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The Last Look: Das atmosphärische Horror-Adventure in unserer Vorschau

Das Horror-Adventure The Last Look befindet sich zwar derzeit noch in der Early Access-Phase, erlaubt uns aber trotzdem schon einige Einblicke. Ob der Titel aus deutschem Hause uns bisher überzeugen konnte und was euch erwartet, erfahrt ihr in unserer Vorschau.

Im Horror-Adventure The Last Look vom deutschen Entwickler ChaosCore Studio spielen wir die junge Alice Johnson, die versucht aus einem Anwesen zu entkommen und dabei von einem unheimlichen Gegenspieler verfolgt wird. Der Titel befindet sich derzeit für PC in der Early Access-Phase und ist noch nicht vollständig spielbar, bietet aber genug Stoff, um sich bereits einen ersten Eindruck zu bilden.

Ich möchte ein Spiel spielen…

Es sind leise Stimmen, die wir nur im Hintergrund vernehmen, während wir uns aus der Bewusstlosigkeit und in eine aufrechte Position kämpfen. Ein karges Badezimmer umgibt uns, die Toilette versifft, die Wände beschmiert. Statt dem üblichen „Jana liebt Peter" oder „Was ist grün und schwingt von Baum zu Baum?" stehen hier allerdings allerlei Merkwürdigkeiten, die auf einen wenig stabilen Zustand des Schreibers hindeuten und in uns den starken Wunsch zu flüchten entfachen. Doch die Tür ist verschlossen und ein Entkommen erscheint beinahe unmöglich. „I want to play" steht mit Blut oder viel zu authentisch wirkender Farbe über der mit einer dunklen und wenig vertrauenserweckenden Flüssigkeit gefüllten Badewanne. Erinnerungen an den ersten Saw-Film kommen hoch und wir haben Recht und finden den rettenden Schlüssel tatsächlich auf dem Grund des Bodens. Der erste Schritt ist getan, viele weitere stehen noch an, bis wir hoffentlich entkommen können.

Fortan begeben wir uns mit Tastatur und Maus auf die Suche nach einem rettenden Ausgang und der Wahrheit. Hierbei müssen wir in der Egoperspektive verschiedene Rätsel lösen, suchen beispielsweise Codes, drehen am Zeiger der Zeit, bringen wortwörtlich Licht ins Dunkle oder versuchen den Namen der Lieblingskatze der verrückten Katzenlady herauszufinden, welcher zufällig dem des Fellknäuels der hier tippenden Redakteurin entspricht. Ein gefundenes Fressen für liebevoll neckende Kollegen, also psst, nicht weitersagen!

Spaß beiseite: So viel zum Adventureteil, aber bei der Beschreibung des Titels haben wir ja noch ein anderes Wort benutzt: Horror. Dieser ist gar nicht mal so spärlich vertreten, entsteht aber weniger durch Jumpscares als durch eine wirklich gruselige Atmosphäre und das ständige Gefühl verfolgt zu werden. Dieses ist leider nicht unberechtigt, denn jemand – oder etwas – ist uns auf den Fersen und geht dabei wenig zimperlich mit unserem dünnen Nervenkostüm um.

Horror-Adventure mit The Grudge-Feeling

Wir begegnen der unheimlichen Gestalt schon nach einigen Minuten das erste Mal und obwohl wir sie nur aus den Augenwinkeln sehen, genügt es, die langen schwarzen Haare zu erblicken, um uns doch ein kleines wenig in Panik zu versetzen. Nopedynopenopenope, wir haben The Grudge gesehen! Extrafies und wie in Horrorspielen mittlerweile üblich, können wir uns nicht wehren: Unsere einzige Waffe ist unser Verstand und so bleibt uns nur, Fersengeld zu geben und so schnell wegzulaufen wie uns unsere Beine tragen.

Hier setzt der Realismus ein, den sich ChaosCore Studio auf die Fahne geschrieben hat: Nicht nur, dass wir nur einsammeln können, was tatsächlich in Alice Taschen passt, wir haben auch nicht unendlich Ausdauer und zu rennen, schwächt uns. Energie müssen wir uns in Form von Getränken wieder zuführen, sonst können wir schon bald nicht mehr schnell genug flüchten und fallen der Grusel-Göre zum Opfer. Ganz so realistisch ist das Spiel dann aber doch nicht, als dass es nur die eine Chance gäbe und so wachen wir im Fall der Fälle einfach wieder in besagtem Badezimmer auf. Dies geschieht übrigens auch, wenn wir durch andere Ursachen (wie in tiefe Löcher zu fallen) unser Ende finden. Hey, das war Absicht, journalistische Sorgfaltspflicht und so…

Glocken kündigen das Erscheinen des  – ja was eigentlich: Monsters, Geistes, Menschen? – an, erst wenn die Figur in unmittelbarer Nähe ist, werden diese von einer ein wenig zu laut eingestellten Musik abgelöst, die wie eine Alarmanlage in unseren Ohren dröhnt. Ein wenig skurril: Oft ist es nur die Musik, die uns sagt, dass wir gerade Angst haben sollten, denn die Protagonistin äußert sich verbal wenig emotional. So werden wir in der Anfangsszene beinahe ertränkt, als uns Hände in die Badewanne hereinziehen und wir um unser Überleben kämpfen müssen. Während wir als doch nicht ganz so abgebrühter Spieler ein paar Sekunden brauchen, um uns von dem Schrecken zu erholen und dabei zittrig schnaufend finale Wehen simulieren, zeigt sich Alice völlig unbeeindruckt und kommentiert nur, dass sie einen Weg nach draußen finden müsse. Hey, wer von uns kämpft hier gerade um sein Leben, Fräulein? Klar, niemand mag ständig jammernde und weinerliche Charaktere, aber ein wenig mehr Reaktivität von Seiten der Spielfigur würde die sonst wirklich toll umgesetzte Atmosphäre noch unterstützen.

Was geht hier vor sich?

Besonders schön: Wir müssen nicht nur Puzzles lösen, um im Spiel voranzukommen, sondern rätseln auch darüber, was hier eigentlich vor sich geht. Passiert das hier alles gerade wirklich oder findet es nur in unserem Kopf statt? Wer ist unser Gegenspieler? Wir finden Dokumente, Briefe, Teile eines ausgefüllten Anamnesebogens wie sie bei Diagnostikgesprächen im therapeutischen Rahmen genutzt werden und hinterlassene Zeilen wie „Ich zerstöre mich Tag für Tag ein wenig mehr" erwecken in uns Hoffnung, dass am Ende mehr hinter dem ganzen Titel steckt als die hundertste Version eines Horrorspiels, in dem man ohne Grund von einem Monster verfolgt wird. Die Antwort bleibt uns der Entwickler bisher schuldig, denn die Early Access-Version beinhaltet zum jetzigen Zeitpunkt nur das erste Drittel des Spiels.

Die derzeitige Version ist für 11,99 Euro zu haben, umfasst allerdings nur eine englische Vertonung. Weiter tragisch ist dies nicht, können wir doch Untertitel in verschiedenen Sprachen, unter anderem auch der unsrigen, aktivieren und so dem Vorgehen ohne Probleme folgen.

Viele Horrortitel im Spiel verewigt

Wer ein Liebhaber kleiner Easter Eggs ist, kann sich die Wartezeit allerdings damit vertreiben, das Spiel nach all den Hinweisen auf vergangene Horrorwerke zu durchsuchen: So kommuniziert unser Chef F. Krueger mit einem Herrn Craven, ein M. Myers arbeitet in unserer Firma, wir wohnen in der Elm Street und ein Buch wurde von der Jigsaw Press herausgebracht. Auch ein kleiner Seitenhieb auf Lord Voldemort persönlich darf hierbei nicht fehlen, wobei der Mann, der laut prominenter Parodie einst einen gewissen Jungen mit einem Stein bewarf, eigentlich eher weniger ins Horrorgenre passt. Trotzdem: Extrapunkte für die kleinen, versteckten Hinweise, die zwar nicht wichtig für den Spielverlauf sind, aber uns trotzdem ein Schmunzeln entlockt haben.

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