Titanfall ist das meisterwartete Spiel des letzten Jahres. Mit sechs Game Critics Awards auf der E3 2013 stellte das Spiel sogar einen neuen Rekord in der Videospiel-Geschichte auf. Wir haben den reinen Online-Multiplayer-Shooter, die „Killer-App der Xbox One“, in den letzten Tagen ausführlich getestet und sagen euch, wie berechtigt der Hype um Titanfall wirklich ist.
Stellen wir uns einmal vor, in der Zukunft wird die Welt von einem Krieg zwischen einem Großkonzern und der einfachen Bevölkerung bestimmt. Beide Seiten ziehen jedoch nicht nur mit simplen Waffen und viel Bummbumm in den Kampf, sondern ordern obendrein bei einem Rüstungsproduzenten über sieben Meter hohe, mit Granatwerfern und weiteren actiongeladenen Schnickschnack bestückte, Kampfroboter an – genannt Titanen.
Was wie ein schlechter Actionfilm klingt, wird in Titanfall interaktive Wirklichkeit. Titanen, so nannten schon die alten Griechen die Helden aus ihren Sagen. Wer von ihnen hätte schon gedacht, dass tausende Jahre danach die Titanen noch einmal zum Leitbild der Welt werden? Auch wenn es in Titanfall vielleicht um etwas anderes geht, als um sagenhafte Gestalten.
Der Name Titanfall stammt von der Art und Weise, wie die großen Mechs auf das Schlachtfeld gelangen. Von einem Raumschiff im niedrigen Orbit aus wird der Titan in den Kampf geschickt, erst danach kann der Pilot – also wir – in dessen Inneres. Dank den vielen Extras eines Titans, die man in jedem Falle an seine eigenen Bedürfnisse anpassen kann, wird das anschließende Geballere auch nicht langweilig.
Doch worum geht es eigentlich in Titanfall? Im Prinzip handelt die in Missionen aufgeteilte Handlung von dem bereits angesprochenen Krieg zweier Parteien. Als Auslöser gilt ein Rohstoff-Konflikt. Die IMC, der anscheinend größte Minenkonzern des Universums, möchte die Bodenschätze, die auf dem Gebiet der Kolonisten lagern. Wie das dann nun einmal so ist, haben die Bewohner des Landes etwas dagegen.
Genauso gewöhnlich, wie die Story anfängt, nimmt die auch ihren weiteren Lauf. Die eigentlich revolutionäre Kampagne von Titanfall, die weder KI-unterstützer Singleplayer noch ein Koop-Modus ist, wird in verschiedenen Missionen durchgespielt. Diese wiederum sind nichts weiter als gewöhnliche Multiplayer-Partien in unterschiedlichen Modi, eben nur mit etwas Synchronisation versehen. Da aus der Sicht beider Seiten gespielt wird, zieht sich das Ende der Geschichte ziemlich lang – schließlich ist es ja das Gleiche.
Zur zweiten Seite: Ein bekanntes Spielsystem ist endlich richtig gut
Was mir an Titanfall wirklich gut gefällt, ist das Spielsystem dahinter. Man merkt, dass die Entwickler von Respawn Entertainment jahrelange Erfahrung auf diesem Gebiet haben. Man merkt aber auch, dass sie im einfachen Mehrspieler nichts vollkommen neuerfunden, sondern die Mechaniken aus vorherigen Call-of-Duty-Titeln eher optimiert haben. Mir gefällt das, es passt zum rasanten und kurzweiligen Stil der Matches.
Gehen wir einmal ins Detail. Insgesamt gibt es drei Titanklassen: den alleskönnenden „Atlas“, den gepanzerten „Ogre“ und den leichten „Stryder“. Jedes Modell kann man nach seinen Vorstellungen personalisieren, dem Strategen sind hier nahezu keine Grenzen gesetzt. Viele Waffen und Extras muss man sich jedoch erst einmal erspielen, um sie ausrüsten zu können. Ähnlich ist auch das Prinzip der Pilotenklassen.
Mit absolut jedem Stufenaufstieg schalte ich als Spieler eine neue Waffe, eine neue Ausrüstung oder etwas anderes Neues frei. Dabei erhält man hin und wieder auch einen weiteren Burncard-Slot. Burncards sind kleinere Ergänzungen, die vor dem Pilotenspawn aktiviert werden können. Sie bewirken beispielsweise einen schnelleren Titanfall oder eine Verbesserung der Hauptwaffe. Eine Burncard bleibt einem zwar nur ein Leben lang erhalten, schlimm ist das jedoch nicht, letztendlich bekommen wir ja nach jedem Match wieder neue.
Die Auswahl der Spielmodi begrenzt sich auf die Standards eines Mehrspieler-Shooters. Lediglich „Last Titan Standing“ ist eine gutgemeinte Neuentwicklung, die ich jedoch zu schlecht inszeniert finde. Wünschenswert sind weitere Experimente und Vermischung bekannter Modi in einen neuen Modus. Die Macher hätten sich hier viel mehr Freiraum nehmen können – und auch müssen.
Nichtsdestotrotz macht Titanfall Spaß. Vor allem die vielen Informationen, die auf einen einprasseln, wenn man sich gerade im Kampf befindet, faszinieren. Steuert man einen Titan, muss man als Spieler auf so viele Anzeigen und Knöpfe achten, dass man dabei nicht die Außenwelt und den gegnerischen Titan um der Ecke vergessen darf. Vorbildlich finde ich dabei die nicht überladene Minimap, sodass die Übersicht bewahrt bleibt.
Zur dritten Seite: Die Grafik und der Sound von Titanfall
Im Hinblick auf die Technik hinter Titanfall ist die Grafik fast schon unglaublich. Die Source Engine, mit der man das Spiel 2011 zu entwickeln begann, wurde hierbei voll und ganz ausgereizt. Man muss sich im Klaren darüber sein, dass die gleiche Engine schon für Titel wie Half-Life 2 oder Team Fortress 2 verwendet wurde. Im direkten Grafik-Vergleich lässt Titanfall alle bisherigen Source-Spiele wortwörtlich alt aussehen.
Dass Titanfall im Gegensatz zu anderen Games, die 2014 erscheinen oder bereits erschienen sind, keine totale Grafik-Bombe ist, muss einem jedoch auch klar sein. An die Effekte, die Beleuchtung oder die hochauflösenden Texturen eines Battlefield 4 von DICE kommt der Shooter von Respawn Entertainment nicht ran. Was für mich jedoch auch kein gravierender Kritikpunkt ist, blickt man auf das technische Gerüst.
Über 35 Gigabyte des ganzen Spiels, also gut zwei Drittel, bestehen aus nicht komprimierten Sound-Dateien. Das spürt man in einer Titanfall-Partie auch. Die Schüsse klingen voll, die Explosionen hören sich auch wie Explosionen an. Spielt man die Kampagne, erwarten einen zwar zweitklassige Geschichtenerzähler, die Musik aus der Feder von Stephen Barton ist hingegen ganz großes audiovisuelles Kino.
Zum Fazit: Warum der Hype um Titanfall?