es nun wirklich ein GTA? Oder ist es eher ein Assassin’s Creed? Wo führt die Reise schließlich hin?

In Star Wars Outlaws wird definitiv viel geschlichen. © Massive Entertainment/Ubisoft/Lucasfilm Games/Disney

Die neue Gaming-Ära der weit, weit entfernten Galaxie läutet der namenhafte Publisher mit einem Paukenschlag ein. Star Wars Outlaws hat mich überrascht und das will schon was heißen! Hier in diesem Test erfahrt ihr, wo die Stärken und Schwächen des Spiels liegen.

Star Wars Outlaws im Test: Story & Setting

Worum geht es in Star Wars Outlaws?

Die Grundidee beläuft sich dabei auf eine sympathische Halunkin, die ihren Alltag in der harten und ruppigen Welt von Star Wars bestreitet. Kay ist auf der Suche nach Freiheit und einem neuen Leben. Doch dabei legt sie sich immer wieder mit der gesamten Unterwelt an und das doch tatsächlich mit den großen Verbrechersyndikaten der Galaxis. Sie kämpft sich ans Ziel, stiehlt und trickst um ihr eigenes Überleben.

Das Abenteuer beginnt: das ist Star Wars Outlaws. © Massive Entertainment/Ubisoft/Lucasfilm Games/Disney

Als Schmugglerin ist Kay Vess für viele Jobs zu haben, die von ihrem tierischen Begleiter Nix die notwendige Unterstützung erhält. Unterwegs trifft sie auf viele Verbündete wie den BX-Kommandodroiden ND-5 und gemeinsam gilt es den größten Heist in der Geschichte der Galaxis durchzuführen. Aber wird ihnen das gelingen? Das verraten wir aus Spoilergründen selbstverständlich nicht.

Wann spielt Star Wars Outlaws?

Das Setting und die Story sind in der Lore von Star Wars zwischen „Star Wars Episode V: Das Imperium schlägt zurück“ und „Star Wars Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ angesiedelt. Das Galaktische Imperium herrscht in seiner Blütezeit, während die rivalisierenden Verbrechersyndikate um jedes noch so kleine Stück an Einfluss kämpfen.

Das Galaktische Imperium erstrahlt im vollen Glanz. © Massive Entertainment/Ubisoft/Lucasfilm Games/Disney

Was will Star Wars Outlaws für ein Spiel sein?

Zunächst einmal wird dabei aber nicht so recht klar, was Star Wars Outlaws überhaupt für ein Spiel sein möchte und das liegt daran, dass sehr viele Unternehmen an diesem Projekt gewerkelt haben.

Die vielen Einflüsse ergeben ein großes, schwer zu definierenden Etwas. Aber ich möchte es mal so ausdrücken. Wenn GTA und Assassin’s Creed ein uneheliches Kind zeugen würden, käme ein Star Wars Outlaws dabei heraus. Und unehelich deshalb, weil Rockstar Games und Ubisoft wohl nie gemeinsam an einem Spiel arbeiten würden. Aber das müssen sie auch gar nicht, wie Star Wars Outlaws eindrucksvoll beweist.

Das Gamesplay: Von Heists bis Raumschlachten

In Star Wars Outlaws ist von spannenden Heists bis haarsträubenden Raumschlachten wirklich alles dabei. Zunächst einmal ist das Spiel aber in seiner Kernmechanik ein Deckungs-Shooter. Kay Vess verfügt über einen durchschlagskräftigen Blaster, auf den sie sich verlassen kann. Lichtschwerter suchen wir hier vergebens, was ich eigentlich ziemlich cool finde. Auf ihrem Weg findet sie dann noch viele weitere Waffen, die es in brenzligen Situationen einzusetzen gilt. Doch ihre stärkste Waffe ist und bleibt ihr Köpfchen.

Kay kann sich den Weg frei schießen, wenn sie denn will. © Massive Entertainment/Ubisoft/Lucasfilm Games/Disney

Unsere Hauptfigur ist ziemlich smart, weshalb sie sich wie ein waschechter Assassine zum Großteil auf ihren Heists nicht ins offene Kanonenfeuer stürzt. Es gibt andere Methoden und darunter ziemlich viele bekannte Ansätze:

  • Hohes Gras oder Rauch zum Verstecken und Schleichen
  • Pfeifen zum Anlocken von Feinden
  • Der obligatorische Take-down von der Rückseite eines Gegners
  • Lock-on-Finisher in Zeitlupe

Einige der Gameplay-Elemente kommen mir verdächtig bekannt vor, doch am Ende ist das überhaupt gar kein Problem. Im Gegenteil. Ich fühle mich wie zu Hause, nur eben in einer anderen Galaxis und nicht mehr im Piratenzeitalter an der Seite von Edward Kenway.

Rauch zum Schleichen und Verstecken. Hohes Gras gibt es auch. © Massive Entertainment/Ubisoft/Lucasfilm Games/Disney

Flitzer und Flieger

Dazu kommen GTA-typische Renneinlagen, die neuerdings mit einem äußerst spritzigen Speeder-Bike getätigt werden. Der Gleiter ist nicht nur schick und schnell. Ähnlich wie in The Witcher 3 könnt ihr hier zum Beispiel eine Trophäe an den Gleiter anhängen. Der Flitzer lässt sich upgraden und anpassen.

Die Touren mit dem Gleiter münden dabei nicht selten in Verfolgungsjagden, wenn uns die Syndikate oder das Imperium mal wieder an den Kragen wollen. Als Halunkin hat man es nicht leicht!

Was für ein schöner Gleiter! © Massive Entertainment/Ubisoft/Lucasfilm Games/Disney

Und apropos Imperium: Das neuartige Wanted-System, das stark an GTA erinnert, ist nun auch ein Teil des ganz regulären Gameplays, das wir so in der Form auch nur selten zu Gesicht bekommen. Witzig finde ich zum Beispiel die Tatsache, dass wir einen Imperialen Offizier bestechen können, um unser Wanted-System vollständig auf Null zu setzen. Es befinden sich viele solcher Details im Spiel, die wirklich Sinn ergeben und gut ins Setting eingeflochten wurden. So macht das Spaß!

Ihr wollt Raumschlachten? Kein Problem. © Massive Entertainment/Ubisoft/Lucasfilm Games/Disney

Obendrauf kommen dann noch die Flugeinlagen. Kay kann mit ihrem Raumschiff auch Aufträge erledigen, die im Weltraum stattfinden. Massive Entertainment hat deshalb ein eigenes Flugspiel à la Star Wars Squadrons mit ins Spiel integriert, was für eine Menge Abwechslung im Speeder- oder Schleichalltag sorgt.

Nix‘ Fähigkeiten

Witzig ist vor allem aber auch die Tatsache, dass wir unseren tierischen Freund Nix herumkommandieren können. Wir dürfen ihn zum Beispiel durch einen Wartungsschacht schicken, um eine Tür von hinten zu öffnen. Oder er stiehlt auf Befehl die Credits von Sturmtrupplern. Er hat schon ziemlich tolle Fähigkeiten.

Nix erinnert ein wenig an BD-1 aus den Star Wars Jedi-Spielen. Er ist immer zur Stelle, wenn wir ihn brauchen. Und ich finde die Integration eines solchen Spielhelfers wahnsinnig passend, da sich dadurch ganz witzige Momente im Gameplay ergeben.

Das Symbol für Nix‘ Aktionen: Sammeln, Stehlen, Ablenken und mehr. © Massive Entertainment/Ubisoft/Lucasfilm Games/Disney

Unser kleiner Freund kann zum Beispiel Feinde ablenken, indem er direkt auf sich aufmerksam macht. In der Zwischenzeit schleichen wir uns von hinten an den Gegner an und landen einen leisen und sicheren Take-down. Ein echtes Dreamteam! Und das passt vor allem dann, wenn der Hauptcharakter mehr oder weniger alleine durch die Welt zieht.

Freischaltbare Fähigkeiten

Das Gameplay wird dabei im Laufe des Spiels allerdings stark verändert, denn sogenannte Experten sorgen dafür, dass wir ständig neue Fähigkeiten erlernen.

Diese Skills wollen aber erst einmal freigeschaltet werden, indem wir besondere Aufgaben im Spiel absolvieren. Wenn wir diese Voraussetzungen dann erfüllt haben, gibt es nach und nach Updates fürs Gameplay, was sehr belohnend und motivierend sein kann.

Wir lernen von den Besten der Besten, Sir! © Massive Entertainment/Ubisoft/Lucasfilm Games/Disney

Die Idee, die Fähigkeiten an die Experten zu koppeln, macht ebenfalls Sinn, da wir die NPCs erst nach und nach im Spiel treffen und dann immer wieder neue Möglichkeiten entstehen. Das Skill-System geht über ein plumpes Hochleveln des Charakters hinaus. Klasse!

Ruf der Verbrechersyndikate

Zu den größten Gameplay-Features zählt der Ruf der Verbrechersyndikate. Hierbei haben sich die Entwicklerstudios wirklich etwas Besonderes einfallen lassen.

Es gibt (getreu der Lore von Star Wars) mehrere Verbrechersyndikate in der Unterwelt. Unsere Hauptfigur kann Missionen und Aufträge für alle Verbrechersyndikate absolvieren. Doch die ganze Sache hat mehrere Haken und das macht alles so spannend:

  1. Wenn Kay ihren Ruf für ein Verbrechersyndikat verbessert, bedeutet das in der Regel, dass der Ruf für ein anderes Syndikat fällt.
  2. Während der Hauptmissionen gibt es immer wieder Entscheidungen. Diese erfordern eine Wahl zwischen den verschiedenen Syndikaten.

Durch diese wiederkehrenden Entscheidungen, die Kay im Laufe ihres Abenteuers treffen muss, entsteht eine spannende Dynamik in den Dialogen und Handlungen. Außerdem wird somit der Wiederspielwert drastisch erhöht.

Seid ihr eher pro Hutten oder Crimson Dawn? Ihr entscheidet. © Massive Entertainment/Ubisoft/Lucasfilm Games/Disney

Dieses Feature mündet in ganz witzigen Details wie zum Beispiel der Tatsache, dass wir uns in den Basen der Syndikate mit einem guten Ruf frei bewegen können, während die Syndikate, bei denen wir einen schlechten Ruf genießen, direkt auf uns feuern. Zudem gibt es bei unseren verbündeten Syndikaten bessere Ausrüstung bei den Händlern und vieles mehr wie spezielle Belohnungen.

© Massive Entertainment/Ubisoft/Lucasfilm Games/Disney

Ohne dieses Feature wäre Star Wars Outlaws um einiges weniger „besonders“. Aber es passt gut ins Setting und macht wirklich Spaß zu sehen, wie der eigene Ruf wächst oder fällt.

Minigames für die Abwechslung

Das Gameplay wird von vielen Minigames gestützt. Als Hackerin hat Kay Vess nämlich die eine oder andere Fähigkeit, die sie wiederum verbessern kann. Da wäre zum Beispiel das Hacken, das sie zunächst in einer Standardversion beherrscht, bevor wir später das fortgeschrittene Hacken erlernen.

Wenn man einmal durchsteigt, geht es eigentlich. © Massive Entertainment/Ubisoft/Lucasfilm Games/Disney

Sie kann sich in die meisten Terminals und Computer hacken, um verschlossene Türen zu öffnen, Lasertore zu deaktivieren oder zum Beispiel Luftabwehrgeschützte in einer Basis auszuschalten. Ohne diese Fähigkeit wäre Star Wars als Heist-Spiel wohl recht witzlos, also muss das Feature selbstverständlich mit rein. Aber bin ich ein Fan davon? Eher nicht.

Obendrein gibt es aber auch noch weitere Spiele wie zum Beispiel das bekannte Sabbac, das wir aus der Star Wars-Lore kennen und uns an Star Wars: The Knights of the Old Republic zurückerinnern lässt. Wem es gefällt.

Das Problem mit den Open Worlds

Star Wars Outlaws hat beeindruckende Gameplay-Features, doch eine Sache stört mich da doch schon etwas. Nicht selten wurden hier recht lineare Level verbaut. So weit, so gut. Doch all das wurde in eine beziehungsweise mehrere Open Worlds eingebettet. Diese offenen Welten sind sehr groß und wenn eine Open World zu groß ist, läuft das Spiel schnell Gefahr, sich in Belanglosigkeit zu verlieren. Und ist das der Fall in Star Wars Outlaws?

Groß und leer? So sehe ich das. © Massive Entertainment/Ubisoft/Lucasfilm Games/Disney

Der Titel von Massive Entertainment hat das Problem auch, doch durch die Intergration des Super-Speeders, der wirklich einen Affenzahn drauf hat, schaffen sie es, das Problem ein Stück weit auszuhebeln. Weite Flächen der Open World sind recht leer und wirken deshalb schon etwas trist. Doch wir kommen mit dem Gleiter blitzschnell zu allen Hot-Spots. Hier ist Ubisoft also einen Mittelweg gegangen.

Auf der einen Seite darf eine solche Open World wirklich nicht zu groß und inhaltsleer sein, aber auf der anderen Seite wollten sie das Vehikel-Feature wohl vollumfänglich ins Spiel integrieren, das immerhin Platz und Weite benötigt. Das ist ihnen insgesamt ganz gut gelungen.

Kaffeepause und die Aussicht genießen. © Massive Entertainment/Ubisoft/Lucasfilm Games/Disney

Das eigentliche Problem sehe ich deshalb eher an anderer Stelle und dazu kommen wir jetzt.

Repetitive Missionen und Aufträge

Es gibt (nicht wenige) Aufträge der Verbrechersyndikate, die ihr im Verlauf des Spiels explizit für diese Syndikate ausführen könnt. Diese Nebenaufträge dienen dazu, den Ruf bei einem Syndikat zu steigern. Doch die Aufgaben sind ziemlich banal und führen zu repetitiven Erledigungen. So werdet ihr zum Beispiel noch einmal in die Basis eines konkurrierenden Syndikats geschickt, in dem ihr bereits eine andere Mission ausgeführt habt. Nochmal in die gleiche Basis eindringen? Das ergibt eigentlich nur wenig Sinn.

Es gibt die Möglichkeit, mehrere Missionen auf einmal in solch einer Basis abzuschließen. Doch wir haben all diese Missionen (und Aufträge) nicht immer zur gleichen Zeit.

In dieser Basis war ich doch gerade… toller Auftrag. © Massive Entertainment/Ubisoft/Lucasfilm Games/Disney

Selbst bei solchen kleineren Nebenaufträgen darf es den Entwickler*innen nicht an Kreativität fehlen. Hier könnte sich Massive Entertainment ein Beispiel an CD Projekt RED nehmen. Sie haben es in Cyberpunk 2077: Phantom Liberty geschafft, dass sich jede einzelne Nebenmission wertig (und nicht belanglos) anfühlt.

Das ist aber auch schon eines meiner wenigen Problem mit Outlaws. Abseits der repetitiven Missionen habe ich nicht viel zu bemängeln und ich bin wirklich überrascht, wie gut und rund sich Star Wars Outlaws eigentlich spielen lässt.

Als kleinen Tipp kann ich euch Folgendes mit auf den Weg geben. Vor allem wenn ihr euch primär an den Hauptmissionen entlang hangelt und euch nicht zu sehr mit den wiederholenden Aufgaben beschäftigt, schafft es das Spiel einen sehr guten Spielfluss aufzubauen.

Mein Fazit

PlayCentral.de spricht eine klare Kaufempfehlung aus und meint: „Awesome!“

Star Wars Outlaws ist für mich eine echte Überraschung, da ich keine große Erwartung an ein Star Wars-Lizenspiel habe. Doch das Spiel bleibt der Vorlage treu und schafft es zwischen Einflüssen von Assassin’s Creed und GTA eine eigene DNA im Star Wars-Universum zu entwickeln. Die Charaktere sind charismatisch wie sympathisch, die Story trumpft mit spannenden Wendungen auf und für Fans des Franchise bietet das Spiel den einen oder anderen Aha-Effekt.

Die Schleicheinlagen sind spannend und die Schießeinlagen brisant. Ihr werdet definitiv eine abwechslungsreiche Zeit in der weit, weit entfernten Galaxie erleben und solltet dem Spiel eine Chance geben. Vor allem die Kernmechanik rund um die Verbrechersyndikate gefällt mir sehr gut und sie passt einfach nur perfekt in solch ein düsteres Star Wars-Setting.

Das Spiel von Ubisoft, Massive Entertainment und Lucasfilm Games unter Disney holt gleichermaßen Neueinsteiger wie langjährige Star Wars-Fans ab.

Die Welt fühlt sich sehr lebendig an, was unter anderem auf die Einflüsse des Star Wars-Universums zurückzuführen ist. Es ist eines der Spiele, bei denen man im richtigen Flow immer weiterspielen möchte. Im Endeffekt könnt ihr mit einem Kauf deshalb wirklich nichts falsch machen.

Ben Brüninghaus

Hauptberuflicher Jedi-Meister, nebenbeschäftigt bei PlayCentral.de. Popkultur-Fetischist: Star Trek, Star Wars, alles mit „Star“, verspeist Spiele-OSTs zum Frühstück, Großmeister der Bärenschule. Inquisitor. Mag das Ende von Mass Effect.

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