Jerry Rabbit
Nun ja, nicht ganz. Denn tatsächlich gelang einigen Besatzungsmitgliedern der SS Ourang Medan vor Eintreffen der Silver Star die Flucht mit einem der Rettungsboote. Drei Wochen nach den Ereignissen traf dieses Rettungsboot mit sechs Leichen und einem Überlebenden am Strand der Insel Taongi im pazifischen Ozean ein.
Der Name des einzigen lebenden Passagiers lautete Jerry Rabbit. Dieser berichtete von höchst illegalen Umständen, die zur Überfahrt der SS Ourang Medan geführt haben und vom Inhalt der Schiffspapiere, die über die Fracht des mysteriösen Dampfers Auskunft gaben. Offenbar hatte die Ourang Medan Kisten mit Schwefelsäure, Zyankali und Nitroglyzerin geladen, die mutmaßlich als Schmuggelware nach Costa Rica gebracht werden sollten.
Es wird vermutet, dass das Eintreten von Meerwasser in den Laderaum zu einer chemischen Reaktion mit den Chemikalien führte und dabei giftige Gase freigesetzt wurden. Später sollen diese zum Erstickungs- und Vergiftungstod der Besatzung geführt haben, von dem das Heizpersonal als erstes betroffen war. Nach und nach erkrankte jedoch das gesamte Schiffspersonal und litt, laut Rabbits Aussage, an starken Magenschmerzen.
Das gelagerte Nitroglycerin soll dabei schließlich zu den Explosionen geführt haben, die ebenfalls durch die Reaktionen mit dem eintretenden Meerwasser entstanden sein sollen. Rabbit konnte diesem Schicksal nur entgehen, indem er sich mit sechs weiteren Besatzungsmitgliedern in das Rettungsboot setzte und von der SS Ourang Medan flüchtete, die ohne Heizpersonal ihre Reise ohnehin nicht mehr fortsetzen konnte.
Der Kapitän weigerte sich jedoch einen Notruf abzusetzen, weshalb Rabbit ohne dessen Einverständnis handelte. Leider folgte Jerry Rabbit nach wenigen Tagen seinen Bootsinsassen in den Erschöpfungstod. Die tagelange Reise auf dem Meer mit unzureichend Proviant und Wasser unter ständiger Hitze war für alle Flüchtenden eine zu große Tortur.
Die Wahrheit?
Was auf der SS Ourang Medan tatsächlich geschehen ist, wurde bis heute trotzdem nie vollständig geklärt. Es existieren lediglich zahlreiche Vermutungen, die selbstverständlich Theorien über paranormale Phänomene miteinschließen und den Machern von „Man of Medan“ durchaus in die Karten gespielt haben. Das Fehlen einer eindeutigen Todesursache, die verängstigten Gesichtsausdrücke und das Gerücht, dass einige Tote angeblich auf einen unbekannten Feind gezeigt haben sollen, unterstützen die Legende zusätzlich.
Ob sich die Geschichte der SS Ourang Medan so ereignet hat oder ob nicht vielleicht sogar alles den Köpfen der gelangweilten Besatzungsmitglieder der Silver Star entsprungen ist, kann im Endeffekt nicht mehr geklärt werden. Jedoch bildet sie die Grundlage für die erste Episode der „The Dark Pictures Anthology“ und wird uns mit „Man of Medan“ hoffentlich einen angemessenen Auftakt für die Horror-Reihe bieten.
Welchen Elementen und Teilen der Geschichte sich Supermassive Games hierbei allerdings genau bedient hat, bleibt abzuwarten. Immerhin unterscheiden sich bereits jetzt einige Fakten im Spiel von denen in der Geschichte. Also keine Angst: In der von uns erzählten Story dürften demnach keinerlei Spoiler enthalten und lediglich ein wenig Hintergrundwissen offenbart worden sein.
Überzeugen können wir uns davon am 30. August, dann erscheint „Man of Medan“ für PC, PS4 und Xbox One als erster von sechs Teilen der „The Dark Pictures Anthology“.