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The Outer Worlds: Das bunte Science-Fiction-Rollenspiel in Fallout-Manier im Test

Simpel und doch komplex

Die Charakterentwicklung des wahlweise männlichen oder weiblichen und leider generell stummen Helden wirkt eher simpel, ist aber letztlich doch sehr komplex. Ihr verteilt Punkte auf Grundfähigkeitenkategorien wie Nahkampf, Dialog- oder Techfähigkeiten, denen jeweils zwei bis drei spezielle Skills zugewiesen sind. Erhöht ihr anfangs mit jedem der 10 Skillpunkte pro Stufenaufstieg alle innerhalb einer Untergruppe, müsst ihr ab einem Wert von 50 jede Kategorie einzeln steigern. Hinzu kommen Perks, die die maximale Tragfähigkeit erhöhen oder die Dauer von negativen Statuseffekten abmildern.

Spannend, aber am Ende eher unbedeutend: Werdet ihr beispielsweise in einem Kampf oft von Gegnern geblendet, könnt ihr im Austausch mit einem zusätzlichen Skillpunkt einen Malus akzeptieren. Müsst ihr zwar nicht, ansonsten gibt es die Perkpunkte aber nur bei jedem zweiten Stufenaufstieg – auch für die Begleiter, bei denen ihr euch genauso wie bei euch stets um die besten Waffen und Rüstungsteile bemühen solltet. Modifizieren und, ähnlich wie mit Verbrauchsgütern, Vorteile bei den Charakterwerten erwirken, könnt ihr damit ebenfalls und somit höhere Werte bei Medizin oder Dialogkünsten erzeugen.

Gut zu tun

Das Angebot an Haupt- und Nebenquests, Fraktionsaufträgen, die besonders großen Einfluss auf euren Ruf und damit auch die Preise an den Verkaufsautomaten nehmen, oder Begleitermissionen fällt in „The Outer Worlds“ durchaus üppig aus. Ihr dürft allerdings nicht mit einem Umfangsmonster rechnen, denn wer will, kann die Hauptquest wohl auch innerhalb von 15 Stunden absolvieren. Gerade die kreativen Begleitermissionen, in denen ihr euch mit Vikar Max unter anderem auf einen kleinen Drogentrip begebt, sollte ihr euch dennoch nicht entgehen lassen. Durchschnittlich werden die meisten von euch wohl kaum mehr als 20 bis 25 Stunden bis zum Ende benötigen – aufgrund der vielen Entscheidungsoptionen lohnt sich ein zweiter oder dritter Durchgang aber allemal.

Spannend ist zudem, dass ihr das etwas zu plötzlich kommende Ende, das zudem in einer eher groben Zusammenfassung eurer Entscheidungen mündet, stark beeinflussen könnt. So dürft ihr euch gegen euren Erwecker Wells wenden, dem ihr anfangs zwingend folgen müsst, und euch entsprechend den mächtigen Großkonzernen anbiedern. Erhöhen könnt ihr die Spielzeit auf den höheren Schwierigkeitsgraden. Im höchsten wir es aber nicht erheblich schwieriger, sondern ähnlich wie im Hardcore-Modus von „New Vegas“ vor allem aufwendiger, wenn ihr euch zusätzlich um ausreichend Schlaf und Nahrung kümmern müsst.

Hübsch, aber mit langen Ladezeiten

In „The Outer Worlds“ setzt Obsidian auf die Unreal Engine 4. Stilistisch gelingt dem Studio eine vielfältige Welt, die designtechnisch entfernt an Spiele wie No Man’s Sky erinnert. Rein technisch gibt es allerdings Nachholbedarf, denn die Ladezeiten bei der bedingt komfortablen Schnellreise, beim Wechsel in eine neue Ladezone oder beim Laden eines älteren Savegames fallen mit gut 30 Sekunden durchschnittlich, zu lang aus – zumal Texturnachlader und Ähnliches dadurch nicht vermieden werden. Wie bereits angedeutet wirken die statischen Dialogszenen zudem veraltet und trotz der ausschließlich enthaltenen englischen Sprachausgabe nur bedingt lippensynchron.

Immerhin gibt es nicht beim Betreten jedes Gebäudes einen Ladescreen, ganz so schlimm wie in „Fallout“ ist es also nicht. Auf PS4 Pro, Xbox One X und entsprechend leistungsfähigen PCs gibt es indes höhere Auflösungen (nativ 4K auf PC und Xbox One X, 1440p auf PS4 Pro) und HDR, wovon die visuelle Kulisse unterm Strich allerdings nur begrenzt profitiert.

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Benjamin Braun

Wortkarger Lange-Texte-Schreiber. FC-Fan und Piranha-Bytes-Vergötterer. Heizt mit Spielekonsolen statt mit Gas. Könnte täglich Pizza futtern, hat aber nie mehr als fünf Tage am Stück geschafft.
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