Es ist soweit – Zombie-Fans dürfen sich mit ‘A House Divided‘ in die zweite Episode der zweiten Staffel des Zombie-Adventures The Walking Dead aus dem Hause Telltale Games stürzen. So viel sei schon jetzt gesagt, das gewohnt hohe Niveau schafft der Entwickler ohne große Mühe zu halten. Wo wir allerdings die eine oder andere Ermüdungserscheinung feststellen konnten, verraten wir in unserem Test.
Nach mehr als drei Monaten veröffentlichte Telltale Games nun mit ‘A House Divided‘ die zweite Episode der zweiten Staffel des Zombie-Adventures The Walking Dead. „Warum so spät?“, werden sich einige von euch fragen. Zwar schaffte es der Entwickler schon zu Zeiten der ersten Staffel nicht den angeschlagenen Veröffentlichungs-Tonus von einem Monat einzuhalten, trotzdem hielt sich die Wartezeit meist noch in Grenzen. Der Grund für die längere Verzögerung der neusten Episode liegt dabei eigentlich auf der Hand. Denn längst sind die Zeiten vorbei, in denen das von ehemaligen LucasArts-Mitarbeitern gegründete Studio nur an einem Projekt gewerkelt hat.
Nach der hochgelobten ersten Staffel von The Walking Dead entschied man sich dafür weitere Projekte in die Tat umzusetzen. So arbeitet man derzeit neben The Walking Dead an Wolf Among Us (ebenfalls mit mehreren Episoden), Tales of Borderlands (auf Basis des Borderlands-Universums) und Game of Thrones. Da ist es also nicht sonderlich verwunderlich, dass vieles zur Routine geworden ist und dass deutlich mehr Ressourcen benötigt werden. Was aber in keinem Fall heißen soll, dass ‘A House Divided‘ den hohen Ansprüchen nicht gerecht werden kann. Nur sieht man der zweiten Episode in verschiedenerlei Hinsicht leichte Ermüdungserscheinungen an, was aber auch lediglich meine subjektive Meinung wiederspiegeln könnte.
Während der Spieler in der ersten Episode ‘All That Remains‘ erstmals die kleine Clementine steuern durfte und zahlreiche neue Charaktere ihr Debut feierten, setzt sich die erste Hälfte der zweiten Episode intensiver mit den einzelnen Personen auseinander. Ein wirklicher Bezug entwickelt sich dabei allerdings noch nicht, was an unserem Misstrauen angesichts der vergangenen Episode liegen könnte oder an der Tatsache, dass wir die neue Gruppe schlicht noch nicht allzu lange kennen.
Wobei auch der Charakter von Clementine einen Teil dazu beitragen dürfte. Während sie bereits eindrucksvoll ihre Überlebensqualitäten demonstrieren konnte, erscheint sie mittlerweile mit allen Wassern gewaschen und allen anderen Gruppenmitgliedern Hochhaus überlegen zu sein. Ein wenig erinnert sie so an Lehrmeister Lee. Das Spiel begründet die Entwicklung damit, dass Clem schließlich innerhalb der Zombie-Apokalypse aufgewachsen sei, die Erwachsenen hingegen können sich noch an das Leben vor den Untoten erinnern. So sehr uns das kleine Mädchen mit den großen Augen auch bereits ans Herz gewachsen ist, ein wenig neunmalklug kam sie in der einen oder anderen Situation schon rüber.
Durchsetzungsvermögen braucht Clem allerdings auch, um in dieser so feindlichen Welt zu überleben. Schließlich ist sie nun auf sich gestellt und wem kann man überhaupt trauen? Wie vergänglich das Leben in The Walking Dead ist, macht uns die zweite Episode noch unmissverständlicher klar, als noch zuvor. Schade nur, dass wir als Spieler noch weniger Einflussnahme auf das letztliche Spiel und die Entscheidungen haben. Man könnte argumentieren, dass wir ja nur eine Elfjährige spielen, die in ihren Möglichkeiten begrenzt ist und nicht alles und jeden retten kann – konnte auch Lee nicht. Doch neben verschiedenen Dialogoptionen, die schnell wieder zusammenlaufen, haben wir gefühlt noch weniger Interaktionsmöglichkeiten als noch in den letzten Episoden. Vor allem die seltenen Rätsel, wenn man da überhaupt von Rätsel sprechen kann, müssen mit der Lupe gesucht werden.
Die gelegentlichen Geschicklichkeitsspiele sind wir mittlerweile zur Genüge gewohnt. Eine Schweißperle auf unsere Stirn zu treiben wird da zur beinahe unlösbaren Aufgabe. Dazu gesellt sich das in der zweiten Staffel neu eingeführte Inventar, das brav am linken Bildschirmrand unsere momentanen Gegenstände anzeigt. Wirklich nützlich ist dies aber nicht. So wissen wir zwar, dass wir beispielshalber noch eine in der vorherigen Episode gestohlene Uhr bei uns tragen, wann diese hingegen eingesetzt werden kann, schreibt uns das Spiel allerdings zu einem fest vorgegebenen Zeitpunkt selbst mit. Insgesamt merkt man, dass Telltale den Fokus auf die Fortführung der Handlung und deren Charaktere setzt, ein wenig mehr Interaktion hätte jedoch nicht geschadet. Dürfen wir mit Clem doch einmal einen Schauplatz „erkunden“, stoßen wir schnell an unsichtbare Begrenzungen. Erschwerend hinzu kommt die in manchen Situationen störrische Kamera.
Unverständlich ist für mich auch die noch immer auf die englische Sprache beschränkte Synchronisation. Aus Budgetgründen bei der ersten Staffel noch nachvollziehbar, hätte man nun wenigstens optionale Sprachen für den Untertitel anbieten können. Schließlich zahlen PC-Spieler knappe 23 Euro für alle fünf Episoden. Konsolen-Spieler hingegen können diese auch einzeln erwerben oder entscheiden sich für einen Season-Pass, der etwas günstiger daherkommt.