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The Nightfall: Nachts, wenn alles schläft

Nach Pineview Drive und Obscuritas hat das kleine deutsche Entwicklerstudio VIS-Games mit The Nightfall vor kurzem ein weiteres Horror-Adventure für den PC veröffentlicht, das uns das Gruseln lehren möchte. Natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen und uns dem psychologischen Horror ausgesetzt. Wie es uns dabei ergangen ist, lest ihr in unserem Testbericht.

Nicht schon wieder Clowns!

Wir erinnern uns kurz an das Horrorspiel Pineview Drive, das auch liebevoll als Schlüsselsimulator betitelt wurde. Hier kehren wir nach über 20 Jahren wieder in das alte Anwesen am Ende der Pineview Drive zurück und müssen daraufhin 30 Tage voller Schlüssel, Türen und fiesen Clowns überstehen.

The Nightfall bedient sich einem sehr ähnlichen Szenario und lässt den Spieler in die Rolle der jungen Frau Victoria schlüpfen, die mit ihrer Familie in eine neue Stadt gezogen ist, um dort ihren neuen Job anzutreten. Während ihr Ehemann und ihre Kinder erst am nächsten Tag nachkommen, muss Victoria die erste Nacht alleine in ihrem bereits fertig eingerichteten Haus verbringen.

Wenig überraschend entpuppt sich das Gebäude, das in einer ruhigen Wohngegend gelegen ist, in den kommenden Stunden als nicht ganz so geheuer. Das Licht flackert in unregelmäßigen Abständen, Türklingel und Telefon scheinen ein Eigenleben zu führen und die zahlreichen Puppen im Haus sind offenbar lebendiger als zunächst gedacht. Unser Ziel besteht ganz simpel darin bis sechs Uhr am Morgen zu überleben und durch immer wieder auftauchende Zettel dem Spuk auf die Schliche zu kommen.

Zufällige Events und Jumpscares

Mit einem wirklichen Gegner bekommen wir es dabei nicht zu tun, denn die Mannen von VIS-Games gehen eher subtil zu Werke und machen den Spieler lieber nach und nach mürbe. Ein „Kapitel“ besteht jeweils aus einer halben Stunde im Spiel und wird erst durch das Finden eines Zettels beendet. Das begehrte Stück Papier taucht allerdings erst dann auf, wenn wir verschiedene zufällige Events ausgelöst haben. Was wir zu tun haben und wann es soweit ist, das verraten uns die Entwickler zu Beginn leider nicht. Überhaupt hängt die Intensität der Spielerfahrung stark vom Zufall ab. Eine kleine Hilfe hätte an dieser Stelle sicherlich Wunder bewirkt und vielen Spielern nervige Frustmomente erspart.

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Schließlich kann es sein, dass bestimmte Jumpscares gar nicht ausgelöst oder vom Spieler registriert werden und sich so jeder Durchgang stark voneinander unterscheiden kann. Entscheidend ist auch in wie weit sich ein Spieler auf den Titel einlassen kann. Unterm Strich passiert einfach nicht zu jeder Zeit etwas, die Atmosphäre ist aber vielleicht gerade deswegen wunderbar eingefangen worden. Verfolgt uns nach einiger Zeit der Stille plötzlich eine Puppe auf einem Dreirad oder das ganze Haus ist auf einmal mit bunten Luftballons gespickt, überkommt uns unweigerlich Gänsehaut.

Synchronisation des Grauens

Ein ganz großer Kritikpunkt bei The Nightfall ist die deutsche Synchronisation, die offensichtlich von keinen professionellen Sprechern übernommen worden ist. Zwar bekommen wir die Stimme von Victoria nur ab und an und dann nur wenige Sätze lang zu hören, die Stimmung schadet aber immens über die schlecht und oft falsch betonte Synchronisation.

The NightfallThe Nightfall: Horror-Adventure ab sofort auf Steam erhältlich

Wir empfehlen deshalb unbedingt vor Spielbeginn auf die englische Vertonung zu wechseln, die um Längen besser ist und dem Spiel einen Großteil der Atmosphäre zurückgibt. Für weitere Sprachen wie Französisch oder Russisch werden zudem entsprechende Untertitel angeboten. Insgesamt hätten wir uns aber mehr Stimmeinsatz der Protagonistin erwartet, die gelegentlichen Kommentare sind eher Mangelware. Ein entsetzter Schrei hätte ab und an gut in das Spiel hineingepasst.

Obwohl The Nightfall ein Horror-Adventure ist, darf der Humor an einigen Stellen nicht fehlen. Finden wir zum Beispiel im Kleiderschrank der Mutter ein gewisses Elektronikprodukt, das auf Knopfdruck vibrieren kann, bekommen wir einige amüsante Antwortmöglichkeiten der Protagonistin präsentiert.

Interaktive Interaktion

Im Vergleich zu Pineview Drive ist die Grafik in The Nightfall gefühlt noch einmal leicht aufgebohrt und vor allem an der Beleuchtung gearbeitet worden. Während wir zu Beginn eine Taschenlampe finden und diese regelmäßig mit frischen Batterien versorgen müssen, können wir auch samt Streichhölzern und Kerzen Licht ins Dunkle bringen. Dafür müssen wir jedoch ständig alle Schubladen und Schränke durchsuchen, denn die Gegenstände werden vor jedem Kapitel neu verteilt.

Überhaupt kann in The Nightfall fast mit allen Gegenständen interagiert werden, die vor unserer Nase auftauchen. Selbst die Fenster lassen sich in jedem Raum öffnen, wodurch die Geräusche der Nacht und des einsetzenden Regens ins Gebäude dringen. Später kann es sein, dass die besagten Fenster wie von Geisterhand aufgehen. Nach und nach mischen sich immer mehr „übernatürliche“ Erschrecker dazu und lassen uns jedes Mal wieder zittern, sobald wir ein Zimmer betreten.

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Patrik Hasberg

Schreiberling, Spieleentdecker, praktizierender Perfektionist und Mann fürs Grobe. Außerdem laufender Freizeit-Hobbit, der Katzen liebt. – Hunde gehen auch. „Auch sonst eigentlich ganz ok“.
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