Eigentlich wäre es an der Zeit, mich aufzuregen oder zumindest einmal dem Unmut Luft zu machen, der in mir aufgekocht ist, als ich vorgestern beim Einloggen einen Blick auf die Nachrichten der Spieländerungen geworfen habe. Ihr wisst schon, da wo auch immer angezeigt wird, wann die Serverwartungen stattfinden: im für seine Fehler im Forum heiß diskutierten Launcher-Interface. Dort, wo auch angezeigt wird, was alles neu in den Shop kommen wird. Und genau darum soll es heute gehen: Um den Shop und die Frage, warum wir in Europa mehr bezahlen als die Freunde in den USA und am Ende weniger bekommen.
Eine Sache vorweg
Der Item-Shop ist in jedem MMO ein wirklich wichtiger Bestandteil und in denen, die man kostenlos spielen kann, nicht weniger als eine Lebensversicherung. Natürlich muss man in unserem Fall nicht damit einverstanden sein, was die Preise angeht. Auch das Angebot lässt wirklich beträchtlich zu wünschen übrig – im Vergleich betrachtet. Aber nichts, was bei uns im Shop angeboten wird, macht TERA zu einem Pay2Win-Spiel.
TERA und sein Item-Shop
Nachdem ich im Launcher – ihr wisst schon, das Ding, das für seine wunderbaren Frustmomente bekannt ist – einen neuen Auszug über ach so wunderbar neue Inhalte im Ingame-Shop gelesen habe, machte ich mir mal so meine Gedanken über Gameforges Geldeinnahmequelle. Immerhin findet das Thema ja unter den Spielern immer wieder großes Interesse. Vor allem in Bezug auf die USA, wo TERA auch kostenlos ist, aber einiges anders läuft, als bei uns in Europa.
Aber erstmal langsam. Was ist der TERA-Shop eigentlich und warum führt er seit seiner Implementierung ins Spiel immer wieder zu heftigen Diskussionen unter den Spielern? Was kann man da alles erwerben und wie sieht das bei unseren Freunden in den Vereinigten Staaten von Amerika aus? Und warum führt er immer wieder zu Aufregern?
Im Shop von TERA gibt es vermutlich das, was man in jedem MMO-Shop findet: Mounts, Kostüme, Pets, Verbrauchsgüter wie diverse Tränke, Portbücher, XP-Boosts und Erfahrungspunkte, mit denen man mal eben zehn Level mit einem Klick hinter sich bringen kann. Das Angebot hier, das kann man wirklich nicht anders sagen, hat sich massiv erweitert. Beim Durchstöbern der Forenthreads stieß ich auf Posts aus den Anfangszeiten des Shops – in denen es wohl ganze vier kosmetische Items zum Erwerb gab. Das hat sich definitiv verändert, eindeutig zum Positiven.
Aber warum ist der Shop dann immer noch einer der größten Aufreger im Spiel? An dieser Stelle möchte ich eine kurzen Vergleich einbringen, der einigen aus den Programmen von Dieter Nuhr bekannt vorkommen dürfte. Der mit den Kapuzineräffchen, die so lange für eine Gurke arbeiten und damit absolut zufrieden sind, bis sie sehen, dass ihre Freunde für exakt denselben Aufwand Weintrauben bekommen – die viel besser sind.
Meiner Meinung nach liegt genau hier das Problem: Wir hier unter Gameforge haben den direkten Vergleich zu unseren weiter oben schon erwähnten Freunden in Amerika, im Hoheitsgebiet von En Masse.
Was haben die also, was wir nicht haben? Vor allem eins: viel mehr. Seien es nun Kostüme, Reittiere, diverse Verzierungen… vor allem aber auch wirklich nützliche Gegenstände in relativ großer Stückzahl, die jedem europäischen TERA-Spieler das Wasser im Mund zusammen laufen lassen. Gegenstände, die man bei uns entweder mit wirklich viel Glück und Fortunas persönlichem Segen aus einer Kiste ziehen kann oder für die man sich stundenlang in diversen Dungeons oder BGs die Finger blutig farmt. Weiterhin haben die Amerikaner die Möglichkeit, sich Dinge nicht nur seelengebunden – also nur für einen Charakter – sondern auch accountübergreifend zu kaufen.
Was aber auffällt, ist, neben dem deutlich übersichtlicheren und größeren Design des Shops, vor allem der – und hier muss ich einmal etwas harscher werden – beinahe schon unverschämte Preisunterschied! Keine Ahnung, wovon ich spreche? Kein Wunder, ich habs zuerst auch nicht wahrhaben wollen. Aber sowohl ich als auch einige Menschen im Forum haben einmal verglichen und nachgerechnet. Einmal an euren Stühlen festhalten bitte, werte Leserschaft, mir hat Folgendes nämlich den Boden unter den Füßen weggeschlagen:
Hier in Europa zahlt man für 100 TERA-Taler, also die Shopwährung, 9,99 Euro. Für 400 beinahe 25 Euro und für 2500 unglaubliche 99,99 Euro. In Amerika? Da zahlt man für 100 EMP (En Masse Points) durchschnittlich einen (!!!) Dollar. Also ziemlich genau ein Zehntel von dem, was wir zahlen müssen. Na gut, aber bekommen wir denn wenigstens mehr für unser Geld? Ich meine, bei einem so gravierenden Unterschied muss ja echt einiges Mehr für uns drin sein, richtig? Falsch!
Nehmen wir mal ein Item, das es in beiden Shops gibt und vergleichen: Jeder dürfte inzwischen die Seelenbinder- und Verzaubererkisten kennen, die von gefühlt jedem einzelnen Monster auf dem gesamten Kontinent fallen. Zu öffnen sind diese einzig und allein mit den dazu passenden Schlüsseln, die man über drei verschiedene Wege erhalten kann; Einen durch Abschluss der Korsaren-Daily, zehn als Beigabe zum Erwerb der Mitgliedschaft im TERA-Club oder halt durch Kauf im Shop. Es ist nur ein Schlüssel, die Kisten sieht man ungefähr so häufig wie man Fische in einer Aquakultur sieht und zu 95% ist da eh nur, durch die Blume gesprochen, Müll drin. Können ja also nicht so teuer sein..
Denkt man vermutlich genau so lange, bis man den Preis von 19 TERA-Talern, also etwa zwei Euro, sieht. Der ist schon ziemlich happig, vor allem, wenn man mal bedenkt, dass eigentlich niemand jemanden kennt, der aus einer dieser Kisten jemals etwas gezogen hat, was einen Gegenwert hätte, der die Investition wenigstens wieder rausholen würde. Und als ich gerade mal nachgeschaut habe, was die denn für diese Schlüssel in Amerika haben wollen, habe ich erstmal einige Augenblicke damit verbracht, mich zu fragen, welche Art von Halluzination spezifisch den Wert von gelesenen Zahlen verändert. Anders kann ich mir nämlich nicht erklären, warum man in den USA für eine Box mit 20 der oben erwähnten Schlüssel 300 En-Masse-Points zahlt; also drei verfluchte Dollar!
Das regt auf, verständlich. Irgendwie fühlt man sich ziemlich ausgenommen, wenn man so etwas liest. Es ist kein Phänomen, dass nur bei einem Item auftritt. Diese Diskrepanz bei den Preisen zieht sich durch den gesamten Shop. Was man hier bei uns wohl für Boxen mit dem wohl begehrtesten (weil im Endcontent wichtigsten) Material "Meisterwerkalkahest" haben wollen würde, mögen sich viele, mich selbst eingeschlossen, gar nicht erst vorstellen wollen. Die Frage nach dem 'warum' haben viele schon weit hinter sich gelassen und dem Shop mit dem Argument „Mein Geld werdet ihr niemals sehen!“ den Rücken gekehrt. Verständlich, das muss ich an dieser Stelle ganz klar sagen.
Und dennoch hofft man immer noch, dass jemand mit einem Masterargument um die Ecke kommt, das ganz einfach erklärt, wie so etwas zustande kommen kann. Warum zahlen wir so viel mehr? Vor allem für so viel weniger?
Auf die erste Frage, also das 'mehr', hat man wenigstens versucht eine Antwort zu geben. Wie befriedigend diese ist, darf am Ende dann jeder für sich selbst entscheiden, ich will mich ab dieser Stelle um das gewisse Maß an Sachlichkeit bemühen, dass so ein heikles Thema erfordert. Zuerst einmal muss natürlich der Dollar-zu-Euro-Umrechnungskurs bedacht werden, der zum jetzigen Zeitpunkt bei 1,1835 Dollar pro 1 Euro historisch sehr tief liegt. Außerdem sei auf jeden Fall zu bedenken, dass das durchschnittliche Einkommen in Amerika, der Lebensstandard generell und die Preise sowieso , im Verhältnis betrachtet, deutlich geringer ausfallen als im „reichen“ Deutschland.
Das waren sinngemäß wiedergegebene Antworten diverser Community Manager in Forenbeiträgen, auf die ich um Himmels Willen niemanden festnageln möchte. Ich gebe nur wieder, was da stand.
Was ich dazu denke:
*Anmerkung vorab: Die Preise im US-Store sind ohne Steuer, die im Regelfall erst auf die Endsumme berechnet wird. Eine genaue Preisangabe ich daher nicht möglich.
Liebe Offiziellen, für mich ergibt das absolut keinen Sinn! Ein Kurs von 1 Euro zu gerundet 1,20 Dollar rechtfertigt bestimmt keine teureren Shoppreise (Rechnung: 20 Schlüssel in den USA = 300 En-Masse-Points für 3 US-Dollar – dagegen – 20 Schlüssel in Europa = 380 TERA-Taler (wenn man sich 40 TERA-Taler für 4,99 holt) für 45,6 Euro!). Selbst mit der Steuer kommen die Amis da immer noch günstiger bei weg.
Auch mit dem zweiten Argument, dem mit dem Lebensstandard, bin ich ehrlich gesagt auch nicht mehr als nur leidlich zufrieden. Sicherlich kann man die Einkommen von US- und EU-Bürgern nur schwer vergleichen, doch auch in Europa gibt es Unterschiede im Lebensstandard. Und selbst wenn, dürften sich damit die teilweise krassen Abweichungen nur schwer begründen lassen.
ABER – ja, ein großes Aber – bei allem was man über den Shop sagen kann, sollten wir verflucht noch einmal dankbar sein, dass wir ihn haben, um des Spiels willen. Denn TERA ist ein Free2Play-Spiel. Ihr zahlt nichts dafür, wenn ihr nicht wollt. Aber Server und Mitarbeiter kosten nunmal, ob man das nun will oder nicht. Dem wachsamen TERA-Spieler wird über die Jahre hinweg aufgefallen sein, dass es den Shop erst nach der Umstellung zum Gratis-Modell gab – jetzt raten wir alle mal, warum! Richtig, weil die festen monatlichen Gebühren ausblieben. Laufende Kosten bleiben aber nicht aus, die wollen gedeckt werden. Und das immer und am besten Profit bringend. Kein Unternehmen der heutigen MMO-Welt (wenn wir da Blizzard einfach mal ausklammern) könnte es sich leisten, eine Geldvernichtungsmaschine am Laufen zu halten, auch Gameforge kann das nicht.
Der Item-Shop ist in jedem MMO ein wirklich wichtiger Bestandteil und in denen, die man kostenlos spielen kann, nicht weniger als eine Lebensversicherung. Natürlich muss man in unserem Fall nicht damit einverstanden sein, was die Preise angeht. Auch das Angebot lässt wirklich beträchtlich zu wünschen übrig – im Vergleich betrachtet. Aber nichts, was bei uns im Shop angeboten wird, macht TERA zu einem Pay2Win-Spiel.
Das ist natürlich alles nur meine Meinung, wie ihr dazu steht, könnt ihr gerne in die Kommentare schreiben.