Bei Perfect World Europe klirren die Schwerter: Mit Swordsman hat der Publisher aus Holland ein neues Online-Rollenspiel im Portfolio, das euch in eine farbenfrohe Welt im Stile des historischen Chinas katapultiert und mit einigen gravierenden Ähnlichkeiten zu Age of Wulin auffällt. Wir waren vor Ort in Amsterdam und haben das neue MMO großflächig präsentiert bekommen. Neben vielen Fakten durften wir auch anspielen, weswegen wir euch hier eine Vorschau mit eigenen Eindrücken präsentieren.
Das MMO zum Buch
Preisfrage: Kennt jemand die Wuxia-Novel: „The Smiling, Proud Wanderer“, aus der Feder von Jin Yong? Wenn ja, dann freut euch, denn exakt diesem Werk – das vor allem in Asien sehr erfolgreich ist – liegt das Online-Rollenspiel Swordsman zugrunde. In Eigenregie von Perfect World China entwickelt, findet das MMO auch seinen Weg nach Europa und damit nun in unsere Redaktion. Hinter dem Titel, der eher auf ein Schwertkampf-Actionspiel hinweist, verbergen sich aber jede Menge Ideen, die mehr oder weniger originell sind. Die Handlung selbst orientiert sich nur ansatzweise am Buch, denn obwohl sich alles in der Welt des Romans – klassisches China in der Ming-Dynastie, ohne historische Korrektheit – abspielt und wir gleich zu Beginn auf den Proud Wanderer stoßen, erleben wir doch unsere eigene Geschichte.
Charaktererstellung und Kampfkunstschulen
Und die beginnt so: Unser Dorf wird von Banditen angegriffen, wir überleben knapp, werden vom Proud Wanderer gerettet und beschließen der ganzen Sache auf den Grund zu gehen und uns für den Verlust von Familie und Freunde zu rächen. Dafür müssen wir aber erst mal die Geschicke der Kampfkunst lernen und genau hier setzt das Rollenspiel ein. Swordsman setzt dabei auf eine zusammenhängende Geschichte mit dramatischen Aspekten, die unser Charakter erlebt. Dabei sollen auch Dinge wie Liebe und Verschwörung eine Rolle spielen. Gut, das klingt im ersten Moment nicht ganz uninteressant.
Bevor dieser Spaß aber beginnt, muss das heldenbegabte Alter-Ego erst mal erstellt werden. Dies geschieht über einen recht umfangreichen Editor, wie wir es mittlerweile aus jedem zweiten MMO kennen. Körpergröße, Lippenposition, Muskelmasse, Föhnfrisur und Augenfarbe – alles lässt sich anpassen. Toll! Die Sache mit den Klassen gestaltet sich dabei etwas verzwickter. Natürlich setzt auch Swordsman auf die üblichen Pappenheimer: Tank, Schaden und Heilung. Dabei müssen wir uns aber für eine von 10 Kampfkunstschulen entscheiden. Bei unserer Präsentation standen drei Schulen zur Verfügung: Der Wu-Tang-Clan für große Stärke, der Sonne-Mond-Kult für zackigen Nahkampf und die Tang-Schule für den Fernkampf. Natürlich wird der Rest noch nachgereicht, allerdings befindet sich das Spiel derzeit auch in Asien noch in Entwicklung, weswegen noch nicht alles übersetzt und noch viel weniger bekannt ist.
Hervorstechend ist die Weiterentwicklung der Klasse, die sehr ausgebaut daherkommt. Dabei erhielten wir Einblick in etwas, das wie ein Sphärobrett aus Final Fantasy aussieht. Darüber sollten wir aber noch gar nicht schreiben. Machen wir aber dennoch, ist ja nur zu eurem Besten. Anders als zum Beispiel bei Age of Wulin soll es bei Swordsman auch magisch begabte Klassen geben.
Farbenfrohe Welt und ein Hauch von Dynamik
Wenn man eine Sache bei MMOs aus Asien gewohnt ist, dann die meistens doch muffige Technik. Wo TERA, Black Desert oder Blade & Soul brillieren, reißen andere die Messlatte mit ihrer Profanität wieder ein. Swordsman ist so ein Mittelding. Zwar werben die Entwickler mit ihrer „traumhaften neue MMO-Engine – Angelica III“, doch ein wahrer Grafiksegen wird hier nicht präsentiert. Dabei hat die Optik definitiv ihre Momente und punktet mit hübschen Bildern, dynamischen Wasser, im Wind wehenden Frisuren und stimmigen Ortschaften sowie Waldlandschaften. Andererseits sind viele Designs aber auch lieblos und wenn man sich ein wenig außerhalb der Touristen-Attraktionen aufhält, schlägt einem dann doch eher die Tristess ins Gesicht.
Dafür haben wir aber einen tollen Doppelsprung, mit dem wir uns federleicht durch die Spielwelt bewegen können. Ganz Martial-Arts eben. Wer Filme wie „House of the Flying Daggers“ oder „Tiger & Dragon“ kennt, weiß, was gemeint ist. Generell macht das Bewegen und das Kämpfen Spaß, eben genau wegen dieser Over-the-Top-Mechaniken. Warum einfach nur mit dem Schwert zuschlagen, wenn man dabei auch herumwirbeln kann? Bestimmt nicht jedermanns Sache, aber für Kung-Fu-Fans auf jeden Fall ein Schmankerl.
Auf geht’s in den Dungeon
Was interessiert den hart gekochten MMO-Zocker am meisten? Richtig: Wo bitte geht’s zur Action? Rumspringen und schöne Häuser angucken kann schließlich jeder, aber so richtig knallen muss es eben auch. Hier wurden uns gleich mehrere Instanzen präsentiert, die alle in verschiedenen Settings abliefen. Mal mussten wir uns den Weg über mehrere Felsen erklimmen, mal ging es in den tiefsten Wald. Hervorstechend dabei ist auch hier der Hauch von Dynamik. Der Sprung über Abgründe zum Beispiel, bei dem wir uns zuvor auf einen Baum hangeln, um dann dank der federnden Mechanik zum nächsten Vorsprung katapultiert zu werden. Schade dabei ist nur, dass wir solche Aktionen lediglich an speziellen Punkten, an dafür geskripteten Events ausführen können.
Da unsere Ausrüstung sowie unser Level ziemlich geboostet wurde, können wir natürlich über den Schwierigkeitsgrad der Abenteuer nichts sagen. Grundlegend lief alles so ab, dass wir an eine bestimmte Stelle kamen, dort dann einen Haufen Gegner verprügeln mussten, um dann weiterzuziehen. Zwischendurch kam auch mal ein übergroßer Boss, der auch einige Spezialattacken im Gepäck hatte, vorbei. Reichlich Beute gab es natürlich auch. So wirklich großartig waren die gezeigten Dungeons leider nicht, wenn man direkte Vergleiche mit anderen Vertretern des Genres anstellt. Zum Beispiel Neverwinter, das ebenfalls von Perfect World Europe betrieben wird, kann da deutlich mehr. Zwar wollten uns die Prügelknaben gehörig zu Brei schlagen, besonders geschickt stellten sie sich dabei aber nicht an.
Die Macht der Gilde
Ein Thema, das uns leider so nicht gezeigt wurde, aber zu den Aufmachern von Swordsman gehört, sind die Gilden. Die sollen nämlich nicht nur zum Sammeln von Mitspielern taugen, sondern auch das Zusammenspiel direkt fördern. Durch Gildenbasen zum Beispiel, die ausgebaut werden können. Hinzukommen auch diverse Aktivitäten innerhalb der Sippe, um zum Beispiel Detektivarbeit zu verrichten und Mordfälle aufzuklären. So zumindest steht es in der Beschreibung, einen wirklichen Einblick hatten wir hier leider noch nicht. Immerhin ist festzuhalten, dass die Entwickler sehr viel Wert auf das Zusammenspiel innerhalb einer Gilde legen. Das ist doch schön.