Der maltesische Publisher „Insel Games“ soll auf Steam Review-Manipulation betrieben haben. Damit wollte das Unternehmen die Verkäufe der eigenen Spiele ankurbeln. Nun hat Valve sämtliche Titel aus dem Steam-Store löschen lassen.
Wer sich Reviews zu Spielen durchliest, der erwartet in der Regel unabhängige Meinungen von Käufern und Kritikern. Der maltesische Publisher „Insel Games“ soll nun jedoch versucht haben, durch Manipulation von Steam-Reviews die Verkäufe seiner Titel anzukurbeln.
Enthüllt wurde das Verhalten des Unternehmens von einem Reddit-Nutzer, der Zugriff auf eine interne Mail erhalten haben soll. Darin bittet der Geschäftsführer des Unternehmens, der Deutsche Patrick Streppel, die Mitarbeiter zum Schreiben eigener Bewertungen auf.
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Hier der Wortlaut der Mail:
„Eines der großen Probleme: Die Tatsache, dass wir keine Bewertungen haben. Tatsächlich haben wir gerade 6 Bewertungen. Wenn ich die Leute bei IME [Interactive Media und Entertainment GmbH; A.d.R.) und Insel zähle…ich zähle mehr als 6 Leute. […] Natürlich kann ich euch nicht dazu zwingen ein Review zu schreiben (auch nicht, was ihr schreiben sollt) – ich sollte das gar nicht erst tun müssen. Wenn man aber die Wichtigkeit von Reviews vernachlässigt, wird das letztendlich Arbeitsplätze kosten. Wenn WB [Wild Busters; A.d.R.] fehlschlägt, schlägt Insel fehl, IME scheitert und dann werden wir alle nächstes Jahr keinen Job haben. Ich bitte euch eines der folgenden Dinge zu tun: Kauft euch das Spiel und legt mir die Quittung bis Freitagabend vor, für das ihr (zusammen mit einem Antragsformular) innerhalb von 24 Stunden entschädigt werden oder erklärt mir morgen, warum ihr das nicht möchtet. Ich würde das gerne mit euch individuell und privat besprechen.“
Die Mail erschien an dem Tag, als das Early-Access-MMO Wild Buster: Heroes of Titan auf Steam veröffentlicht wurde. Innerhalb der ersten 14 Stunden wurden gerade einmal 600 Einheiten verkauft, offenbar deutlich unter den Erwartungen.
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Nach Veröffentlichung der Mail wurde auch Steam-Betreiber Valve auf den Sachverhalt aufmerksam und ermittelte gegen „Insel Games“. Man sei auf Unregelmäßigkeiten gestoßen, die im direkten Zusammenhang mit Steam-Accounts von Mitarbeitern des Publishers stehen.
Valve bezeichnet die Manipulation von Reviews als „völlig inakzeptabel“ und als Verstoß gegen die Richtlinien. Man habe sich deshalb dazu entschieden, die Zusammenarbeit mit „Insel Games“ zu beenden und löschte sämtliche Spiele des Unternehmens aus dem Steam-Store. Alle Käufer werden weiterhin Zugriff auf ihre Titel haben. Es handelt sich um:
- Guardians of Ember
- Wild Buster: Heroes of Titan
- The Onion Knights – Definitive Edition
Insel Games reagiert auf Vorwürfe
Mittlerweile äußerte sich „Insel Games“ zu den Vorwürfen und erklärt, dass man seine Mitarbeiter nicht direkt aufgefordert hätte. Man stehe deshalb auch im Kontakt mit Valve. Hier die Reaktion, die den Kollegen von GameStar vorliegt:
Steam: Neues Design immer noch in Arbeit„Am Tag des EA-Starts [Early-Access-Starts] im Dezember wurde eine E-Mail an alle Mitarbeiter im Unternehmen geschickt (ca. 20 Personen einschließlich Freiberufler), wie wichtig Bewertungen im Steam-Ökosystem sind und dass ein Scheitern von Wild Buster bedeuten würde, dass das Unternehmen in Gefahr ist. Es sollte die Unterstützung der Menschen mobilisieren, einschließlich das Spiel bei Familie und Freunden zu bewerben. In der Hoffnung, einfach mehr Rezensionen zu bekommen.
Es war nie beabsichtigt, irgendjemanden zu bedrohen, sondern nur die Wichtigkeit von Bewertungen für das gesamte Unternehmen darzustellen. Kein Mitarbeiter hat Strafen erhalten, weil er das Spiel nicht gekauft oder keine Rezension geschrieben hat. Es wurden auch nie Texte oder Anleitungen für Bewertungen bereitgestellt. Wir entschuldigen uns für die irreführende Formulierung in der E-Mail und der Praxis im Allgemeinen.
Wir, das komplette Team hinter Insel Games, werden weiter daran arbeiten, Guardians of Ember und Wild Buster zu verbessern, während wir durch andere Kanäle den Zugang zu unseren Spielen weiter gewähren. Wir hoffen, dass wir das Vertrauen der Spieler durch unsere zukünftigen Aktionen wiedergewinnen können und befinden uns in Gesprächen mit Steam über diesen Vorfall.
Bis dahin können aktuelle Steam-Besitzer oder Besitzer eines Steam-Key weiterhin normal spielen.“