Mit der kostenlosen MOBA Strife will sich S2 Games noch einmal daran probieren, im großen Feld der DOTA-Klone mitzumischen. Während Heroes of Newerth seiner Zeit im Schatten von League of Legends verschwand, soll Strife nun alles besser machen, was aktuelle Titel verbocken. Dabei lockt die Online-Kampfarena sogar mit einigen interessanten Features, wie aufwertbaren Items, einem Begleitersystem und einsteigerfreundlichen Spielmechaniken. Die große Frage ist aber: Reicht das alles aus? Wir haben die Closed Beta des ambitionierten Konkurrenten gespielt und sind trotz aller Herrlichkeit nicht so wirklich überzeugt, hier das nächste Genre-Topgame vor uns zu haben. Leider ganz im Gegenteil..
Nie nächste Generation MOBA
Als S2 Games damals mit Heroes of Newerth an den Start ging, hat man den Thron des neu entdeckten Genres leider knapp verpasst. Der Grund: League of Legends. Obwohl viele Spieler der MOBA von S2 mehr Spieltiefe zugesprochen haben, scheiterte das Schlachtfeld an seinem Kaufpreis. Heroes of Newerth war zu Begin nämlich nicht kostenlos, während League of Legends mit seinem Free-2-Play-Konzept warb. Zwar ist S2 mittlerweile auch auf diese Schiene gewechselt, aber so ganz bekommen hat man den Anschluss damit immer noch nicht mehr. Was tun also? Richtig: Ein neues Spiel muss her. Wieder ein MOBA, wieder im klassischen Gewand, aber diesmal gleich von Grund auf alles richtig machen. Die Idee zu Strife war geboren. S2 Games betitelt seinen Frischling als die nächste Generation Multiplayer-Online-Battle-Arena und hat auch einige interessante Neuerungen im Gepäck.
Grundlegend verbirgt sich hinter Strife eine standardisierte MOBA. Wir wählen aus einem von bisher 14 spielbaren Helden, die alle über verschiedene Fähigkeiten verfügen. In zwei Teams, bestehend aus bis zu fünf Spielern, geht es dann aufs Schlachtfeld. Ziel ist es, die gegnerische Basis zu erreichen und diese zu zerstören. Ist dies erreicht, hat das entsprechende Team die Runde gewonnen.
Drei große Neuerungen
Die wohl größte Errungenschaft von Strife sind die Begleiter. Schon nach dem ausgiebigen Tutorial können wir uns für einen Wonneproppen entscheiden, der wahlweise auf Kommando Schaden macht, uns beschützt oder heilende Kräfte wirkt. Allerdings nicht dauerhaft, denn der Skill hat eine Abklingzeit. Eine veränderte Version der Beschwörerzauber aus League of Legends? Auf den ersten Blick schon, aber die Tatsache, dass die Begleiter aufgewertet werden können und so weitere Boni wie mehr Lebenspunkte oder eine höhere Mana-Regeneration zu erhalten, erweitert dieses Feature merklich. Um eben dies zu tun, brauchen wir Essen. Das gibt es am Ende eines Matches, wenn wir uns für eine von drei Truhen entscheiden müssen. Dazu aber später mehr. Derzeit gibt es sieben verschiedene Pets zur Auswahl, jedes verfügt über eigene Fähigkeiten.
Die zweite „große“ Neuerung sind die personalisierten Gegenstände. Hier können wir ein Item aus dem Shop wählen und ihm zwei relativ bestimmbare Erweiterungs-Werte zuweisen. Dazu benötigen wir ebenfalls ein spezielles Material, das wir aus der Truhe am Ende der Runde looten. Die Möglichkeiten Gegenstände aufzuwerten sind sehr umfangreich und eine kleine Leiste zeigt Neulingen sogar direkt, wie effizient ihre Wahl ist. Allerdings müssen wir uns vor dem Start einer Runde für vier Items entscheiden, die wir mit in den Kampf nehmen. Diese haben wir aber nicht automatisch in der Tasche, wir müssen sie nämlich erst noch erspielen.
Als letzter Punkt soll der inhaltlichen Revolution des Genres die Möglichkeit zur Verzauberung beitragen. Mit Elixieren, die es mal wieder am Ende einer Runde aus der Truhe gibt, lassen sich selbst erstellte Gegenstände aufwerten und damit dessen Effektgehalt noch weiter verbessern. Bis hin zum legendären Status. Im Komplettpaket mit den anderen beiden Haupt-Neuerungen also schon ein deutlicher Unterschied zu anderen Ablegern des Genres. Aber nur auf dem Papier, denn die Ressourcen sind mühselig zu erfarmen und die eigenen Items verschwinden schon nach zwei Wochen wieder. Zwar gibt es die Möglichkeit zu dauerhaften Bereitstellung, aber das kostet zusätzlich große Mengen Materialien und überall winkt der Item-Shop. Gegen echtes Geld lassen sich nämlich nicht nur mehr Truhen looten, man kann Gegenstände ebenfalls dauerhaft zur Verfügung stellen.
Nette Helferlein und ein fieser Affe
Obwohl ein Match in Strife grundlegend so abläuft, wie in jeder anderen MOBA auch, gibt es einige nette Ideen, das Gameplay weiter zu vereinfachen. So hat jeder Spieler die Möglichkeit, vor dem Begin einer Runde einen eigenen Charakterbuild anzulegen, in dem die Priorität beim Item-Kauf und die Reihenfolge, der während des Matches freigeschalteten Skills, festgelegt wird. Das kennen wir ähnlich zwar schon aus anderen Titeln wie Dota 2 oder SMITE, ist aber dennoch eine gute Sache, um sich mehr auf den Spielablauf zu konzentrieren. Wer so gar keine Ahnung von seinem Helden hat, der kann auch einfach auf ein vorgegebenes Schema zurückgreifen. Komplett auf dieses Feature verzichten darf man natürlich auch.
Für Langlebige, die selten den Weg zurück zur Basis antreten oder einfach immer vergessen einzukaufen, hat sich S2 Games auch etwas Nettes ausgedacht: Einen Bringdienst für Gegenstände. Steht man schon in der gegnerischen Base, kann man dennoch durch den Shop stöbern und sich das neue Teil von einem kleinen Hamsterwesen liefern lassen. Das dauert zwar eine Weile, weil der kleine Mann erst über das ganze Spielfeld hechten muss, aber immerhin fällt so das nervige Zurückteleportieren flach.
Generell ist das Spielfeld bei Strife eher für kürzere Runden ausgelegt. So wartet nur ein Tower pro Lane auf uns, bevor wir die Heimat des Gegners erreichen. Einen mächtigen Buff, den ein mächtiger NPC zurücklässt, gibt es auch nicht, dafür aber einen riesigen Affen. Für diesen müssen wir zuvor seine Ketten sprengen, in dem wir eine fiese Zauberin besiegen, was die Kraft der ganzen Gruppe benötigt. Ist der Affe frei, können wir eine Lane aussuchen, auf der er nach vorne prescht und unseren Ansturm verstärkt. Zwar lebt King Kong nicht ewig, ist aber schon ein ernst zu nehmender Gegner. Vor allem da er mehrmals pro Match eingesetzt werden kann. Man muss ihn eben halt immer zuvor befreien.
Fähige KI und Community-Arbeit
Zum Glück wurde die Beta kürzlich um ein Matchmaking erweitert, denn davor war in Sachen Gruppenfindung eher tote Hose. Hier mussten wir unsere ersten Gehversuche mit der KI machen, die sich in mehreren Stufen einstellen lässt. Das klappt sogar ganz gut, denn die Bots variieren so von „hummeldummes Fallobst“ bis hin zu „bockschweren Verkloppern“. Wer also keine Mitspieler findet, der ist zum Glück nicht zum Warten verdonnert. Immerhin winkt auch am Ende der KI-Runden Belohnung auf den Spieler. Es ist auch möglich, eine Runde gegen Freude mit Computer-Spielern aufzustocken, wenn man keine Lust auf „Randoms“ hat.
Apropos Randoms: Ein Hauptziel hinter Strife ist das Ausmerzen der „Scheißcommunity“. Was nämlich gerade bei LoL ins Gewicht fällt, will man bei Strife gerne vermeiden. So liegt eine Priorität der Entwickler darauf, den Kasten sauber zu halten und jeden zu verbannen, der anderen Spielern verbal auf die Pelle rückt. Auch das nervige Pingen auf der Map ist nicht im großen Maße möglich, sowie die Kommunikation mit dem gegnerischen Team erst nach Ende der Runde zur Verfügung steht. Auch zu begrüßen ist die Goldverteilung während des Minion-Schlachtens. Hier erhält nämlich auch der Mitspieler auf der Lane seinen Anteil und muss nicht krampfhaft versuchen, Killshots abzugreifen. Natürlich erfindet S2 Games auch dieses Rad nicht neu, legt aber einen begrüßenswerten Weg ein.
Fehlende Spieler, Free-2-Play und starke Konkurrenz
Ja, wie ist das nun mit den Truhen, die wir schon die ganze Zeit näher beschreiben wollen? Ganz einfach: Am Ende einer Runde stehen drei verschlossene Schatztruhen zur Wahl. Jede mit einer anderen Menge Beute. Eine besondere Truhe beherbergt sogar extra viele Belohnungen. Diese bestehen aus Dingen, die wir für die oben genannten Haupt-Features, also Pets, Crafting und Verzauberungen, benötigen. Das Problem an der Sache: Die Ausbeute ist mäßig und Strife lockt mit der Ausgabe von Echtgeld, um weitere Truhen zu öffnen. Pay-2-Win ist dies nicht, aber wer schnell vorankommen will, muss hier immer löhnen. Gerade bei den Ablaufzeiten der eigenen Gegenstände wird dies schnell etwas fragwürdig, da man mit dem Einsatz von Euro hier ordentlich nachhelfen kann. Inwiefern sich dies negativ auf das Spiel auswirkt, muss in einem Langzeittest ermittelt werden. Allerdings liegt hier für uns schon ein arger Minuspunkt.
Zwar befindet sich das Spiel noch in der Beta, aber bereits jetzt ist anhand der Nachfrage ersichtlich, dass Strife nicht zu den heißen Games der nahen Zukunft gehört. Als es noch kein Matchmaking gab, war die Zahl der aktiven Spieler schwindend gering und das hat auch einen Grund: Unser Fazit.