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The Elder Scrolls V: Skyrim: Skyrim im Test – Vergesst euer Leben, ab in die nordische Welt!

Seit Jahren streiten sich die Beteiligten der Videospiel-Branche um ein Thema, wenn der Titel „The Elder Scrolls“ fällt. Ist „Morrowind“ (Teil drei) der bessere Ableger oder „Oblivion“ (Teil vier)? Mit dem Launch von The Elder Scrolls V: Skyrim gibt Publisher Bethesda Softworks die unserer Meinung nach richtige Antwort. Der insgesamt fünfte Teil der epischen Rollenspiel-Serie vereint das Beste aus Teil drei und vier und lässt kleinere Macken wie das umstrittene Mitleveln der gegnerischen Kreaturen außen vor. Was wir von The Elder Scrolls V: Skyrim halten und wie „episch“ der Titel wirklich ist, erfahrt ihr im folgenden Test-Artikel.

Vom Regen in die Traufe geraten

Nachdem wir den relativ kurzen Ladebildschirm (PC) hinter uns gelassen haben, starten wir direkt in die Geschichte von The Elder Scrolls V: Skyrim. Das epische Rollenspiel startet mit einer wackeligen Kutschenfahrt durch ein verkommenes Gebiet. Mit uns auf der Kutsche: Mehrere Soldaten, welche sich über eine Hinrichtung unterhalten. Nach näherem Zuhören erfahren wir jedoch, dass es sich dabei um unsere Hinrichtung handelt, was die traurigen Gesichtsausdrücke der gesamten Mannschaft erklärt. Ebenfalls mit an Board: Rebellenführer Ulfric, welcher uns nicht gerade freundlich gegenüber steht. Von ihm erfahren wir jedoch das Ziel: Wir sind auf dem Weg zur besagten Hinrichtung in Helgen. Regelmäßig werden dort Menschen hingerichtet, welche in keinem Bürgerbuch der verschiedenen Ortschaften gelistet werden. Somit ist klar: Wir sind in keiner Stadt Skyrim's zu Hause und wurden dabei erwischt. Aber es gibt auch noch einen anderen Grund für unseren Besuch beim Henker, wie wir von einem Schicksalsgefährten erfahren. Demnach haben Sturmmantel-Rebellen einen König des Kaiserreichs getötet. Die Armee des ehemaligen Königs nimmt nun Rache und ermordet alle diejenigen, welche dem verdächtigen Killer ähnlich sehen. 

Endlich in Helgen angekommen offenbart sich uns eine traurige Kulisse: Die vermeintliche „Festung“ gleicht eher einer verfallenen Ruine. Abgebröckelte Steinmauern, zerfallene Holzpalisaden und eine gedrückte Stimmung haben sich über die ehemalige Wohnstätte des Königs gelegt. Nach einem sehr unsanftem Verhör scheint der Albtraum endlich ein Ende zu nehmen. Als wir den Kopf auf dem Richtklotz niedergelegt haben und der Henker seine Axt in die Höhe reißt, passiert ein engelsgleiches Wunder. Helgen wird von einem riesigen Drachen attackiert. Schreiend versuchen die Bewohner in ihre Häuser oder in die Wildnis zu flüchten. Die Soldaten stehen mit einer Schockstarre vor dem epischen Geschöpf, welches die Überbleibsel der Festung von Helgen endgültig dem Erdboden gleichmacht. Wir suchen zusammen mit den Überlebenden so schnell wie möglich das Weite. Diese Szenen nutzt Bethesda, um dem Spieler die Grundkenntnisse der Steuerung vor Augen zu halten. In der PC-Version laufen wir ganz normal mit W, A, S und D nach vorne, links, hinten und rechts. Mit der Maus steuern wir den „Kopf“ unseres Alter-Egos. Insgesamt ist die Anfangssequenz von The Elder Scrolls V: Skyrim herrlich inszeniert und vollgepackt mit jeder Menge epischer Story.

Der Charakter-Editor

Ich habe auf der ersten Seite dieser Review bewusst den Charakter-Editor rausgelassen, um den „Flair“ der Geschichte besser rüberbringen zu können. Diesen bekommen wir nämlich in der gleich in der Anfangssequenz vor die Nase gesetzt. Zu Beginn besitzt unser' Charakter kein Gesicht, keine wirkliche Vorgeschichte und vor allem auch keinerlei Rassenangehörigkeit. Er ist sozusagen eine leere Flasche, welche vom Spieler nach und nach gefüllt werden kann (und auch muss). Im tiefgehenden Charakter-Editor legen wir neben dem Namen auch die Rasse, das Geschlecht sowie das Aussehen unseres Alter-Ego fest. Außerdem wählen wir eine der folgenden sechs unterschiedlichen Klassen gleich zu Beginn aus: Kriegers, Magiers, Diebs, Waldläufers, Totenbeschwörers und Meuchelmörder (Assassine). In Sachen Rasse müssen wir uns nicht direkt festlegen, dennoch sollte man zu Beginn schon wissen, in welche Richtung der eigene Charakter gehen soll, da die einzelnen Rassen bestimmte Vorteile mit sich bringen. Vampire sind beispielsweise sehr nachtaktiv und deshalb am Tage bedroht. Elfen hingegen beherrschen Magie-Fähigkeiten schneller als andere Rassen. Die Katzen-ähnlichen Khajiit haben Schleichen und Stehlen zu ihrer Paradedisziplin gemacht. Ihr merkt schon: The Elder Scrolls V: Skyrim strotzt nur so von unzähligen Möglichkeiten im Charakter-Aufbau.

'What a wonderful World'

Nachdem wir uns zusammen mit den restlichen Überlebenden des Drachenangriffs auf die Socken gemacht haben, sammeln wir auf die Schnelle die ein oder andere Waffe ein. Mit dieser verteidigen wir uns gegen angreifende Soldaten des Ex-Königs und lernen auch hierbei die grundlegende Kampfsteuerung. Nachdem wir die ersten Soldaten besiegt und ausgeräumt haben steht uns die Tür in eine riesige offene und detailreiche Welt offen, durch welche wir getreu dem Motto „tu was auch immer du willst“ streifen. Wir befinden uns also in Skyrim, was ins Deutsche übersetzt „Himmelsrand“ bedeutet. Skyrim ist das Land „der Nord“ und ist mit dem norden Europas am besten zu vergleichen. Die kitschigen und üppigen Landschaften gleichen in fast jeder Kameraeinstellung einer hübschen Postkarte. Egal ob in den Himmel ragende verschneite Berglandschaften, dichte Wälder, ungemütliche Sumpfgebiete, himmlische Küsten oder die weitläufigen Talgebiete: Alles wirkt lebendig, fantastisch und wie aus einem Guss aus. 

Starke Verlustängste

Das nette Völkchen der Nord ist zwar im wunderschönen Skyrim zuhause, trägt jedoch eine schlimme Geschichte mit sich herum. So stehen die Nord seit mehreren Jahren im Konflikt mit dem kaiserlichen Hause, welche die Herrschaft des Landes komplett an sich reißen wollen. Die Krieger und Seefahrer haben dadurch Angst, ihre eigene Identität und die seit über tausenden von Jahren bestehenden Prinzipien des Volkes zu verlieren. Aber nicht nur mit dem Kaiserhaus stehen die Nord auf Kriegsfuß, sondern auch die ständig angreifenden Drachen entpuppten sich als ernsthafte Bedrohung für das Vikinger-ähnliche Völkchen. In der rund 25 Stunden langen Hauptquest beschäftigen wir uns mit genau diesem Thema. Unser' Hauptcharakter ist nämlich, wie wir später erfahren, ein Dovahkiin (zu deutsch: Drachenblut). Diese spezielle Rasse besitzt die Fähigkeit, Seelen und Stärken aus Drachenblut zu absorbieren. Zusätzlich dazu können wir die „Stimmen“ der Drachen nutzen, um einzigartige Schreie und Magien freizusetzen. Zu unserem Pech sind diese jedoch in den Dungeons und Ruinen im ganzen Umland verstreut, sodass wir uns diese zunächst wieder besorgen müssen. Damit wir diese hart umkämpften Schreie auch einsetzen können, benötigen wir Drachenseelen. Somit müssen wir losziehen und uns diese von den gefährlichen Flügelgeschöpfen selbst besorgen. Und ich kann euch an dieser Stelle versichern: Durch freundliches Fragen kommt ihr bei den Drachen nicht sehr weit.

Jetzt aber wieder zurück zur Hauptq… Ne, doch nicht!

Wie bereits erwähnt wirkt die Welt von The Elder Scrolls V: Skyrim nicht nur lebendig, sie ist es auch. An allen Ecken und Enden stoßen wir auf was Neues, was wir garantiert noch nicht gesehen oder entdeckt haben. Es tut sich leise die Vermutung auf, als würde einen das Spiel förmlich bewusst aus der Hauptstory reißen. Deutlich wird das bereits im ersten kleinen Dorf. Hinter jeder Tür finden wir entweder eine Kiste mit neuen Gegenständen oder etwa NPCs, welche uns eine neue Nebenaufgabe auftragen wollen. Der Schmied möchte Hauptcharakter Dovahkiin in sein Handwerk einweisen, in der Taverne finden wir Kopfgelder auf Banditen oder im Laden um die Ecke einen Besitzer, welchem eine Drachenklaue entwendet wurde. Im typischen Rollenspiel-Stil erhalten wir für jede abgeschlossene Aufgabe Erfahrungspunkte und eine Belohnung. Dies kann entweder ein epischer Gegenstand oder Gold sein. Das Gold kann wiederum für hilfreiche Gegenstände wie etwa Dietriche oder Ausrüstungen eingetauscht werden. Der typische Rollenspieler wird jedoch jede Ecke absuchen und selbst viele Hilfsgegenstände finden, sodass am Ende sehr viel Gold übrig bleiben wird. Insgesamt sind auch die Nebenaufgaben sehr abwechslungsreich gestaltet. Mal sollen wir Gegenstände suchen, mal fiese Monstrositäten besiegen oder auch einfach nur Botengänge von Stadt zu Stadt erledigen.

Linke Hand, rechte Hand und BÄM!

In The Elder Scrolls V: Skyrim laufen die Kämpfe, wie schon in den Vorgängern, komplett in Echtzeit ab. Die linke Maustaste (Konsole = Schultertasten) ist demnach der rechten Hand zugewiesen, die rechte Maustaste der linken Floskel. Unserem Kämpfer können wir verschiedene Kampftechniken aneignen. So können wir beispielsweise auf die rechte Hand ein Schwert packen und auf der linken Hand mit Zaubersprüchen arbeiten. Wer lieber ein Zweihandschwert oder eine Kombination aus Schild und Waffe nutzen möchte, kann dies natürlich auch ohne Probleme tun. Die beiden wichtigsten Freunde im Bereich Kampf sind der grüne Ausdauer- beziehungsweise der blaue Magiebalken. Beide sind lebensnotwendig im Kampf gegen die unterschiedlichsten Kreaturen. Während wir den Ausdauerbalken für harte Angriffen benötigen, braucht's den Magiebalken für alle möglichen Zaubersprüche. Ähnlich wie in anderen Genre-Vertretern laden sich beide Balken wieder auf, wenn wir einen Kampf beendet haben oder einen dafür vorgesehenen Trank trinken.

Leider merkt man vor allem auf dem PC, dass das Handling sehr auf Gamepads ausgelegt ist. Es gibt keine automatische Zielhilfe und auch die Feinde agieren des Öfteren etwas „unfair“, da sie den Schlägen nach und nach ausweichen, wodurch der Spieler wild in der Luft rumfummelt. Man benötigt auf jeden Fall etwas Eingewöhnungszeit, bis man das Kampfsystem richtig drauf hat. Hat man dieses dann endlich seinen Fähigkeiten angepasst, entsteht eine hübsche Silhouette bestehend aus Konterangriffen, der Suche nach Schwachstellen und dem richtigen Timing. Vor allem wer den Krieger in seinem selbst wecken möchte wird mit zahlreichen hübschen Kämpfen belohnt, welche durch verschieden Zauber und Gifte noch verschönert werden können. Übrigens: Wenn ihr einer der ruhigeren Sorte Rollenspieler seid, kein Problem. Auch in The Elder Scrolls V: Skyrim ist es wieder möglich zu schleichen. Hierfür schalten wir einfach in den Schleichmodus, wodurch wir uns mucksmäuschenstill still verhalten. Je nach Rasse kann diese Fertigkeit auch noch weiter ausgebaut werden.

Das „Learning by doing“-Prinzip

Die Charakterentwicklung basiert auch in The Elder Scrolls V: Skyrim auf dem einfachen und auch logischen „Learning by doing“-Prinzip. Im Grunde bedeutet das: Fertigkeiten werden während dem Kampf oder während der jeweiligen Aktion hochgelevelt. Das beste Beispiel: Dietriche brechen während den ersten Knackversuchen relativ schnell ab (Das Sytem basiert auf das der Fallout-Serie). Benutzen wir die kleinen Helferlein jedoch öfter, verbessert sich unsere Dietrich-Fertigkeit stetig. Das gleiche gilt übrigens auch für alle Handwaffen und Zaubersprüche. Natürlich gibt es auch einen Erfahrungspunkte-Balken. Wenn dieser bis zum Ende gefüllt ist, erhalten wir einen Stufenaufstieg, was uns die Möglichkeit gewährt, einen Punkt auf die Werte Magie (Mana), Lebensenergie oder Ausdauer zusetzen. Zusätzlich erhalten wir durch Stufenaufstiege Talentpunkte, welche wir wiederum im Fähigkeiten-Baum einsetzen können. Diese Fertigkeiten verbessern beispielsweise unsere Block-Fähigkeit oder senken den Geräuschpegel während dem Schleichen. Insgesamt entstehen durch die verschiedenen Fertigkeiten und Talente einzigartige Charaktere, welche man frei Schnauze entwickeln und trainieren kann. Übrigens: Wer keine Lust auf all diese spaßigen und sinnvollen Möglichkeiten hat, der kann sich auch einfach bei örtlichen Experten gegen Bargeld trainieren lassen – langweilig!

Die Schönste aller?

Nicht nur spielerisch und inhaltlich macht The Elder Scrolls V: Skyrim eine sehr gute Figur, auch technisch befindet sich das Spiel auf einem ganz hohen Niveau. Deutlich wird das bereits nach den ersten Minuten, welche wir im Spiel verbringen. Die Texturen sind unglaublich scharf (PC), das Rollenspiel läuft verdammt flüssig und auch störende Pop-Ups ploppten uns nur sehr selten entgegen. Ebenfalls beeindruckend: Als Spieler fühlt man sich in der Welt von Skyrim sehr klein. Wenn einem das erste Mal eine Herde Mammuts über die Füße läuft versteckt man sich automatisch in einem der zahlreichen Büsche und beobachtet nur. Das gleiche gilt übrigens für die Sound-Untermalung. The Elder Scrolls V: Skyrim bietet alles, was ein Rollenspiel bieten muss. Ein epischer Soundtrack, eine grandiose Kulisse und butterweiche Soundeffekte. Da fallen einem kleinere Bugs wie Clipping-Fehler, welche allerdings mit dem Day-1-Patch gefixt werden sollen, nur sehr, sehr selten auf. Kurz um: Der fünfte Teil der Elder Scrolls-Reihe ist nicht nur was' für Rollenspiel-Fanatiker, sondern auch ein Highlight für alle Technik-Freaks.

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