Im Jahr 2009 überraschte das finnische Entwicklerstudio „Frozenbyte“ mit dem ersten Teil von Trine, einem Sidescrolling-Puzzle-Adventure. Mit über 400.000 verkauften Exemplaren gehörte das damalige Projekt von Lauri Hyvärinen zu den erfolgreicheren Adventure-Spielen im Download-Bereich. Mittlerweile veröffentlichte Frozenbyte in Zusammenarbeit mit Publisher Atlus / dtp Entertainment den zweiten Teil des Download-Titels via Steam und als Retail im Handel. Nach unserer Video-Review zu Trine 2 folgt nun auch der Test in Textform.
Zaubergeschichte zum Fest der Liebe
Alle diejenigen unter euch, welche den ersten Teil von Trine bereits ihr Eigen nennen, können diesen ersten Absatz ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen überspringen, da wir zunächst über die Charaktere sprechen wollen. Der erste der drei Helden, Amadeus der Zauberer, kann mit seinen magischen Kräften Objekte bewegen und aus dem Nichts herbeizaubern. Dies hilft dem Spieler bei vielen Puzzle-Abschnitten, welche es zu Hauf im Spiel gibt. Schöne Hintergrundgeschichte: Amadeus versucht weiterhin einen Zauber namens „Feuerball“ zu erlernen, welcher von seinen drei Kindern bereits in Perfektion beherrscht wird. Der zweite im Bunde des Helden-Trios ist Pontius der Ritter, der Mann fürs Grobe, ein Haudegen. Egal ob tiefgründiges Geröll oder Riesenkröten: Pontius räumt mit Schild, Schwert und seiner Spezial-Attacke „Kampfhammer“ jedes Hindernis aus dem Weg. Sein einziges Manko: Er hat eine Leidenschaft für Speis und Trank, weshalb Kletter- & Sprungpassagen meist von Zoya übernommen werden. Die pfeilschnelle und athletische Diebin beherrscht jedoch nicht nur riesige Klippensprünge und waghalsige Balance-Herausforderungen mit ihrem Enterharken, sondern auch den Umgang mit Bogen und Armbrust, welchen sie mit Mithilfe des Spielers im richtigen Moment einsetzen muss. Alle drei Helden sind schön in Szene gesetzt und besitzen eine nette Nebengeschichte, welche man während dem Spielverlauf beigebracht bekommt.
Und er sagt: „Folget dem Licht, ihr Helden!“
Zu Beginn von Trine 2 bekommen wir zunächst die Geschichte in netten Bücher-Sequenzen erzählt. Dabei fällt die starke deutsche Synchro auf, welche schon zu Beginn einen Heidenspaß macht und für viel Zauber-Atmosphäre sorgt. Anschließend beginnen wir das magische Abenteuer mit Amadeus dem Zauberer, welcher während seinen Alchemie-Arbeiten von einem seltsamen hellen Licht in den angrenzenden Wald gelockt wird. In Trine 2 begeben wir uns auf die Suche nach dem namensgebenden Artefakt „Trine“. Auf unserem Abenteuer treffen wir außerdem auf die Königin Rosabel, welcher wir nach einem Goblin-Übergriff den Zugang zu ihrem Schloss wieder ermöglichen. Leider ist die gesamte Storyline nicht sehr originell gestaltet, sodass man Story-Twists relativ schnell vorausblicken kann. So wissen wir schon zu Beginn, dass die Königin etwas im Schilde führt. Was genau, verraten wir euch an dieser Stelle natürlich nicht.
''Hm… Vielleicht doch noch eine Kiste? Ich weiß ja nicht…''
Kommen wir nun zu dem, was die Trine-Reihe schon seit dem ersten Teil ausmacht: Die Rätsel und Knobelspielchen. Auch im zweiten Teil hat sich Frozenbyte wieder jede Menge Rätsel ausgedacht, welche die Gehirnflüssigkeit zwar nicht zum Kochen bringen, aber durchaus fordern. Schade nur, dass wir nach wenigen Minuten der Überlegung direkt eine Hilfe eingeblendet bekommen, welche das jeweilige Rätsel fast schon löst. Die gesamten Knobeleien basieren auf der wirklich sehr gelungenen Physik von Trine 2. Egal ob wir Wippen-Systeme mit Kisten aktivieren oder später sogar ganze Mechanismen blockieren – die Physik macht eine durchweg sehr gute Figur. Neu im Repertoire des Adventures sind Flüssigkeiten. Diese werden ebenfalls in den Rätselpassagen genutzt. So lassen sich Wasserläufe umleiten, um Pflanzen aus dem Boden wachsen zu lassen, über welche wir anschließend hinweg springen können. Zwar ist der Rätselspaß diesmal relativ anspruchslos, dafür machen die Knobeleien eine Menge Spaß.
Hüpfet ihr Helden, hüpft!
Im Kern ist Trine 2 sicherlich als Sidescrolling-Puzzle-Adventure zu bezeichnen. Jedoch besitzt das Spiel auch viele Einflüsse eines echten Jump'n Runs. So springen wir die meiste Zeit durch die Wälder, Höhlen oder Schlossareale und kämpfen gegen Monster oder die Rätseleinlagen. Insgesamt funktionieren die Sprungpassagen sehr flüssig und die Charaktere reagieren punktgenau auf unsere Eingaben. Zwar gilt hier das Gleiche wie für die Rätseleinlagen („nicht sonderlich anspruchsvoll“), allerdings machen auch die Jump'n Run-Einlagen eine Menge Spaß. Und wer nicht alleine durch die Dungeons zaubern, schlagen, laufen oder springen will, der kann sich mit dem plattformübergreifenden Koop-Modus (gilt nur für PC und Mac) auch bis zu zwei Freunde hinzuholen. Zu dritt lassen sich Rätsel, Abenteuer und Gegner um einiges schneller lösen und besiegen – ein großer Spaß! Sehr vorbildlich: Der Koop-Modus kann auch lokal an einem Bildschirm gespielt werden.
Zauberhafte Optik und Chill-Out-Soundtrack!
Neben all den Jump'n Run- & Rätseleinlagen machen aber vor allem die Optik und der Soundtrack richtig Spaß. Grafisch bietet uns Trine 2 eine gar zauberhafte Atmosphäre. Helle Farben, schöne Zaubereffekte und eine tolle Umgebung trotz 2D-Ebenen machen Trine 2 zum echten Hingucker. Besonders gelungen sind jedoch die Lichteffekte. Egal ob Sonnenuntergang, Gewitter mit Regen oder unter Wasser: Die dynamische Beleuchtung der Levels ist nahezu überragend. Wie bereits angesprochen spielt Trine 2 auf der 2D-Ebene, jedoch ist die gesamte Umgebung im 3D-Design gehalten, wodurch die Tiefeneffekte der einzelnen Hintergründe sehr sauber und vollgepackt wirken. Vollgepackt gilt übrigens auch für den mittelalterlichen Soundtrack. Dieser erzeugt in Zusammenarbeit mit der zauberhaften Optik eine Atmosphäre, welche wir in diesem Genre in dieser Form schon lange nicht mehr erlebt haben. Leider hat die deutsche Synchronisation hier und da ihre Macken, da die Sprecher an manchen Stellen etwas unmotiviert klingen. Zum Glück können wir via Steam, was von Trine 2 vorausgesetzt wird, jederzeit die Sprachausgabe auf den O-Ton umstellen – ein Wehrmutstropfen!