Auf der Streaming-Plattform Twitch scheint die Welt derzeit Kopf zu stehen. Die Gründe dafür sind plötzliche Copyright-Strikes, sogenannte DMCA-Takedowns (Digital Millennium Copyright Act), seitens der RIAA (Recording Industry Association of America). Dabei handelt es sich um den US-Lobbyverband der Musikbranche, die deren Interessen repräsentiert und gleichzeitig vertritt. Nun ist die RIAA auf Twitch aufmerksam geworden.
Twitch im Visier der Musikindustrie
Allerdings geht es nicht direkt um Livestreams, die auf der Streaming-Plattform ausgestrahlt wurden, da in diesem Fall kritische Stellen bereits von Twitch automatisiert stumm geschaltet werden. Die RIAA konzentriert sich aktuell auf durch Nutzer erstellte Clips, also kurze Auszüge von stundenlangen Livestreams, die maximal 60 Sekunden lang sein können, bei denen urheberrechtlich geschützte Musik genutzt wurde oder im Hintergrund zu hören ist. Für das Nutzen solches Materials können Streamer einen Copyright-Strike erhalten. Bei insgesamt drei Strikes wird der Kanal eigentlich permanent gelöscht und steht somit nicht weiter zur Verfügung. Da viele Streamer hauptberuflich für ihre Zuschauer Livestreams veranstalten und dadurch ihren Lebensunterhalt bestreiten, ist die Angst unter ihnen derzeit groß, den eigenen Kanal für immer zu verlieren.
Gibt es eine Lösung gegen DMCA-Takedowns?
Ein Möglichkeit wäre zum Beispiel, dass Streamer ihre Clips aus den Jahren 2017 bis 2019 löschen, allerdings kann dies bislang lediglich manuell erledigt werden. Wer in den vergangenen Jahren besonders fleißig war, muss entsprechend tausende oder gar hunderttausende Clips löschen, was mit den derzeitig zur Verfügung stehenden Möglichkeiten wohl kaum machbar ist. Hinzu kommt, dass an solchen Clips viele Erinnerungen hängen, von denen sich viele Streamer nur äußerst ungern trennen möchten.
Was bringt die Zukunft? Noch mehr Copyright-Strikes?
Wie es nun weitergeht, ist derzeit noch nicht ganz klar. Twitch hat zwar versprochen, dass man den Streamern entsprechendes Werkzeug zur Verfügung stellen wird, damit Clips einfacher gelöscht werden können, doch dies dürfte nur der Beginn einer neuen, sehr umfangreichen Diskussion über die Nutzung von Musik darstellen.
Da Twitch jetzt im Fokus der RIAA steht, kann man wohl damit rechnen, dass in den kommenden Wochen weitere Strikes verteilt und Streamer einen Großteil ihrer Zeit investieren müssen, um ihre Archive auszumisten. Ob die Verantwortlichen jedoch eine Lösung finden werden, die für alle Parteien akzeptabel ist, kann bezweifelt werden beziehungsweise können bis dahin mehrere Jahre ins Land ziehen.