Mit The Evil Within hat Bethesda Softworks ein Horrorgame in der Mache, welches sich auf die Fahne geschrieben hat, die alten Vorzüge den Genres in den Vordergrund zu stellen und mehr Überlebenskampf als Materialschlacht zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, hat man mit Shinji Mikami einen Mann mit am Ruder, welcher dieses Fach wie kein anderer versteht und Survival-Horror einst zu dem machte, was sich die Gamergemeinde heute wieder wünscht: echter Nervenkitzel. Wir waren zu Besuch in London und haben einen Blick auf die erste Version von The Evil Within geworfen.
Zurück zum Ursprung
Was ist nur mit dem Genre des Survival-Horrors passiert? Nachdem alte Flagschiffe wie Resident Evil immer mehr zu anspruchslosen Shooter-Orgien im Call-of-Duty-Gewand verkommen, bei denen weniger der Inhalt, sondern mehr das eigentliche Spiel selbst der Horror ist, zeigen Indie-Games wie Slender oder Amnesia, wie man es richtig macht: wenig Munition, noch weniger Lebenspunkte und ein unerbittlicher Feind, welcher immer dann auftaucht, wenn man ihn am wenigsten erwartet. Dabei ist das Schema F nicht neu, bei Weitem nicht. Nur hat die Industrie eben genau diese Faktoren, die ein ganzes Segment der Spielelandschaft ausmachen, schon lange aus den Augen verloren. Leichte Kost soll es sein, gerade so schwer, dass jeder Spieler mit ein bisschen Geschick problemlos zum Ende kommt. Dabei steht dem virtuellen Überlebenden ein so gewaltiges Arsenal an Waffen und Heilmöglichkeiten zur Verfügung, dass eigentlich nur die Gegner in den Genuss kommen, um ihr Leben zu fürchten.
Bethesda will jetzt einen Schlussstrich ziehen und sich wieder auf alte Tugenden besinnen. Dafür hat man sich sogar den Mann mit ins Boot geholt, welcher vor knapp 18 Jahren mit Resident Evil, beziehungsweise Biohazard, wie das Spiel im Original heißt, dieses Genre grundlegend definierte: Shinji Mikami. Mit The Evil Within planen die Entwickler ein Survival-Horror-Adventure, welches die alten Vorzüge mit moderner Grafik und neuen Akzenten verbindet. Bei einer Vorführung in London konnten wir uns davon überzeugen.
Überleben ist alles, was zählt
Da über die Hintergrundgeschichte von The Evil Within bisher nur wenig bekannt ist und Bethesda es dabei auch belassen will, wirft man uns ohne Vorwarnung ins kalte Wasser. Dabei sieht anfangs noch alles nach einem Routineeinsatz aus: Detective Sebastian und sein Team werden in eine Heilanstalt für psychisch Kranke gerufen und machen sich in finsterer Nacht auf, die Gemäuer des weitläufigen Hauses zu erkunden. Dabei erwartet uns gleich zu Beginn ein Bild der Verwüstung. Schon hier kommen Gruselfans voll auf ihre Kosten, denn die ganze Umgebung wirkt wunderbar verfallen, dreckig, rostig und einfach nur abstoßend. Die id Tech 5 Engine, welche uns hier in einem aufpolierten Gewand beglückt, macht schon mal sehr gute Arbeit. Licht und Schatten funktionieren super miteinander, auch die Details und der erste grafische Eindruck überzeugen, was eine gute Atmosphäre aufkommen lässt. Ein Blick auf die Monitore der Überwachungskamera gibt einen ersten Einblick in die Geschehnisse: Unser Protagonist muss mit ansehen, wie eine geisterhafte Gestalt mehrere Personen blitzschnell vom Leben trennt. Einfach so. Viel Zeit, das eben Gesehene zu verarbeiten, bleibt uns nicht. Schnitt. Wir hängen kopfüber von der Decke herab und sind offensichtlich gefesselt. Um uns herum der pure Albtraum. Wir sind nämlich nicht allein. Der ganze Raum ist mit Menschen behangen, von denen einige schon ein weit fortgeschrittenes Stadium der Verwesung erreicht haben. Überall klebt Blut auf rostigem, schmutzigem Grund. Keine Szene, die man im echten Leben jemals nacherleben möchte.
Ein großer Mann betritt den Raum. Auch er entspricht allen Klischees modernen Horrors: groß, blutverschmierter Oberkörper und ein Jutesack über dem Gesicht. Dieser Herr führt wohl nichts Gutes im Schilde. Mit einem großen Messer sticht er immer wieder auf einen der hängenden Körper ein. Der Arme schien noch zu leben. Jetzt nicht mehr. Wir können uns befreien und schleichen dem Henker nach, bis dieser einen anderen Körper, welcher einige Räume weiter auf einem Tisch liegt, mit seiner Motorsäge bearbeitet. Ein perfides Bild grausamer Perversion eröffnet sich uns. Durch eine Luke in der Decke gelangt schon das nächste Opfer in dieses Gefängnis der Qualen. Dann bemerkt uns der Große und eine wilde Verfolgungsjagd beginnt, bei der er uns mit der Säge sogar am Bein verletzt. Auf unserer Flucht verstecken wir uns in einem alten Spint, der nur ein kleines Sichtfenster in den dazugehörigen Raum zulässt, in dem unser Vollstrecker gerade die Säge schwingt und wir jede Sekunde damit rechnen, entdeckt zu werden.
Klasse, das ist genau das, was wir sehen wollten und worauf wir uns gefreut haben: echter Nervenkitzel. Die Hetzjagd mit dem Kettensägen-Schlechter war verdammt gut inszeniert und hatte einige Stellen, die selbst im groß angelegten Vorführraum noch unter die Haut gingen. Beim Blick aus dem Spint rechneten wir jede Sekunde damit, dass seine Säge uns ins Gesicht rauscht und Sebastians Dasein beendet. Einzige Bedenken, die wir haben: Wie viel geskriptete Realität steckt dahinter? Gibt es alternative Vorgehensweisen oder schickt uns das Spiel auf einen linearen Staffellauf, bei dem die richtige Taste zur richtigen Zeit ausreicht?
Okay, so ganz ohne Schießen geht es nicht
Wir haben dieses Schocker-Szenario zwar überlebt, aber damit ist der „Spaß“ natürlich noch lange nicht vorbei. Die Welt stand während unserer Verfolgung natürlich nicht still. Was wir auf unserer Flucht noch als dumpfes Grollen wahrgenommen haben, entpuppt sich in echt als Explosion an der Oberfläche. Ein Großteil der Stadt ist zerstört. Ungläubig starrt Sebastian gebannt in die Ferne. Nach einem kurzen Abstecher durch die Trümmer finden wir uns in einer Holzhütte wieder und erleben eine Situation, die verdammt an Resident Evil 4 erinnert. Aus dem Fenster im Obergeschoss sehen wir mehrere Wahnsinnige, die sich uns nähern und wahrscheinlich nicht zum Kaffeekränzchen vorbeischauen wollen. Wir laden also die Waffe durch und beginnen uns zu verteidigen, während die Horde durch Tür und Fenster bricht. Okay, an dieser Stelle wird es dann plötzlich doch sehr actionlastig. Sebastian kann frische Wunden in Sekundenschnelle heilen und feuert aus allen Rohren, bis er schließlich aufgibt und in den Keller flüchtet.
Hier sind wir zwar sicher vor den Angreifern, aber Shinji Mikami dreht noch ein Bisschen auf. Eine mächtige blutrote Welle reißt uns mit sich in ein unbekanntes Ziel. Damit endete die Demonstration, die uns mit offenen Augen und wilden Fantasien zurückließ. Im Gegensatz zur ersten, sehr spannenden Hälfte, in der deutlich der Nervenkitzel dominierte, schreckte uns der zweite Part doch etwas ab. Versteckt sich auch hier der böse Shooter-Wolf im Horror-Pelz? Jason Bergman (Producer) beschwichtigte gleich: Es wird keine reine Shooter-Hatz. Diese Szene sollte nur den Action-Part von The Evil Within zeigen. Laut seinen Angaben wird es wenige Momente geben, in denen reine Waffengewalt dominiert. Wir hoffen, dass seine Worte Gold wert sind und wir Munition wirklich nur so selten finden, dass jeder Schuss gut überlegt sein will.
Wir wollen mehr: Unser Fazit
Ja, das sah schon mal verdammt gut aus und macht Lust auf mehr. Wird The Evil Within der Heilbringer in Sachen Survival-Horror? Das lässt sich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht abschätzen. Zwar konnte vor allem die Verfolgungsjagd mit dem Kettensägen-Mann sicherlich überzeugen, doch fürchten wir uns noch etwas davor, dass am Ende alles gut durchgeskriptet ist und man nichts dem Zufall überlässt. Auch der Shooter-Faktor, der im zweiten Abschnitt deutlich und etwas zu sehr im Vordergrund stand, muss auch noch beweisen, dass er nicht den Ton im Abenteuer von Sebastian angibt. Trotz dieser Zweifel sind wir aber schon sehr gespannt, was uns in einem intensiveren Spielerlebnis von The Evil Within alles erwartet und ob Shinji Mikami seinen Worten Taten folgen lässt. Definitiv ein Spiel, das man im Auge behalten sollte. Erscheinen wird The Evil Within nach ersten Informationen allerdings erst 2014 für PC, Xbox 360, PlayStation 3 und PlayStation 4.