Kurz vor dem Finale der zweiten Staffel des Zombie-Adventures The Walking Dead geht es in „Amid the Ruins“ noch einmal ums Ganze. Vor allem die genialen und tiefgründigen Dialoge können wieder voll und ganz überzeugen. Trotzdem fehlt noch immer ein wenig der rote Faden. Warum, das klären wir in unserem Test.
Überleben, um zu überleben
„Inmitten der Ruinen“, so der Titel der vierten Episode der zweiten Staffel zu dem Zombie-Adventure The Walking Dead. Doch Ruinen im eigentlichen Sinn werden Fans der Reihe wohl eher weniger finden. Viel eher dreht sich „Amid the Ruins“ um vom Schicksal gebrochene Charaktere, deren Körper nur noch eine leere Hülle darstellt.
Viel ist seit der ersten Episode passiert. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als wir damals in der ersten Staffel mit Lee auf die kleine und verängstigte Clementine gestoßen sind. Da war die gesamte Situation noch neu, erst nach und nach wurde uns bewusst, dass nichts mehr so sein wird, wie es einmal war.
In der zweiten Staffel müssen wir nun das umsetzen, was uns Lee seiner Zeit versucht hat zu lehren. Und die kleine Clem macht ihre Sache gut, sehr gut sogar. Gelegentlich erscheint das Mädchen allerdings ein wenig zu unsterblich und allwissend. Egal, schließlich hatten wir Clem bereits seit der ersten Minute in unser Herz geschlossen.
Nachdem wir mit unserer Gruppe in der vorherigen Episode mehr oder weniger unversehrt aus den Fängen von Carver entkommen sind, bereiten wir uns nun auf das kommende Staffelfinale vor. Doch wie sieht es eigentlich mit Zielen aus, einem roten Faden, irgendeinem Plan, den es zu verfolgen gibt?
Tatsächlich liegt genau hier das große Problem der gesamten zweiten Staffel begraben. Während sich die erste Staffel um Lee, einen verurteilten Kriminellen drehte, der unter allen Umständen sein Gewissen reinwaschen wollte, fehlt uns in der zweiten Staffel schlicht die ausschlaggebende Motivation. Okay, die schwangere Rebecca und der daraus entstehende Diskurs stellt sicherlich die temporäre Hauptmotivation dar, genauso die resultierende Frage, bis zu welchem Punkt ist ein Gruppenmittglied nützlich und ab wann stellt es eine Last für die Gruppe dar. Besonders Jane, die neben Clementine sicherlich interessanteste Figur, sorgt mit solchen ethischen wie diskussionswürdigen Fragestellungen für einigen Gesprächsstoff innerhalb der kleinen Gruppe. Ob wir ihr vertrauen können, bleibt offen.
Trotzdem bleibt das hier geltende Motto relativ trocken wie einfach: Überleben, um zu überleben. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, auch Season Zwei lässt die meisten Genre-Kollegen sicherlich in Ehrfurcht erstarren, ob in Sachen Dialoge oder Dramatik. Langeweile? Zu keiner Zeit. Durststrecken? Keine Spur. Ein Ziel, um weiter zu machen, wird uns trotzdem erst gegen Ende vor die Nase gesetzt.
Apropos Ende der vierten Episode: Spannend wird es in jedem Fall und der Cliffhanger hat es faustdick hinter den Ohren. Doch die finale Episode wird eine ganze Menge bieten müssen, um an die aktuelle anknüpfen und die brennendsten Fragen der Spieler beantworten zu können. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass nur eineinhalb bis zwei Stunden Spielzeit pro Episode zur Verfügung stehen. Zuzutrauen ist es Entwickler Telltale aber in jedem Fall, trotz der einen oder anderen etwas schwächeren Episode, ein packendes wie würdiges Finale für die zweite Staffel abzuliefern. Wir können nur hoffen und die Daumen drücken.