Viel Freiraum für Spieler
Oakmont präsentiert sich als riesige Spielwelt des Grauens, in der ihr nicht die typischen Wegmarken von Open-World-Games findet. Ihr könnt die sieben, umfangreichen Stadtbezirke frei zu Fuß oder im Fall der überfluteten Distrikte mit einem etwas klapprig wirkenden Motorboot erkunden. Prinzipiell könnt ihr auch eure Schwimmkünste ausprobieren, solltet dann allerdings auf unangenehme Begegnungen im dunklen Nass gefasst sein. Vielleicht wartet ihr damit besser, bis ihr einen Tauchanzug ergattert habt.
Die Entwickler der ukrainischen Softwareschmiede Frogwares lassen euch dabei enorm viel Freiraum zu Erkundung der Stadt. Massig Marker oder auf dem Bildschirm angezeigte Hinweise, in welche Richtung ihr euch bewegen sollt, werdet ihr umsonst suchen. Die Macher der erfolgreichen Sherlock Holmes-Spiele, wie „Sherlock Holmes: Crimes & Punishments“ oder „Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter“ vertrauen auf eure detektivischen Fähigkeiten. Anstatt nach dem Beginn einer Mission euch an die Hand zu nehmen und mit Wegweisern und Meterangaben behutsam zum nächsten Zwischenziel zu führen, müsst ihr genau zuhören und in den Multiple-Choice-Dialogen die richtigen Fragen stellen.
Ein Beispiel: Reed soll in einer der zahlreichen Nebenmissionen den Diebstahl eines wertvollen Spiegels für den affigen Robert Throgmorton aufklären. Einziger Anhaltspunkt ist zunächst der Ort, an dem das Stück aufbewahrt wurde. Mehr als ein „Schau dich mal im zweiten Stock um“ bekommt ihr nicht mit auf den Weg. Also durchsucht ihr das Gebäude, findet hier und da ein Schriftstück oder Teile eines Bildes und puzzelt euch aus einem Haufen Indizien den Hergang zusammen. Die Hinweise werden in dem Notizbuch von Reed ordentlich aufgelistet und führen euch mit etwas Überlegung zum nächsten Ort. In diesem Fall besucht ihr das städtische Irrenhaus, in dem sich der Verdächtige aufhalten soll. Der ist aber ausgeflogen und keiner weiß, wohin die Flucht ging.
Spar dir deine Munition
Nicht alle Probleme lassen sich mit Gedankenspielen und dem Sammeln von Indizien lösen. Manchmal muss es einfach auch mal brachial zugehen und Reed zückt bei unangenehmen Begegnungen mit Monstern und Menschen Pistole, Maschinengewehr oder den guten alten Klappspaten. Allerdings gibt es bei der Ballermethode zur Konfliktlösung ein großes Manko: Munition ist nicht nur verdammt knapp, sondern auch noch die örtliche Währung. Ob ihr nun wertvolle Patronen an ein Monster verschwendet oder dafür lieber einkaufen geht, das müsst ihr von Fall zu Fall spontan entscheiden.
Obwohl ihr Munition aus gesammelten Materialien in einem Crafting-Bereich auch selber herstellen könnt, erweist es sich meist als sinnvoller, einfach die Beine in die Hand zu nehmen und eine sicheren Unterschlupf zu suchen. Einen richtigen Bosskampf, der Waffengewalt zwingend verlangen würde, haben wir beim Testspiel nicht zu Gesicht bekommen. Eigentlich lassen sich alle Hürden mit Köpfchen überwinden. Und das machte das Lösen der Rätsel für uns noch ein gutes Stück befriedigender.