„Mord im Orient Express“, eine Adaption des gleichnamigen Romans von Schriftstellerin Agatha Christie aus dem Jahr 2017, teilte zwar die Meinungen der Kritiker*innen weltweit, war aber nichtsdestoweniger ein finanzieller Erfolg, weswegen eine Fortsetzung höchstens eine Frage der Zeit war.
Es verwundert also wenig, dass Detektiv Hercule Poirot (Kenneth Branagh), der Bluthund mit dem imposanten Schnurrbart, bereits am 10. Februar 2022 in die Lichtspielhäuser dieser Welt zurückkehrt und seinen nächsten, potenziell höchst spannenden Fall lösen muss.
In unserer Filmkritik verraten wir euch, was ihr von Tod auf dem Nil, bei dem der Hauptdarsteller selbst Regie geführt hat, zu erwarten habt und ob wir euch empfehlen können, das Werk auf der großen Leinwand zu schauen.
Tod auf dem Nil: Zur Handlung
Nachdem Poirot die komplexe Straftat im Orient Express lösen konnte, sucht dieser erst einmal etwas Abstand von seinem Job und macht Urlaub in Ägypten, wo er nicht ganz zufällig seinem alten Freund Bouc (Tom Bateman) begegnet. Dieser stellt den Detektiv einer illustren Gesellschaft vor, die zu einem frisch getrauten Ehepaar gehört.
Bei der Braut handelt es sich um die schwerreiche Linnet Ridgeway Doyle (Gal Gadot), die recht angespannt ist und um ihr Leben bangt, denn die Ex-Verlobte ihres Ehemanns folgt dem Pärchen auf Schritt und Tritt und niemand kann sagen, wie weit die verschmähte Frau gehen wird, um ihren Liebsten zurückzugewinnen.
Poirot lässt sich schließlich überreden, dem turtelnden Paar bei ihrer Kreuzfahrt auf dem Nil Gesellschaft zu leisten, und sei es nur, damit Lady Doyle wieder ruhig schlafen kann. Doch es dauert nicht lange, da geschieht tatsächlich ein Mord und als noch ein zweiter folgt, muss der Schnüffler erneut die Fährte aufnehmen.
Tod auf dem Nil: Eine Kritik
Genau wie der Vorgänger aus dem Jahr 2017 erlaubt sich auch dieses Sequel so allerlei Freiheiten und schreibt die Vorlage von Agatha Christie in vielen Bereichen um. Details haben sich verändert, Figuren wurden ausgetauscht und hier und dort wurde dem ganzen Werk ein frischer Anstrich verpasst.
Wirklich notwendig war nichts davon und dadurch ergibt sich auch kein Mehrwert für die Qualität der Geschichte, doch mit Blick auf diverse Abänderungen im Erstlingswerk bleibt so zumindest eine gewisse Kontinuität bestehen.
Wer die Vorlage der britischen Autorin hingegen nicht kennt, wird zweifelsohne Probleme haben, den Fall anhand der dargestellten und teilweise subtil versteckten Hinweise zu lösen, was dem Werk eine gehörige Portion Reiz kostet. Die Auflösung im Finale wirkt daher auch recht plump, um nicht zu sagen an den Haaren herbeigezogen, und ist leider auch unnötig kitschig.
Dafür kann „Tod auf dem Nil“ in anderen Bereichen durchaus punkten, in erster Linie durch die wirklich guten Schauspieler*innen und ihre mehr als solide Leistung vor der Kamera. Die Figuren selbst sind ebenfalls sehr interessant, auch wenn einige bis zum Schluss höchstens zweidimensional ausgearbeitet bleiben.
Das Werk von Branagh nimmt sich dafür aber ausreichend viel Zeit, um die Handlung und die relevanten Einzelheiten vorzubereiten und diese sich schließlich entfalten zu lassen, ist aber gleichsam nicht zu langsam und beklagt kaum Leerläufe auf der Kontraseite.
Tod auf dem Nil: Für Genreliebhaber*innen
Wer mit Kriminalgeschichten nicht viel anfangen kann, wird zwar zu keinem Zeitpunkt abgeholt, kann sich aber über die gute, untermalende Filmmusik freuen und findet vielleicht sogar Gefallen an den überdurchschnittlich guten technischen Aspekten des Films. Als Ausnahme muss hier leider die Tricktechnik erwähnt werden, die sich konstant im unterdurchschnittlichen Bereich bewegt.
Dafür kommen Genreliebhaber*innen und solche, die bereits den Vorgänger gemocht haben, voll auf ihre Kosten, nicht zuletzt, da beide Filme sich in Sachen Aufmachung stark ähneln und die gleiche einnehmende Hauptfigur ihr Eigen nennen. Mitunter sehr spannend präsentiert und mit manch einer durchaus überraschenden Wendung versehen.
Wenn wir aber absolut ehrlich sein müssen, dann wäre es schön gewesen, wenn sich „Tod auf dem Nil“ bei den Details etwas mehr Mühe gegeben hätte. Viele Eckpunkte der Geschichte ergeben nur unter höchster Anstrengung und mit zugekniffenen Augen Sinn und immer wieder schleichen sich Logikfehler in die Szenen ein.
Pro:
- Starker Hauptdarsteller
- Technisch solide
- Spannende Wendungen
- Tolle Filmmusik
- Interessante Figuren
Kontra:
- Unterdurchschnittliches CGI
- Bescheidenes Finale
- Einige Logikfehler und Unsinnigkeiten
Schlussendlich ist „Tod auf dem Nil“ also kein unbestreitbar guter Film, doch ist er auch Meilen davon entfernt, als schlecht bezeichnet werden zu können. Wer dem Krimigenre zugeneigt ist, sollte auf seine/ihre Kosten kommen, obwohl Konkurrenztitel wie beispielsweise Knives Out einen deutlich besseren Job abgeliefert haben.
Schade ist, dass es beinahe unmöglich ist, den Fall vor dem Finale selbst zu knacken und dass das erwähnte Endspiel unnötig kitschig geraten ist. Dank der Performance von Hauptdarsteller Kenneth Branagh und vielen guten Ideen kann man dieses Sequel aber dennoch genießen.