Die von Yohsinori Ono und Katsuhiro Harada, den Produzenten von Street Fighter bzw. Tekken, auf der San Diego Comic Con 2010 getätigte Ankündigung, dass Capcom und Namco Bandai gemeinsame Sache machen und ein Crossover der beiden verkaufsstarken Serien programmieren würden, klang zunächst wie ein verspäteter Aprilscherz. Der Begründer der Arcade-Beat'em-Up-Szene und der ungekrönte König der 3D-Klopperei in einem Spiel vereint. Wie soll das denn bitteschön funktionieren? Nun ja, tut es gar nicht. Deswegen werden zwei Spiele entwickelt, eins von Capcom und eins von Namco Bandai. Wir haben Street Fighter X Tekken auf der gamescom 2011 ausgiebig angespielt und versorgen euch mit den heißesten Informationen der letzten Monate.
Aufbruch nach Pandora (in 2,5D)
In der Antarktis schlug ein merkwürdiger Würfel aus dem All auf, der kurzerhand "Pandora" getauft wurde. Wie es sich für extraterrestrische Artefakte ungeklärter Herkunft gehört, besitzt auch Pandora ebenso mysteriöse wie scheinbar unerklärbare Kräfte, die sich entfalten, wenn sich zwei Menschen im Kampf gegenüberstehen. Ein derart schwerer Wink mit dem Zaunpfahl konnte natürlich unmöglich übersehen werden, weshalb sowohl die Organisationen Shadaloo als auch Mishima Zaibatsu ihre Griffel nach dem viel versprechenden Kubus ausstrecken. Das war im Grunde auch schon alles, was es zu der Story zu erzählen gibt, die wieder einmal nur als Aufhänger für das Crossover dient. Capcom setzt auch in Street Fighter X Tekken auf den bewährten 2,5D-Spielstil, wie er seit Street Fighter IV verwendet wird. Das Gameplay findet trotz dreidimensionaler Charaktermodelle auf einer zweidimensionalen Ebene statt, Tekken-Spieler müssen sich also von der gewohnten Spielweise verabschieden, da man sich nicht mehr frei im Raum bewegen kann. In dem von Namco Bandai entwickelten Tekken X Street Fighter dürfte es dann genau umgekehrt aussehen und die Street Fighter-Charaktere treten dann erstmals seit den miserablen Street Fighter EX-Titeln in einem 3D-Beat'em-Up auf.
Straßenkämpfer wie Ryu, Ken und Chun-Li gehören auch heute noch zu den bekanntesten Spielecharakteren im Genre. Dieses Mal treten sie gegen Paul Phoenix, Lili, Yoshimitsu und andere Tekken-Haudegen an. Inspirieren lassen von der Konkurrenz hat man sich bei der Spielweise, denn wie in Tekken Tag Tournament steigt ihr nicht solo in den Ring, sondern tragt Duelle zwischen Zweierteams aus. Wird einer eurer Kämpfer ausgeknockt, verliert ihr die Runde. Um das zu verhindern, könnt ihr jederzeit zwischen den beiden hin- und hertaggen. Das ist besonders nützlich um Combos zu erweitern. Wie in Tekken sind auch hier kleinere Juggles möglich, bei denen ihr euren Gegner in die Luft schleudert und ihn dann mit weiteren Angriffen eindeckt, die er wehrlos einstecken muss. Im Laufe des Kampfes füllt sich eure dreistufige Cross Gauge, mit der ihr zum Beispiel stärkere EX-Versionen eurer Special Moves aktivieren könnt. Ab zwei gefüllten Einheiten könnt ihr eine mächtige Super Combo entfesseln und mit vollständiger Cross Gauge sogar eine sogenannte Cross Art freisetzen, bei der eure Fighter ihre Super Combos verbinden und dem Gegner gehörig Schaden zufügen. Oder aber ihr ruft einen Partner hinzu und die Leiste verwandelt sich in einen Timer, der es euch erlaubt, beide Kämpfer gleichzeitig in den Ring zu schicken, was die Gelegenheit für fiese Setups bietet.
Bereit zum Rundumschlag?
Weiter ausgeführt wird dieser Gedanke im Scramble Mode, in dem gleich vier Kämpfer gleichzeitig im Spiel sind und von je einem Spieler kontrolliert werden. Hierbei wird sich eine Energieleiste geteilt. Geht euer Kollege zu Boden, könnt ihr das Blatt also nicht mehr wenden. Eine Vierspieler-Option gibt es auch für die regulären Tag-Fights, wie in dem neuesten Teil einer indizierten Beat'em-Up-Reihe. Auch in Street Fighter X Tekken setzt Capcom wieder viel Augenmerk auf die Online-Komponente. Neben einem stabilen Netcode sollen auch umfangreiche Replay-Funktionen zur Analyse vergangener Matches und zum Prahlen mit atemberaubenden Comboketten enthalten sein. Ein weiteres interessantes Feature ist der Pandora-Zustand, der sich aktivieren lässt sobald die Energie einer eurer Charaktere unter eine bestimmte Grenze sinkt. Dann könnt ihr euren Partner im Gegenzug für einen mächtigen Kräfteschub opfern, der eure Stärke erhöht und euch mit einer unendlichen Cross Gauge versorgt. Jedoch solltet ihr dann aber schleunigst die Runde für euch entscheiden, denn Pandora kann nur für einen kurzen Zeitraum aufrecht erhalten werden, danach geht ihr automatisch K.O. Macht also binnen weniger Sekunden mit eurem Gegner kurzen Prozess oder verzichtet lieber direkt auf Pandora, da mit dem Potenzial ein großes Risiko verbunden ist.
Heiß diskutiert von der Fighting-Game-Szene werden zur Zeit die Gems, die vor dem Kampf ausgewählt werden. Die Gems sollen in zahlreichen verschiedenen Varianten existieren und boosten kurzzeitig Attribute wie Angriffsstärke oder Ausdauer. Dazu müsst ihr die entsprechenden Aktivierungsbedingungen erfüllen, beispielsweise fünf Treffer in Folge zu landen. Zwar sind die meisten Gems in der Verkaufsversion von Street Fighter X Tekken enthalten, jedoch wurde bereits ein exklusives Set für Vorbesteller und die Collector's Edition angekündigt. Profis beschweren sich darüber, dass Capcom mit Gems, welche die Eingabe der Special Moves vereinfachen oder automatisch einen Wurf vereiteln, Casual-Spielern den Einstieg nicht vereinfachen, sondern das Spielkonzept weichspülen. Ob diese Gems tatsächlich einen unfairen Vorteil verschaffen können, wird sich erst beim Release zeigen. Drei Slots stehen für die Gems zur Verfüfung, die ihr frei belegen könnt. Für weniger experimentierfreudige Zocker stehen vorgefertigte Sets zur Auswahl. Entstaubt hat man außerdem den Color Edit Mode, der seit Capcom vs. SNK 2 nicht mehr zum Einsatz kam und in dem die Farbpalette der Kämpfer frei bearbeitet werden darf. Tekken ist seit jeher dafür bekannt, dass man die Charaktere mit verschiedenen Accessoirs verzieren darf. In begrenzter Form ist das auch in SF X TK möglich, denn hier lassen sich die Kostüme der Fighter beliebig austauschen. Den russischen Wrestler Zangief im Pelz von Braunbär Kuma. Wollten wir das nicht alle schon immer einmal sehen?