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The Elder Scrolls Online: Top oder Flop? Unser Fazit zur Beta

Nun ist die Beta endgültig vorbei und in ein paar Wochen steht die Veröffentlichung von The Elder Scrolls Online (ESO) an. Es wird also höchste Zeit die gesammelten Erfahrungen Review passieren zu lassen und ein Fazit zu ziehen. In dieser kleinen Vorabeinschätzung zeigen wir euch, wie sich ESO letztendlich schlägt, nachdem das Spiel nun einige Male in kleinen Beta-Events getestet werden konnte. Erwartet uns hier der nächste Brecher, oder eher die größte Enttäuschung des Jahres. So seied gespannt und leset dies.

Schön inszeniertes Tutorial ohne Wiederspielwert

In The Elder Scrolls Online beginnt der Spieler, wie schon in einigen Vorgängern auch, als Gefangener und muss sich erst seine Freiheit erkämpfen. Dabei dient diese Flucht als Tutorial, um den Spieler langsam an das Spiel heranzuführen und ihm schrittweise immer mehr Kontrolle über seinen Charakter zu geben. Der Spieler beginnt dieses Mal als gefangene Seele in Kalthafen, dem Reich des Daedra-Fürsten Molag Bal – dem großen Oberbösen im MMO – und muss versuchen einen Weg zur Flucht zu finden. Mithilfe eines mysteriösen alten Mannes, der sich selbst als „der Prophet“ vorstellt, gelingt es dem Helden aus seiner Zelle zu entkommen. Im Tutorial wählen wir unsere Waffen, werden ins Kampfsystem eingeführt, lernen einige Eckpunkte der Bewegung und bekämpfen erste Gegner. Ein schöner Einstieg, da wir uns gleich wie ein Held fühlen und uns nicht als Hilfsdepp für Dummenaufgaben betätigen müssen.

Der ganze Prolog ist durch stimmungsvolle Beleuchtung, einer bedrückenden Geräuschkulisse und den vertonten Gesprächen sehr gut inszeniert. Jedoch hat man sich an solchen Dingen schnell sattgesehen, sodass die anfängliche euphorische Stimmung schnell zu einem hastigen Durchklicken werden kann, besonders dann, wenn man den Prolog zum dritten oder vierten Mal spielen muss. Diese ganze Flucht besteht praktisch nur aus einem großen Schlauchlevel. Sprich: Beim ersten Mal noch „Hui“, danach „Pfui“. Das ist leider eine vorprogrammierte Krankheit dieses Konzepts. Zwar sehr eindrucksvoll, aber zum Wiederholen eher ungeeignet und Spaß raubend.

Eine Freiheit, die keine ist

Leider erwartet man ja von einem Elder Scrolls endlose Freiheit und das Wechseln der Gebiete nach Lust und Laune. Für ein MMO ein schon schwer umzusetzendes Konzept, das hier leider keinen Fuß fasst. Zwar können Stimmung Atmosphäre der Spielwelt begeistern und gerade durch die sehr an die Soloabenteuer erinnernde Steuerung und das Interface die erhoffte Stimmung aufkommen lassen. Die MMO-Ketten lassen aber den Traum von unendlicher Freiheit erst mal versieben. Immerhin kamen die Entwickler quasi in letzter Sekunde dem Wunsch der Spieler nach, ihren Einstieg nicht auf den total standardisierten Startinseln zu verbringen, wodurch die Stimmung hier etwas aufgelockert wird. Am Ende des Tutorials wird man also nicht mehr auf die Insel geschickt, sondern darf sich zur nächsten Allianz-Hauptstadt begeben. Auf Wunsch ist aber die Rückkehr zum ursprünglichen Startgebiet möglich.

Es klingt nun alles etwas sehr negativ, wenn wir es so schreiben. Natürlich ist ESO immer noch ein gutes MMORPG, keine Frage. Der Wunsch und die Grundfeste der Offline-Spiele stehen dem aktuellen Bild aber an einigen Ecken entgegen. Ecken, die mit typischen MMO-Elementen eben nicht gänzlich zu vereinbaren sind.

Das Kampfsystem, ein großes Schmankerl

Schluss der negativen Worte, denn nichtsdestotrotz weiß das Spiel durch seine Kämpfe stark zu motivieren, denn durch das direkte Kampfsystem werden die Schlachten viel aktionsreicher. Aktives Ausweichen, Angreifen und Blocken – diese Grundfertigkeiten machen aus jedem Kampf ein wahres Duell. Der Spielspaß ist hier gewiss, denn obwohl die KI-Gegner nicht immer besondere Finesse in ihren Kämpfen an den Tag legen, erlaubt das Kampfsystem dem Spieler jedoch einen bewegten Kampfstil, der einen durch die einfache Steuerung schnell von der Hand geht. Dabei passen die Entwickler auf, dass nicht alles in einem Urwald aus Fähigkeiten endet. Diese sind, zumindest angelegt, recht übersichtlich und erlauben damit verschiedene Setups.
Aufgewertet wird durch das Kämpfen an sich und durch das Sammeln sogenannter Skyshards. Drei Stück, die man überall in der Welt findet, ergeben einen Talentpunkt zur freien Verteilung. Exakt hier zeigt Elder Scrolls Online auch ein großes Stück Freiheit, wenn man trotz Klasse nicht an bestimmte Rüstung- oder Waffenarten gebunden ist. Trag, was du willst, und lebe damit, selbst wenn es natürlich nicht immer optimal ist.

Der unschaffbare Spagat

Bei den Quests scheiden sich dann aber die Geister, denn fast alle diese Aufträge handeln davon, etwas zu sammeln oder etwas zu bekämpfen. Nur in ein paar Fällen, beispielsweise bei einer Schatzsuche, muss der Spieler mal ein Rätsel lösen oder Entscheidungen treffen. Diese speziellen Aufgaben sind dann auch recht abwechslungsreich und motivieren einen weiter die Spielwelt nach solchen Quests zu durchforsten. Ansonsten erwartet uns kein Heilbringer oder eine große Innovation. Dieses führt uns jetzt zu dem zweischneidigen Schwert, dass einerseits ein Fluch aber auch ein Segen für ESO ist. Nämlich der Spagat zwischen einem MMORPG und einem The Elder Scrolls-Spiel, den Bethesda Softworks hier versucht. Einerseits soll das Spiel natürlich an Skyrim und Co. erinnern und andererseits wollen bzw. müssen die Entwickler auch MMORPG-Elemente mit einfließen lassen, um auch diese Seite abzudecken.

Aber wie in einem guten Kompromiss so üblich, ist natürlich keine Seite wirklich zufrieden und jeder muss Abstriche hinnehmen. So kommt es zum Beispiel, dass dem Spieler zwar eine riesige Spielwelt zur Verfügung steht, diese aber dennoch durch Gebiete unterteilt ist, sodass man in seiner Freiheit alles Machen zu können bzw. überall hinzugehen doch begrenzt ist, weil einem dafür dann die Ausrüstung und die Fähigkeiten fehlen. Es steht einem frei die Welt zu erkunden, doch der beste Weg um im Spiel voranzukommen, besteht darin tatsächlich der Hauptstory zu folgen und die Gebietsaufgaben zu erledigen. Dieses dämpft für mich deutlich den Spielspaß und mindert den Entdeckerdrang, der doch extra so hoch gehalten werden sollte.

Das Crafting, eine Perle

Das Handwerkssystem ist dagegen ein echter Freudenbringer, denn hier zeigen die Entwickler, wie man es schaffen kann, die Mechanismen des Vorgängers in ein MMORPG gut zu integrieren. Zur Auswahl stehen die folgenden sechs Berufe: Versorgen, Schmieden, Alchemie, Verzaubern, Schreinerei und Schneiderei. Jedem Spieler ist es möglich, von Anfang an allen sechs Handwerkstätigkeiten nachzugehen und damit Gegenstände herzustellen. Dadurch verbessert ihr euch in dem jeweiligen Handwerk, aber um einen Beruf richtig zu meistern, müsst ihr Fertigkeiten-Punkte in diese investieren. Auf Rezepte legt ESO dabei aber kaum wert und so könnt ihr munter mit den Rohstoffen herumexperimentieren, die ihr zuvor gesammelt habt. Das System ist dabei aber so angelegt, dass man nicht erst stundenlang Rohstoffe farmen muss, bis man einen Gegenstand herstellen kann, weil jede Quelle relativ viel Material liefert und diese auch immer sehr schnell respawnen. Zur weiteren Herstellung von Rüstung und Waffen sind aber nicht nur die Rohstoffe wichtig, sondern auch noch die einzelnen Stile der Völker. Für jeden Stil wird ein anderes besonderes Erz benötigt und am Anfang verfügt jeder Spieler lediglich über den Stil von seinem Volk. Zudem steht es euch auch frei veraltete Ausrüstung einzuschmelzen, um Rohmaterialien daraus zu gewinnen. Besondere Gegenstände lassen sich zudem analysieren und zerlegen, wodurch ihr die Möglichkeit erhaltet, eure Waffen mit diesen besonderen Fertigkeiten auszustatten.

Aufgrund der großen Vielfalt an herstellbaren Gegenständen packt einen dann schnell der Sammeltrieb und so macht es Spaß Rohstoffe abzubauen, damit man erstens eine gute Ausrüstung hat und zweitens später mal bessere Waffen herstellen kann.

Das PvP, der Heilbringer?

Sein wir doch mal ehrlich: So ein wahres PvE-Endgame ist bisher bei ESO nicht zu erwarten. Zwar haben mir mit Molag Bal einen zentralen Bösewicht, doch wer die Offline-Spiele kennt, der weiß, dass die Hauptstory meist das schwächste Glied in der Kette von Elder Scrolls ist. Wovon wir uns alle aber viel versprechen, ist das PvP am Ende des virtuellen Tages. Immerhin gibt es mit Cyrodil ein ganzes Gebiet, wo dem Kampf gegeneinander gefrönt werden kann. Drei Fraktionen bekriegen sich bis aufs Blut, was dem Reich-gegen-Reich-Reich-Konzept sehr viel Wind geben dürfte. Mit Belagerungsschlachten, einem Poilitiksystem und dem Drang, der anderen Fraktion die Kehle durchzuschneiden, denken wir, dass hier der wahre Kern des Endgames liegen wird.

 

Redaktion PlayCentral

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