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Die Dark Pictures Anthology wird noch pünktlich vor Halloween fortgesetzt. Dafür verlassen wir den maritimen Boden der SS Ourang Medan und nehmen den Bus nach Little Hope. Was uns dort erwartet, hüllt sich zunächst in einen Nebel aus Mysterien und Ungewissheit, entwickelt sich aber zunehmend in ein Erlebnis, das dem Horrorgenre ein kleines Krönchen aufsetzt.
Warum ihr trotzdem nicht einfach so drauflos spielen, sondern vorab einige Dinge wissen solltet, erkläre ich euch in meiner völlig spoilerfreien Review zu Little Hope, dem zweiten Streich der „The Dark Pictures“-Anthologie.
Worum geht’s in Little Hope? In dem neuen Ableger erwartet uns eine völlig neue interaktive Story, die vier Studenten mit ihrem Professor in eine verlassene Kleinstadt namens Little Hope verfrachtet. Dort werden sie von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht und von einem undurchdringlichen Nebel umschlossen, der ihnen das Entrinnen aus dem unheimlichen Ort verwehrt. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als sich in das einstige Zentrum von Hexen, Dämonen und Teufeleien zu begeben.
1. Spielt das Game auf Englisch
Normalerweise bin ich ein gigantischer Fan deutscher Synchronisation, vor allem in Spielen. Vielleicht habe ich auch genau deshalb die deutsche Sprachausgabe in „Little Hope“ in den ersten 30 Minuten meiner Spielsession gruseliger empfunden als das Game selbst. Kaum vorhandene Lippensynchronisation, unpassend gewählte Stimmen und eine bisweilen übertriebene Emotionalität passten gleich null zur optischen Qualität des Spiels und den umfangreichen Motion-Capture-Aufnahmen.
Das fällt umso mehr auf, wenn man sich dazu durchringt das Ganze im englischen Originalton mit den Stimmen der Schauspieler zu spielen, die auch für Bewegungen zuständig waren. Die Stimmung im Spiel steigt im O-Ton um gefühlt 110 Prozent und das nicht nur wegen den altertümlichen, britischen Akzenten, die nur auf Englisch ihre volle Wirkung entfalten können. Alter, Mimik und Gestik passen plötzlich ebenfalls zum Gesprochenen und retteten definitiv die Synchro-Ehre des Spiels.
2. Seid bereit für Jumpscares
Supermassive Games hat bereits in Until Dawn und dem Anthologie-Vorgänger Man of Medan gerne auf abrupte Schreckmomente gesetzt. In „Little Hope“ ist das nicht anders. Auch wenn das Setting und die Geräusche im Spiel ebenso einiges zum Grusel beitragen, sind Jumpscares ziemlich großzügig vertreten. Segen und Fluch zugleich: Ab einem gewissen Punkt werden die Schocker etwas berechenbar und erwischen einen nur noch gelegentlich mit voller Breitseite.
3. Lasst euch auf das Rätselraten ein
„Little Hope“ kann ebenso wie „Man of Medan“ solo, im Online-Koop mit einer/einem Freund:in oder in der Gruppe auf der Couch und einem dynamischen Controllerwechsel gespielt werden. Ich lege euch ans Herz: Spielt es direkt mit mehreren und startet heiße Diskussionen. „Little Hope“ eignet sich deshalb hervorragend für den bevorstehenden Halloween-Abend und ist ideal für eine gemeinsame Zockerrunde im kleinen Kreis.
Außerdem müsst ihr nicht lange warten, bis die Action ihren Lauf nimmt, denn ihr werdet nämlich ziemlich schnell in die Handlung geworfen und vor so einige Ungereimtheiten gestellt. Dabei ist die Story des Spiels wirklich gut durchdacht, die fünf grundverschiedenen Charaktere interessant aufgestellt und die historische Grundlage der einstigen Hexenprozesse in Salem spannend aufgearbeitet. All das lädt frühzeitig zum Rätselraten ein und macht die Tipps des Kurators umso hilfreicher.
4. Seid vorsichtig mit euren Entscheidungen
Es klingt wie der absolut flachste Tipp, den man bei einem entscheidungsbasierten Horrorspiel mit weit verzweigter Story geben kann, aber: „Little Hope“ kann euch eure Entscheidungen sehr schnell, sehr übel nehmen. Schon zu Beginn könnt ihr deshalb den Karren richtig in den Dreck fahren. Das Schlimmste ist, dass sich die Auswirkungen bisweilen erst sehr, sehr spät bemerkbar machen können und ihr am Ende vor der Frage steht: Aber was habe ich denn jetzt falsch gemacht?
Die Antwort lautet dann wohl: Vielleicht nicht jetzt, aber vor ein paar Stunden. Erschwerend kommen die teilweise sehr uneindeutigen Entscheidungsmöglichkeiten hinzu, die euch vielleicht Wege einschlagen lassen, die ihr gar nicht beabsichtigt habt, zu gehen. Seid also darauf gefasst, unerwartet einen Charakter zu verlieren oder den Tod nicht direkt nachvollziehen zu können.
5. Studiert euren Controller für Quick Time Events
Das Gute: Im 2. Teil der „The Dark Pictures“-Anthologie werden euch kommende QTE durch ein Symbol vorab angekündigt. Das erleichtert die Angelegenheit zwar, als einfach würde ich die spontanen Tastendrückaktionen trotzdem nicht bezeichnen. Ich bin allerdings ein besonders schwerer Fall von Reaktionsarmut. Vielleicht hatte ich deshalb auch das Gefühl, dass in „Little Hope“ weitaus mehr Quick-Time-Events als in Teil 1 der Reihe waren.
Außerdem könnt ihr euch hier echte Feinde auf der Couch machen, denn gelegentlich wechseln die Spielcharaktere inmitten einer schnellen Szene, sodass ihr eventuell für euren Kumpel in die Buttons hauen müsst. Skillt also lieber nochmal euer Reaktionsvermögen oder Tastendruckkünste.
6. Setzt das Spiel nach dem Ende fort
Nachdem ihr bis zum Ende vorgedrungen seid, hält das Spiel einen Plot-Twist bereit, der die Story nicht nur entknotet, sondern ziemlich aufwertet. Ein völlig neues Element ist das zwar nicht, aber das Timing und die Erzählweise sind in dem so weit verzweigten und entscheidungsreichen Spiel so gut gesetzt, dass mich „Little Hope“ am Ende wirklich noch einmal erstaunt und nachträglich mit unzähligen Aha-Momentan zurückgelassen hat.
Erkundet deshalb besser noch die vielen anderen Enden und möglicherweise verpassten Szenen, denn sie sind es wirklich wert noch einmal erlebt zu werden, wenn sich die vermeintlichen drei Zeitebenen „Dark“-mäßig zu einer verflochten haben – oder auch nicht? Die Entwickler motivieren jedenfalls ungemein zu einem Re-Run. Meiner Meinung nach sogar noch mehr als in „Man of Medan“.
7. Der Klassiker: Abdunkeln und Sound aufdrehen
Zu guter Letzt: Schafft wie bei jedem Horrorgame die passende Atmosphäre. Im Hellen kommt das Spiel echt nicht gut rüber und lässt einen bei Weitem nicht so eintauchen, wie es ein dunkler Raum und eine hohe Lautstärke schaffen.
Denn grundsätzlich bietet „Little Hope“ in den rund 5 Stunden Spielzeit die passenden Grusel-Voraussetzungen und überzeugt sowohl optisch, musikalisch als auch erzählerisch. Da bekommt man richtig Lust einen zweiten, dritten oder vierten Durchgang mit alternativen Ausgang zu starten.