Gemeinsam mit dem Titan-Sprecher der deutschen Version von Titanfall 2 Fahri Yardim sprechen wir im exklusiven Interview über Videospiele allgemein, die Arbeit an Titanfall 2 und seinen persönlichen Background, was die Zockerei betrifft. Viel Vergnügen beim Interview!
In der heutigen Zeit verschmilzt das Genre des Videospiels immer mehr mit filmischen Aufnahmen. Die Story wird tiefer, die Grafiken immer realistischer und so manche Zwischensequenz großartiger Spiele stehen einem Hollywoodstreifen in Nichts nach. Kein Wunder also, dass auch Schauspieler ihren Weg zum Medium des Videospiels finden.
Ein Tonstudio irgendwo in Köln. Kaum betreten wir die Hallen, so hören wir markante Schreie, aufgeregtes Gebrüll und lässige Phrasen, die so auch in jedem Actionfilm zu finden sein könnten. Was anfangs chaotisch klingen mag, sind die Aufnahmesessions für Titanfall 2 – unter anderem mit Fahri Yardim in einer wichtigen Rolle. Der Schauspieler, bekannt unter anderem aus Alarm für Cobra 11 oder dem Tatort, ist selbst passionierter Zocker und emfpindet das Medium der Videospiele als sehr modern, sehr wandelbar und erkennt, wie sehr sich diese Form der Kunst in den letzten Jahren entwickelt hat. Wir durften ihm zu den Arbeiten, den Spielen generell und seiner Person einige Fragen stellen. Viel Spaß beim Interview!
Hallo Fahri! Stell Dich doch mal kurz unseren Lesern vor und erzähl von Deiner Rolle in Titanfall 2
Guten Tag, ich bin Fahri Yardim und spreche den Titan in Titanfall 2. Ich war schon immer selbst ein kleiner Zocker und daher war die Aufgabe der Videospiel-Synchronisation sehr reizvoll für mich. Man sieht überall, wie die Szene sich entwickelt, über die Jahre verändert, ernster wird, mehr und mehr mit dem Film verschmilzt und vor allem in Sachen Dramaturgie einen Sprung nach vorne machen konnte. Als Schauspieler ist eine solche Aufgabe daher sehr cool, stellt aber auch eine besondere Herausforderung dar. Besonders genial wird der Moment, wenn ich das Spiel selbst zocken darf und dabei meine Stimme hören kann. Bin immer offen für Neues.
Stellt die Synchronisation eine willkommene Abwechslung zum Schauspieler-Alltag dar oder ist es für Dich ein und dieselbe Kunst?
Absolut. Die Synchronisation von Videospielen ist eine willkommene Abwechslung und eine ganz eigene Herausforderung. Man wird rein auf die eigene Stimme reduziert, muss dementsprechend viel in diese legen können und verschmilzt auf eine ganz eigene Weise mit dem zu sprechenden Charakter. Vorteil hierbei ist jedoch, dass die Aufnahmen nicht lippensynchron aufgenommen werden müssen – das vereinfacht die Produktion etwas.
Wenn ich abends im Bett liege und eine lange Session der Aufnahme hinter mir habe, verfalle ich mitunter immer wieder in die Rolle des Titans, laufe durch die Gegend und überlege, was der Titan jetzt wohl sagen oder denken könnte. Das ist verrückt, spannend aber ebenso.
Man merkt vor allem auch die Passion der Leute für dieses Geschäft. Klar will jeder mit Ehrgeiz sein Ziel erreichen, aber Arbeiten für die Videospielindustrie behalten sich auch immer ein Stück Lockerheit.
Wie sehr bekommst Du den Wandel der Videospiele mit? Gibt es diesen Deiner Meinung nach überhaupt?
Spiele sind mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem man sie guten Gewissens als Kunst bezeichnen kann. Spiele werden filmischer, cineastischer, interaktiver und bekommt eine ganz andere Präsenz in den Medien. Was früher noch das verpöhnte Daddeln hinter verschlossenen Türen, bei fadem Licht und in einem einsamen Keller war, ist heute gesellschaftstauglich, kommunikativ und für jeden Interessierten in vollem Umfang zugänglich.
Jungs zum Beispiel telefonieren nicht einfach nur und fragen sich Dinge aus ihrem Privatleben. Jungs müssen dabei was machen – sei es Angeln, Fußball oder eben die Zockerei und dabei im Teamspeak über die aktuelle Freundin quatschen. Das macht doch riesig Laune! Oder gibt es Besseres als nach einer verlorenen Partie Fifa dem Kontrahenten den Controller um die Ohren fliegen zu lassen?
Wie ist es, einem Titan seine Stimme zu leihen? Ist es überhaupt möglich, einem Menschlichkeit einzuhauchen, ihn zu verkörpern?
Ich muss zugeben, dass diese Aufgabe am Anfang sehr schwer erschien. Einem mechanischen Kasten mit prägnanten Sprüchen und dem Gewissen Hauch Menschlichkeit einzuflößen, schien zu Beginn wirklich kompliziert. Mit der Zeit und fortlaufender Geschichte jedoch entwickelt Titanfall 2 tiefgründigere Momente, die dem Titan Charakter verleihen. Obwohl nur eine Maschine, verändert er sich doch spürbar und reift – vor allem, was seine "Person" angeht.
Früh im Spiel verliert der Titan seinen ursprünglichen Piloten und dieser wird durch einen Jungspung ersetzt. Was anfangs auf Misstrauen fußt, wächst während des Spiels zu einer innigeren Beziehung. Das merkt man als Spieler, auch als Sprecher, und bekommt so ganz eigene Momente, die zeigen, was in dem Blechkasten steckt.
Ich glaube, das ist auch ein Grund, warum man mir die Stimme angeboten hat. Ich bin niemand mit einem Stock im Arsch, kann dieses Spannungsverhältnis zwischen frischem Piloten und Titan ganz gut rüberbringen, gleichzeitig braucht es diesen gewissen Reiz, Charme und eine menschliche Note, die das titanartige aber nie ganz überschattet. Mitunter entsteht dabei sogar eine ganz eigene Art der Komik.
Wie ist bisher Dein Fazit zu dieser Arbeit und willst Du nochmal ein Videospiel einsprechen?
Es hat riesig Bock gemacht bisher. Klar, man steht teilweise für viele Stunden am Stück in dieser kleinen Box und muss viel Text einsprechen, hat manchmal auch den Wunsch, einfach mal für eine halbe Stunde rauszugehen und eine Pause einzulegen, aber insgesamt war das eine willkommene Abwechslung. Ich würde das jederzeit wieder machen wollen – liegt aber auch an anderen Personen, die mich dafür haben möchten. Ich schaue immer darauf, unterschiedlichste Rollen anzunehmen. Hier den Titan, im Animationsfilm Pets spiele ich einen "bösen" Hasen. Da stimmt die Mischung!
Lustig ist es auch, wenn man daheim ist und plötzlich wieder an den Titan denken muss. Schon kommentiert man seinen Alltag als Titan oder stellt sich vor, wie er in diesem Moment reagieren würde.
Wir bedanken uns bei Fahri Yardim für das Interview. Auf unserem YouTube-Channel könnt ihr das Video zum Interview schauen, das nochmal neue Einblicke verspricht. Viel Spaß!