Was sich fast schon wie Science-Fiction anhört, ist längst Realität geworden: Künstliche Intelligenzen (KI) werden immer stärker und vielfältiger in unserem Leben und Alltag eingesetzt. Inzwischen übernehmen sie Bereiche, die zuvor undenkbar waren. Sei es in einem Deep-Fake-Video den Kopf einer Person perfekt auf den Körper eines anderen zu setzen oder etwas sagen zu lassen, was die echte Peron nie gesagt hat. Was sich wie eine perfekte, neue Welt anfühlt, liefert aber auch Raum für Fake-News, Manipulationen und mehr.
Seit geraumer Zeit schon wird heftig über die neuen Cyber-Methoden und Möglichkeiten diskutiert. Jetzt hat die Diskussion mit einer neuartigen CyberVoice-Technologie ein neues Level erreicht: Doug Cockle, der bekannte Synchronsprecher von Hexer Geralt aus der beliebten The Witcher-Spielreihe machte jetzt seinen Unmut öffentlich, dass seine Original Geralt-Stimme mittels einer KI für die jüngst veröffentlichte Fan-Mod A Night to Remember genutzt wurde – ohne sein Einverständnis.
Synchonsprecher gehen gegen CyberVoice-Technologie vor
Dabei ärgert sich Geralt-Sprecher Doug Cockle nicht nur wegen der ausgefallenen Einnahmen, die er verdient hätte. Vor allem aber sieht er in der neuen CyberVoice-Technologie eine große Gefahr für seinen Berufsstand, da sie ihn und seine Kollegen über kurz oder lang arbeitslos machen. Sein Kollege Jay Britton schließt sich der Diskussion an:
„Wenn das wahr ist, ist das einfach herzzerreißend. Ja, KI könnte Dinge ersetzen, aber sollte sie das? Wir haben buchstäblich die Wahl. Das Ersetzen von Schauspielern durch KI ist nicht nur ein rechtliches Minenfeld, sondern eine völlig seelenlose Entscheidung.“
Auch Videospiel-Synchronsprecher Thomas Mitchells meint: „Man bekommt keine Spontanität, man bekommt nicht die persönliche Erfahrung einer Person, man bekommt nicht die Essenz der Menschlichkeit in den Zeilen.“
Die Vorwürfe sind nicht gänzlich von der Hand zu weisen, schließlich ist die Synchronisation von Filmen, Serien und Videospielen ziemlich aufwendig und arbeitsintensiv, wenn es denn gut sein soll. Schon in der Vergangenheit haben Synchronsprecher für bekannte Schauspieler in Blockbusterfilmen etwa von Marvel oder Star Wars, die an den Kinokassen Milliarden US-Dollar einspielen, mehr Gage für ihre Synchronarbeit eingefordert.
Bei der aktuellen Diskussion kommt noch der Faktor Urheberrecht hinzu, der bislang wohl nicht eindeutig geklärt ist. Schließlich gehört Doug Cockles Stimme Doug Cockle selbst. Wenn jemand sich dessen bedient ohne Erlaubnis und Zustimmung der Person, kommt das einem Diebstahl gleich – auch wenn Klärungsbedarf vor Gerichten mangels angepasster Gesetzgebung besteht.
A Night to Remember: The Witcher-Mod mit Geralts KI-Stimme
Geralts Auftritt in den Quests und Zwischensequenzen der neuen Mod wurde mittels einer aus Russland stammenden Software Cybermind von den Cybermind Simulation Labs vertont. Hierzu wird eine KI anhand von bereits existierenden Original-Aufnahmen trainiert, sodass sie anschließend neue Zeilen mit der ausgewählten Stimme generieren können.
Die dabei entstandenen Voice-Lines sind fast nicht vom echten Synchronsprecher zu unterscheiden. Deswegen hört es sich tatsächlich so an, als ob der echte Geralt-Sprecher die Stimmen eingespielt hätte. Der Beweis liefert das folgende Video: