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TERA: Neu im Genre: Third-Person-Action mit Atmosphäre

Vom koreanischen Entwickler Bluehole Studio erschaffen und von Frogster in Europa veröffentlicht, versprach TERA bereits im Vorfeld einer der großen MMO-Kracher des Jahres zu werden. Mit einem Entwicklungsbudget von mehr als 30 Millionen Euro ist TERA außerdem eins der wohl teuersten Online-Rollenspiele, die jemals produziert wurden. Ob der Titel mit seinem rasanten Kampfsystem innovativ genug ist oder wir doch nur ein herkömmliches MMO erwarten dürfen, erfahrt ihr in unserem Test.

Die Schlacht zur Rettung der Welt

Als einer der Auserwählten starten wir hinein in ein Abenteuer, in dem es eine ganze Welt zu retten gilt. Genauer gesagt geht um die Welt von TERA, mit Namen Aborea, welche von den beiden Titanen Arun und Shara im Traum erschaffen wurde und auf der die verschiedenen Völker nun eine Allianz gegen das Böse bilden müssen, um ihre Heimat vor der endgültigen Zerstörung zu bewahren. Die schlafenden Titanen dürfen nicht geweckt werden, sonst sind sämtliche Wälder, Steppen oder andere Landschaftsblüten dem Untergang geweiht. Die Story könnte demnach epischer kaum sein und schickt euren Helden auf eine ganze Reihe von Abenteuern, in denen ihr Mut und Geschick beweisen müsst. Bevor ihr jedoch loslegen könnt, müsst ihr euch euren durchsetzungsstarken Charakter natürlich erstmal erstellen. Hier bietet euch TERA die Möglichkeit zwischen sieben Völkern und acht Klassen zu wählen. Eine Unterscheidung zwischen Fraktionen existiert an dieser Stelle nicht. So wählt ihr also aus Menschen, Castanern, Baraka, Hochelfen, Aman, Elin und den tierähnlichen Popori euren Favoriten aus. Bei fast jedem der einzelnen Völker habt ihr dabei die Wahl zwischen beiden Geschlechtern, einzig die Baraka, Popori und Elin bilden hier eine Ausnahme, dort ist nur Männlein oder, im Falle der Elin, nur Weiblein möglich. Habt ihr euch für ein Volk entschieden, dürft ihr euren Charakter im Anschluss noch individuell anpassen und nach euren Vorlieben gestalten. Danach nur noch fix die Klasse wählen und schon kann es losgehen.

Und täglich grüßt das Murmeltier.

So oder so ähnlich könnte man die Klassenwahl bei TERA treffend beschreiben. Die klassische Dreifaltigkeit bleibt durchweg erhalten, wir haben also auch in TERA die Wahl zwischen den Rollen des Tanks, des Supporters beziehungsweise Heilers und des Schadenverteilers. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Klassen nicht von anderen MMO-Titeln der vergangenen Jahre. Die schadenverursachenden Klassen sind der Krieger, der Magier, der Zerstörer und der Bogenschütze, wohingegen Tank-Liebhaber den Lanzer und den Berserker bevorzugen sollten, da nur sie eine aktive Block-Fähigkeit besitzen. Zu guter Letzt seien noch die zwei unterstützenden Klassen erwähnt. Priester und Mystiker nutzen vorrangig zum Heilen der Gruppe. Jede der Klassen besitzt eigene Fähigkeiten, welche auf Knopfdruck ausgeführt werden und entsprechend der Art der Klasse zugeordnet sind. So kann der Priester mit seinen Skills beispielsweise heilen, während der Zerstörer mit seinem großen Zweihänder deftig austeilt.

Innovativ: Das dynamische Kampfsystem

Also doch keine bahnbrechenden Neuerungen? Doch! Das Kampfsystem haucht dem koreanischen Werk erst richtig Leben ein. Im Gegensatz zu herkömmlichen MMO-Titeln setzt TERA auf ein komplett dynamisches Kampfsystem. Dabei kombinierten die Entwickler herkömmliche MMO-Stile mit Hack’n’Slay Titeln, wodurch die Kämpfe rasant an Fahrt aufnehmen. Die Rechnung geht auf und mit unserem Fadenkreuz visieren wir die nächsten Ziele an und können sofort Vollgas geben. Das Zielen an sich gestaltet sich mitunter schwierig, da wir auch als Heiler unsere Verbündeten anpeilen müssen, da die Zauber sonst natürlich nicht wirken. Nahkämpfer haben es hier ein gutes Stück leichter, da sie sich im Idealfall – wie der Name schon sagt – nah am Ziel befinden. Dies hat zur Folge, dass die Kämpfe erstaunlich flott und dynamisch wirken. Im Zusammenspiel mit euren Fähigkeiten dürft ihr eure Angriffe außerdem zu mächtigen Kombinationen verketten, die Schläge, Zauber oder Schüsse dürfen den Gegner dabei jedoch nicht verfehlen, damit ihr auch immer die volle Ladung Schaden beziehungsweise Heilung verursacht. Sollte eine Attacke trotzdem mal daneben gehen, könnt ihr durch Blocken oder Ausweichen schnell in eine defensive Position gelangen. Vorsicht ist hier besonders bei Spezialangriffen der Gegner geboten, da dieser mitunter verheerenden Schaden anrichten können. Anders als in vielen anderen Online-Rollenspielen ist in TERA die Bewegung des eigenen Helden sehr wichtig. Stupides Durchrattern der Skills funktioniert hier nicht. Wer nicht agil genug ist, landet früher oder später im Dreck. Besonders interessant wird eine Schlacht dann, wenn ihr euch in einer Gruppe befindet und gemeinsam Quests oder Instanzen meistern wollt. Hier müsst ihr nicht nur auf die Gegner, sondern auch auf eure Mitspieler achten. Die Instanzen in TERA sind nämlich meist, wie viele Missionen in den höheren Levelbereichen, komplett auf das Zusammenspiel in einer Gruppe ausgelegt. Wenn man dann einem gigantischen Vieh gegenübersteht und gleichzeitig darauf achten muss, wo und wie der Heiler seine Lebensenergie wiederherstellenden Kugeln verteilt, wird es schon mal hektisch vor dem heimischen PC.

Von Artenvielfalt bis hin zu wunderschönen Landstrichen

Die Monster in TERA sind größtenteils einzigartig und dank ihrer Artenvielfalt kommt selten Langeweile auf. Die kreative Ader der Entwickler lässt sich vor allem bei besonders großen Monstern, im Fachjargon BAMs (Big Ass Monster) genannt, nicht leugnen. Die BAMs sind in TERA nicht nur gigantisch, sie sehen dabei auch noch verdammt gut aus. Besonders in den zahlreichen Instanzen erwarten euch immer wieder spannende Gefechte mit solchen Boss-Gegnern. Neben den Monstern sehen aber auch die Charaktere der Spieler ansehnlich aus. Besonders die männlichen Spieler dürften bei den knappen und hautengen Kostümen der weiblichen Figuren nicht zu kurz kommen. Was die koreanischen Entwickler insgesamt aus der Unreal-3-Engine rausholen, ist in jedem Falle imposant. Dies kommt auch in der offenen Sandkasten-Welt deutlich zur Geltung. Die Landschaften sind abwechslungsreich und eine wahre Augenweide. Nicht selten möchte man als Spieler einfach nur eine Minute innehalten und den Anblick genießen. Insgesamt wirkt TERA bunt und farbenfroh im positiven Sinne und bietet feine Optik, sowohl bei Monstern und Spielern als auch in der Umgebung.

Schöne Welt mit wenig Inhalt

So schön die Landschaften auch sein mögen, die Aufgaben der NPCs stellen leider das genaue Gegenteil dar. Oft genug heißt es dann „Töte x-mal das Monster Y.“ oder „Erledige Bossmonster Z.“. Zur Abwechslung dürfen wir dann noch zehn Erze sammeln oder eine wichtige Nachricht an einen Empfänger überbringen. Dabei unterteilen sich die Quests zwar in einen Hauptstrang und viele Nebenstränge, von der Art her bleiben sie allerdings meist gleich. Macht man sich jedoch die Mühe, die einzelnen Questbeschreibungen zu lesen, fällt schnell auf, dass die Geschichte doch interessant ist und allerhand zu bieten hat. Auch animierte Zwischensequenzen peppen den Questalltag mitunter positiv auf. Diese sind allerdings zu oft spärlich vertont, wodurch der Spieler doch wieder zum Lesen gezwungen wird. Nützlich sind jedoch die Markierungen auf der Karte und an Gegnern, wodurch auch lesefaule Spieler sofort wissen, was getan werden muss. Doch egal ob man nun liest oder nicht, Laufwege muss man in jedem Falle zurücklegen und die sind in TERA ein besonderes Manko. Oft genug läuft man stundenlang durch die Landschaft. Auch das Pferd, welches man später erhält, macht diese Strecken kaum weniger nervenaufreibend. Alles in allem bleibt also das Gefühl eines typisch-koreanischen Grinders nicht aus, einzig die Gruppenquests, Instanzen und die BAMs bringen frischen Wind in den sonst schnöden Ablauf der Missionen. Dabei spielen Dungeons eine besonders wichtige Rolle, findet man doch nur dort die wirklich guten Gegenstände.

Was auch eher negativ auffällt, ist die starke Wiederverwertung der Monster. Gerade im Stargebiet hat man oft das Gefühl, immer gegen den gleichen Gegner zu kämpfen. Der Name ist dann meistens um einen Präfix wie "Kränklicher" oder "Wilder" erweitert, das Aussehen ähnelt aber stark dem des Vorgängers aus der letzten Quest.

Gute Ausrüstung ist teuer

Tote Monster verlieren tolle Sachen. Dieses Prinzip hat sich bisher in vielen MMOs bewährt und auch in TERA darf die Jagd nach wertvoller Ausrüstung natürlich nicht fehlen. Also auf in die nächste Instanz und darauf hoffen, dass doch dieses eine Mal der erhoffte Gegenstand vom Boss fallen gelassen wird. Wer sich nicht zu sehr auf sein Glück verlassen möchte oder einfach Pech gehabt hat, darf natürlich auch vom umfangreichen Handwerkssystem Gebrauch machen. TERA bietet insgesamt sechs verschiedene Berufe, die ihr bis zur Stufe 410 ausbauen könnt. Das frisst zwar mitunter viel Zeit, basteln dürft ihr jedoch überall dort, wo ein Lagerfeuer steht. Hier könnt ihr euch lange Laufwege tatsächlich noch ersparen. Doch Vorsicht, besonders zum Ende hin wird das Erschaffen von Gegenständen immer teurer und frisst schnell ein Loch in euren virtuellen Geldbeutel. Die benötigten Ressourcen sind zudem nicht immer leicht erhältlich, Leder findet ihr beispielsweise nur bei getöteten Gegnern. Auch sind die Resultate nicht zwingend besser als die gefundene Ausrüstung von Instanz-Bossen. Da ist das virtuelle Gold eventuell doch besser investiert, indem man sich die passenden Gegenstände einfach im Auktionshaus zulegt, welches zudem noch raffinierte Filterfunktionen bietet und die Suche deutlich erleichtert.

Vollendete Tatsachen? Fehlanzeige!

Um bei MMOs die Spreu vom Weizen zu trennen, muss besonders das Endgame genauer betrachtet werden. Und gerade da hapert es bei TERA noch. Ein umfangreiches politisches System ist zwar implementiert, die ersten Wahlen finden jedoch gerade erst statt. Dabei werden sogenannte Vanarchen gewählt, die über einzelne Gebiete herrschen und für die Dauer ihrer Amtszeit Steuern erheben dürfen, ein besonderes Reittier und eigene Ausrüstung gestellt bekommen. Auch die Erscheinungszeit von Monstern dürfen die Vanarchen festlegen und sogar die Erscheinungsorte können verlegt werden. Wie genau sich die Steuern jedoch auswirken und was genau Vanarchen im späteren Spielverlauf für eine Rolle spielen werden, ist bisher noch offen. Auch ein handfestes PvP-Konzept fehlt und so kann man sich auf den PvP-Servern derzeit nur Stumpf gegenseitig die Köpfe einschlagen. Ein Belohnungssystem oder instanzierte Schlachtfelder sollen im Verlauf des Sommers noch folgen, eine abschließende Beurteilung ist hier demnach noch nicht möglich.

Redaktion PlayCentral

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