Darauf haben Millionen Fans schon lange gewartet: Zenimax Online tüftelt fleißig an einem MMORPG-Ableger ihrer erfolgreichen The-Elder-Scrolls-Reihe. Dieser soll zwar nur ganz plump The Elder Scrolls Online heißen, aber endlich frischen Wind in das Genre bringen. Gut, das verspricht eigentlich jeder Entwickler und oft erwartet einen am Ende auch nur eine Handvoll Innovation, die sich in einen großen Topf voll Einheitsbrei mischt. Zenimax Online traut man dieses Unterfangen allerdings zu, da das Unternehmen schon seit vielen Jahren für den Erfolg der Elder-Scrolls-Reihe, die mit Skyrim 2011 einen der meistprämierten Titel der letzten Jahre hervorgebracht hat, mitverantwortlich ist. Mit The Elder Scrolls Online will man diese glorreiche Welt nun in ein Online-Rollenspiel konvertieren und damit den Markt revolutionieren. Die Erwartungen sind groß und Kritiker erkennen schnell erste mögliche Probleme. Ist es überhaupt machbar, den Zauber einer so speziellen Reihe in einem MMORPG wiederzugeben? Immerhin die Ego-Perspektive hat es schon mal mit an Board geschafft, welche urtypisch für die Serie ist. Aber natürlich ist das nicht alles. Was da noch so auf uns zukommt, verraten wir euch in diesem Artikel.
Willkommen in Tamriel
The Elder Scrolls Online spielt, wie sollte es auch anders sein, in Tamriel. Allerdings 1000 Jahre vor der Handlung von Skyrim. Der Spieler entscheidet sich für eines von neun Völkern, die sich in drei Fraktionen aufteilen. Das Dolchsturz-Bündnis, mit seinen Orks, Rothwardonen und Bretonen. Die Aldmeri-Dominion mit ihren Waldelfen, Hochelfen und Khajiit. Sowie dem Ebenherz-Pakt, welchem die grimmigen Nord, Dunkelelfen und Argonier angehören. Fans der Solospiel-Reihe werden sofort wissen, wer sich hinter diesen Völkern verbirgt. Allen anderen reicht erst mal die Information, dass diese drei Parteien im Krieg miteinander sind. Damit kommen wir auch gleich zum Knackpunkt der Handlung. Dem Reich Cyrodiil, in welchem auch die Handlung von Oblivion spielt, fehlt ein Kaiser und alle Völker sind daher scharf auf den Thron. Die dadurch entstehenden Kriege bilden auch gleichzeitig die PvP-Inhalte und einen wichtigen Teil der Handlung des Spiels. Ab Level 10 hat jeder Spieler die Möglichkeit, dem Spieler-gegen-Spieler-Treiben beizuwohnen. Dabei soll er, ebenso wie in Guild Wars 2, auf die Maximalstufe 50 gesetzt werden, um von Anfang an ein volles PvP-Erlebnis zu bekommen. Aber nicht nur die Kriegeleien untereinander machen das Leben in Tamriel abenteuerlich, sondern auch böse Mächte, die jüngst ihre finsteren Pläne schmieden. Oberfiesling in dieser Geschichte ist der daedrische Fürst Molag Bal, der sich vorgenommen hat, die ganze Welt Nirn ins Chaos zu stürzen. Das muss natürlich verhindert werden und hier ist wieder der Spieler gefordert. Zumindest, wenn er sich für den PvE-Weg entscheidet. Hier bietet The Elder Scrolls Online neben vielen Quests auch diverse Dungeons mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen und fordernde Schlachtzüge.
Was macht den Unterschied aus?
Zugegeben, Dungeons, PvP-Schlachten und Quests. All das ist doch nichts Neues, oder? Erwarten uns auch hier wieder nur Einheitsbrei und Content-Hatz? Laut Zenimax Online nicht. Denn anders als in den meisten Online-Rollenspielen soll der Spieler keiner gradlinigen Geschichte folgen, sondern sein Leben und sein Vorankommen selbst in die Hand nehmen. Ein kleiner Strang führt einen durchs grobe Spiel, doch die wahre Faszination liegt, wie für The Elder Scrolls typisch, wieder abseits der Wege. Gerade dies dürfte den meisten Fans der Reihe sofort gefallen. Man muss auch ehrlich mit dazu sagen, dass weder Morrowind, noch Oblivion oder Skyrim für ihre großartigen Haupthandlungen berühmt sind. Nicht selten wird eben diese einfach links liegen gelassen, auf der Stelle kehrt gemacht und einfach so das Land entdeckt. Hier liegt nämlich die große Stärke der Reihe und das darf auch bei The Elder Scrolls Online nicht fehlen. Zenimax Online will die Spieler in die Welt hinaus scheuchen, auf dass sie diese erforschen und ihren eigenen Weg gehen. Genau wie in den Solospielen eben. Ein Kompass dient hier als Helferlein, um interessante Orte oder den Weg zur nächsten Quest zu finden. Auch beim Tragen der Rüstung oder der Entwicklung der Fähigkeiten sollen die Helden vorwiegend auf sich allein gestellt sein. Jeder Charakter kann alles tragen. Sogar, wenn es sich dabei um wenig sinnvolle Kombinationen wie Magier mit Plattenrüstungen handelt. Oder ist diese Kombination am Ende gar nicht so unsinnig und entpuppt sich als die Kombo schlechthin? Auch bei der Entwicklung der Klassen ist vieles von den Vorlieben des Spielers abhängig. Wer zum Beispiel viel mit dem Schwert kämpft, wird vorwiegend neue Fähigkeiten für eben diese Waffe bekommen, anstatt für einen Dolch, den man vielleicht niemals benutzen wird. Die Welt soll dem Spieler offen stehen und ihn nicht auf einen vorgegebenen Weg zwingen. Die Freiheit, die man aus den Offline-Abenteuern kennt, soll auch im Onlinespiel immer präsent sein. Ein Traum wird wahr?
Das Beste aus fast 20 Jahren The Elder Scrolls
Ähnlich wie World of Warcraft oder Warhammer Online hat auch The Elder Scrolls Online den Vorteil, dass die Serie schon eine umfangreiche Geschichte mitbringt. Die Frage ist nur, wie verpackt man diese nun in ein Online-Rollenspiel? Die Haupthandlungen der letzten Teile waren ja nun nicht gerade einen Bestseller wert. Die Antwort erleichtert und steigert sogleich die Vorfreude. Im Laufe der Jahre haben sich unzählige Geschichten angesammelt, die in den Spielen meist nur nebenher, durch Dialoge oder Schriftrollen, erzählt wurden. All diese Geschichten, oder zumindest ein großer Teil davon, findet man in The Elder Scrolls Online wieder und spielt diese teilweise sogar nach. Dabei bereisen wir den riesigen Kontinent Tamriel, wie man ihn auch von den Spielen her kennt. Egal ob Morrowind, Skyrim oder Cyrodiil. Alle Länder werden mit größter Sorgfalt so gestaltet, dass man denkt, man habe gerade den Solotitel vor der Nase. Dabei findet man nicht nur Altbekanntes wieder, sondern soll auch viel Neues entdecken. Grafisch sieht das Spiel, dank grandioser Lichteffekte, auch sehr gut aus. Obwohl sich hier und da schon ein paar Kanten gezeigt haben. Die Hardware-Anforderungen sind bisher noch nicht bekannt. Allerdings rechnen wir stark damit, dass The Elder Scrolls Online für Mittelklasse-Computer optimiert sein wird. Kleines Bonbon schon vorweg: Die Ego-Perspektive, welche die Spiele seit jeher ausmacht, wird auch im Onlinespiel mit an Board sein. Aber nicht nur die Ansicht, die man wahlweise auch auf Third-Person umstellen kann, auch das bewegungslastige Kampfsystem wird zu großen Teilen übernommen.
Ein Reich für alle – Der Megaserver
Laut den Entwicklern von The Elder Scrolls Online ist eines der größten Probleme von Online-Rollenspielen, dass Freunde und Bekannte oft leider auf verschiedenen Servern spielen. Aus diesem Grund soll es für das Onlinespiel der Serie nur einen einzigen Server geben, auf dem dann alle Spieler ihre Abenteuer bestreiten können. Damit sich diese dann nicht gegenseitig auf die Füße treten, wird, wenn ein Gebiet überfüllt ist, einfach eine Kopie davon erstellt. Damit spielen zwar alle auf dem gleichen Realm, aber eben auf verschiedenen Ebenen. Dies gilt natürlich auch fürs PvP. Klingt zwar im ersten Moment ganz toll, aber wie wir schon aus Guild Wars 2 wissen, kann es dann schnell zu Verwirrung kommen, wenn man nicht auf der gleichen Ebene landet und sich erst zusammenfinden muss. Hoffen wir hier also, dass Zenimax Online ein gutes und vor allem auch funktionierendes Konzept für diese Idee hat.
Unser Ausblick – Ein Traum wird wahr?
Es klingt schon ein bisschen nach der Erfüllung eines Traumes. Die Freiheit der Solospiele, gepaart mit allen Vorzügen eines Online-Rollenspiels. Da verspricht The Elder Scrolls Online schon ganz schön viel. Aber Versprechen ist immer die eine Sache, denn enttäuscht wurden wir in den letzten Jahren wahrlich mehr als genug. Allerdings konnten erste Gameplay-Videos und Anspiel-Berichte diese Angst beschwichtigen und auf ein tolles Spiel hoffen lassen. Zenimax hat im letzten Jahrzehnt sehr viel Rollenspiel-Erfahrung sammeln können und mehr als ein Mal bewiesen, dass sie auch in der Lage sind, diese Erfahrung umzusetzen. Die Entscheidung, den MMO-Ableger ihrer erfolgreichen Rollenspielreihe in einem eigenen Studio zu entwickeln, wird dem Onlinespiel mehr als gut tun und den wahren Geist der Serie hoffentlich erhalten. Die Zeichen stehen gut, dass The Elder Scrolls auch dem eingeschlafenen MMO-Markt zeigt, was die Spieler wirklich wollen und wie man Innovation definiert. Wir hoffen natürlich, The Elder Scrolls Online alsbald anzuspielen und unter die Lupe zu nehmen. Bis dahin bleibt nämlich alles nur ein schöner Traum. Ein Traum von wirklicher Freiheit. Ein Traum, ein Spiel so zu spielen, wie man es selbst gern möchte, dorthin zu gehen und die Abenteuer zu erleben, die einem am liebsten gefallen. Wir drücken die Daumen, dass es Zenimax Online gelingt, diesen Traum wahr werden zu lassen und bleiben natürlich weiterhin für euch am Ball.