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Nischen-Gameplay eines ausgestorbenen Genres
Für viele ist die Frage nach dem Multiplayer wichtiger als die Singleplayer-Kampagne, die eh in wenigen Stunden durchgespielt ist. Soll ich „Star Wars Squadrons“ also nur wegen dem Multiplayer kaufen?
Kurz und knapp, ja. Bei Squadrons handelt es sich um ein im Grunde ausgestorbendes Sub-Genre im Action-Shooter-Bereich, das zu „Deutsche Mark“-Zeiten von vielen lang, gerne und ausgiebig gesuchtet wurde. Heute gibt es eher wenige Weltraum-Shooter, die die modernen Möglichkeiten eines zeitgemäßen Videospiels voll ausreizen.
Und Squadrons macht hier im Grunde alles richtig. Allem voran schien den Entwicklern nämlich daran gelegen, ein Gameplay zu entwickeln, das über die Ansprüche eines Casualgamers hinausgeht. Wichtig ist also, es ist eher an Coregamer addressiert.
Was macht das Gameplay so besonders? In der Praxis heißt das, dass es mehr als nur ein oder zwei Raumschiffe gibt. Insgesamt gibt es acht Raumschiffe, die vom Typ her halbiert, also in vier Sternjäger-Klassen aufgeteilt werden.
Heißt, die Imperialen verfügen über vier sich stark voneinander unterscheidende Raumschiffe, die das Squadrons-Gameplay erst ermöglichen. Die Republikaner verfügen über vier ähnliche Raumschiff-Typen, die sich aber noch einmal ein wenig unterscheiden.
Welche Sternjäger-Klasse ist also für mich geeignet? Der X-Wing-Allrounder (Jäger), der todbringende und blitzschnelle A-Wing (Abfangjäger) oder doch das Support-Schiff U-Wing (Unterstützung)? Außerdem gibt es da die wichtige Bomber-Klasse, die unter anderem für Großkampfschiffe geeignet ist.
Im Multiplayer gilt es, mit vier weiteren Piloten in die Schlacht zu ziehen und den richtigen Mix für das Team-Setup zu finden. Ein Squadron ohne Unterstützer braucht gar nicht erst an den Start gehen.
Taktische Tiefe schon vor dem Gameplay: Allein durch die Wahl der Raumschiffe gibt es unzählige Kompositionen, die noch einmal von der starken Anpassungsfähigkeit der Raumschiffe beeinflusst werden. Lieber einen primären Angriff, der stetig und solide auf Knopfdruck einen Laserstrahl abfeuert oder eine eingeschränkte Primärwaffe, die langsam schießt und dafür den Bonus der Angriffsstärke mitbringt?
Zudem sind der Rumpf, die Schilde oder gar die sekundären Waffensysteme im Hangar anpassbar, bevor es ab ins Cockpit geht und die Mission beginnt!
Das Gameplay verlangt einiges ab: Im Raumschiff angekommen und raus aus dem Hangar, geht es in die Action. Hier profitiert das Spiel von den fundamentalen Gedanken und der Vision der Entwickler.
Das Ziel suchen und drauf losfeuern? Ist nicht! Es gilt unzählige Dinge zu beachten wie zum Beispiel das Energiesystem. Das teilt sich in drei Abschnitte: Geschwindigkeit, Waffen und Schilde. Wir sind also ein kleiner Commander, der an Bord genaustens überlegen muss, für was er oder sie die vorhandene Energiereserve verpulvern darf.
- Benötigt ihr einen Boost, dann gilt es alle Energie auf den Antrieb zu schieben!
- Ihr habt ein Ziel vor Augen? Dann volle Energie auf die Waffen!
- Ein Feind sitzt euch im Nacken und startet den Angriff? Alles auf die Schilde!
Und als wäre das nicht schon für den einen oder anderen an Komplexität genug, könnt ihr sogar entscheiden, wie zum Beispiel eure Schilde im Detail arbeiten sollen, welche genauen Systeme ihr beim Gegner anvisieren möchtet oder ihr könnt eurem Squadron Befehle geben, Feinde anpingen und vieles mehr.
Ganz so schlimm wie im Microsoft Flight Simulator ist es dann wohl nicht, aber für dieses schnelle, actionorientierte Gameplay ist es dennoch eine Menge Kopfarbeit.
Wenige Multiplayer-Modi, Luft nach oben?
Der Multiplayer-Part umfasst im Grunde nur zwei vernünftige Multiplayer-Modi: Luftkampf und Flottenkämpfe. Ersterer ist ein reiner Dogfight-Modus, in dem ihr euch im Gefecht direkt mit gegnerischen Squadrons messt und der andere ist ein Flotten-Modus, der ein wenig ausgereifter mit entsprechenden Kreuzern und Sternenzerstörern daherkommt. Hier gilt es also, richtige Flottenkämpfe auszutragen. Insbesondere Letzterer ist empfehlenswert, da er an eine echte Schlacht im „Star Wars“-Universum erinnert.
Die Wahl des richtigen Multiplayer-Modus bleibt wie beispielsweise bei Battlefield V eine Frage des Geschmacks. Nur dass wir hier kaum eine Wahl haben. Nun.
Der Star Wars-Bonus tut dem Gameplay gut
Zu all dem Weltraumtrubel kommt, dass es sich hierbei um vollwertiges „Star Wars“-Spiel handelt, das dem Ganzen ein besonders glaubhaftes Science-Fiction-Flare verleiht. Warum? Weil Star Wars in den letzten 40 Jahren zu einem unfassbar großen Franchise herangewachsen ist, das neben fantastischen Ansätzen insbesondere in dieser SW-Ära der klassischen Trilogie auf Authentizität setzt.
So erscheinen die Raumschiffe wie echte Raumschiffe, die unserer Vorstellung entspringen und die wir greifen können. Die Schiffe der ehemaligen Rebellen wirken wie Rostlauben, die irgendwie zusammengeschustert wurden, während die imperialen Schiffe die kalten, ordentlichen und despotischen Ansätze eines machtbesessenen Imperiums schon durch ihre Konstruktion widerspiegeln. Das Spiel profitiert hier ganz klar von diesem gigantischen Franchise, was sogar Nichtfans merken dürften.
Die Entwickler haben die Kernmechaniken rund um die einzelnen Schiffe dann gut weitergesponnen und für diese Art von Videospiel ausgearbeitet. Das motiviert, das macht Spaß!
Star Wars Squadrons nur was für Fans?
Nun stellt sich die Frage, ob „Star Wars Squadrons“ eher was für Fans ist oder auch Nichtfans einen Blick riskieren sollten. Das ist am Ende ganz klar vom nischenhaften Gameplay abhängig.
Wenn ihr Klassiker wie den Weltraum-Action-Shooter „Wing Commander 3“ kennt, ihn gespielt und geliebt habt, aber ansonsten nicht viel mit Star Wars anfangen könnt, seid ihr hier auf jeden Fall an der richtigen Adresse. Seid ihr unzufrieden mit dem aktuellen Gameplay-Etat, den die Gaming-Landschaft zu bieten hat, könnte hier ebenfalls eine willkommene Abwechslung auf euch warten. Seid ihr generell offen für Neues und wollt euren Horizont mit einer einzigartigen Weltraumballerei erweitern, werdet ihr definitiv nichts falsch machen können.
Wie lange wird mich „Star Wars Squadrons“ beschäftigen? Das ist schwer zu sagen. Während die Singleplayer-Fans nach 8 bis 10 Stunden das Spiel beenden, liegt es häufig an der Langzeitmotivation des Multiplayers, wie lange so ein Titel am Leben erhalten wird und die Spieler bei der Stange hält. Ein bemerkenswertes Erlebnis in Hinsicht auf das altbekannte Gameplay mit ganz neuen Ansätzen ist hier gegeben, genauso wie taktische Tiefe in den einzelnen Matches.
Demnach ist es gut möglich, dass sich um „Star Wars Squadrons“ herum eine aktive Community bildet, die jeden noch so kleinen Kniff herausfindet und in den nächsten Jahren in die hinterste Materie des Titels eindringen wird. Der Multiplayer versucht euch jedenfalls länger bei der Stange zu halten, indem ihr Raumschiffkompontenen oder visuelle Anpassungen eures Avatars und Raumschiffs freispielen könnt.
Und das sogar ganz ohne Mikrotransaktionen, EA hat dazugelernt.
Wir sind auf jeden Fall gespannt, wie sich hier alles nach dem Launch herum um das Spiel entwickelt und können den Titel ohne große Einschränkungen weiterempfehlen.